Kapitel 15

8.6K 456 33
                                    

•fünfzehn•

❝ Eine Rose könnte niemals eine Sonnenblume sein und eine Sonnenblume niemals eine Rose und trotzdem sind sie beide Pflanzen. Jede Blume hat ihre eigene Schönheit und so ist es auch mit uns Menschen. Ich denke das du die Königin der Blumen bist und ich ihre kleine Prinzessin. Du bist anders als ich, und ich bin anders als du und trotzdem sind wir uns so ähnlich. Wir sind beide etwas Besonders. 

        "UND HIER BEFINDEN wir uns im Herzen von Melbourne", murmelte Jason und drehte sich im Kreis. Laufend hetzten Menschen über den Platz. Sie alle hatten zwei Augen und entweder ein Kind an der Hand oder ein Handy in ihren Händen. "Der Touristenhochpunkt", schwärmte Jason vor sich hin und sah ein letztes Mal auf den übertrieben großen Stadtplan, von dem wir beide keine Ahnung hatten, wie wir diesen richtig entziffern sollten. 

        "Wo befinden wir uns?", fragte ich lachend, nachdem ich einen Teil meiner Haare hinter meine Ohren gesteckt hatte, um ebenfalls einen Blick auf den Plan zu werfen und mir die Frage vielleicht selbst beantworten zu können.

        Jason blickte kurz in mein Gesicht und tippte auf ein graues Quadrat, welches sich direkt in der Mitte des Plans befand, sofern ich es mit meinem bloßen Auge beurteilen konnte, mit der Bezeichnung H46. Generell war der gesamte Stadtplan von ungleichmäßigen Quadraten in allen möglichen Größen durchzogen.

        "Am Federation Square, im Herzen von Melbourne", nickte Jason und stieg ebenfalls in mein Gelächter ein. Die Menschen rund um uns gefroren in ihren Bewegungen ein und starrten uns für einen Augenblick an, ehe sie sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten widmeten und ihres Schrittes gingen. Ein kleines Mädchen mit einer dieser Puppen, die ihre Augen bewegten, wenn man sie schüttelte, winkte mir zaghaft zu, ehe sie von ihrer Mutter weitergezogen wurde.

        "Das hast du dir gerade ausgedacht?", fragte ich zwinkernd und blickte mich nach einer Straßenbezeichnung um. Jedoch fand ich bis auf einen Mann, der diese Werbeplakate für einen Fastfood-Konzern um seinen Hals trug, keinen weiteren Schriftzug.

        "Was?", fragte Jason unglaubwürdig, "also wir befinden uns gerade am Federation Square und hier ...", er deutete auf die Hinterseite des Stadtplanes, welcher durchgehend, bis auf vereinzelte Bilder, mit blocksatzartigen Schriftzügen bedruckt war, "steht das wir uns hiermit im Herzen von Melbourne befinden." Jason zitierte die erste Zeile eines ziemlich langen Absatzes, der diesen gepflasterten Platz genauer beschrieben hatte. Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als ich schnell den Absatz mit meinen Augen abgescannt hatte. 

        "Sandsteinpflaster", sagte ich, als ich den letzten Satz zu Ende gelesen hatte und blickte in das verwirrte Gesicht meines Gegenübers. "Du und ich stehen gerade mit unseren beschmutzten Schuhen auf westaustralischem Sandstein." Mein Blick fiel auf meine lilafarbenen Ballerina, welche ich in einem dieser Teenie-Läden mitten in der Oxford Street zu einem Preis von wenigen Pfund bekommen hatte. Ich hatte sie nie wirklich oft getragen, da ich nicht wirklich eine passende Klamottenkollektion für diese Schuhe besaß.

        "Sieht aus wie ganz normaler Sandstein", lachte Jason und blickte ebenfalls auf das ockerfarbige Gestein unter unseren Füßen. "Ist es aber nicht", kicherte ich und klopfte meiner Begleitung freundschaftlich auf die Schulter.

Auf irgendeine Art und Weise war ich eifersüchtig auf Sophie, da sie einen wunderbaren Freund gefunden hatte, der neben seiner liebenswürdigen Art, auch noch eine witzige und lustige Persönlichkeit in sich trug. Jedoch freute ich mich jedes Mal für die beiden, denn wenn man sie sah, wusste man was wahre Liebe war. Dachte ich jedenfalls. 

PrudenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt