•fünfunddreißig•
"Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, richtig verliebt zu sein, kicherte sie nervös. Aber ich habe darüber gelesen, in einem Buch, wieder kicherte sie, doch dieses Mal war es ein fröhliches Lachen. Es gefällt mir, dieses Gefühl."
SEINE BLAUEN AUGEN ruhen ungeduldig auf mir, fast so als würden sie mich im Hier und Jetzt in einen Bann ziehen wollen. Ich möchte ihn nicht anblicken, nicht wieder schwach zu werden ist mein Plan in diesem Moment. Doch es ist diese starke Macht, die durch diese beiden Augen ausgestrahlt wird, welche mich nicht loslässt. Zu viel habe ich in den letzten Wochen durchgemacht, und doch ist das dieses unbeschreibliche, wohlwollende Gefühl, welches mich schon bei unserem ersten Zusammentreffen übermahnte.
Alles fühlt sich so an, als würde es in einer Traumwelt ablaufen. Ich kann mich jedoch nicht entscheiden, ob es sich hierbei um einen schönen Traum oder einen Albtraum handelt. Ich könnte mich schnell dazu entscheiden, dass es ein fürchterlicher Albtraum ist und ich aufwachen und wieder einschlafen möchte. Jedoch fühlt sich alles so wirklich an.
Es ist wie ein Drehbuch eines Films, welcher den Zuseher dazu bringen sollte, sich über die Figuren aufzuregen. Genau so fühlt es sich an. Wie eine dieser Seifenopern, die immer früh abends im Fernsehen ausgestrahlt werden. Granma liebt diese Art der Unterhaltung, obwohl sie immer wütend in ihrem Schaukelstuhl sitzt und die Figuren beschimpft.
Verkehrt ist es. Alles was gerade abläuft, entspricht nicht der Vorstellung, die ich mir ausgemalt habe, als ich vor rund sieben Wochen in den Flieger nach Brisbane gestiegen bin. Es ist absurd, dass ich in diesem kleinen Wohnzimmer von Sophie stehe und in die blauen Augen dieses Jungen starre, welcher jedes Mal der Grund dafür ist, dass mein Herz so viel schneller schlägt und es gleichzeitig in viele Einzelteile zerreißt.
Es sollte anders sein, ich sollte bereits die Hälfte dieser zerknitterten Liste in meinem Notizblock abgehakt haben und mich nur darauf konzentrieren mein Praktikum in dieser Firma, zu absolvieren.
Verdammt, alles hätte anders laufen sollen.
Diese Gefühle sollen verschwinden.
Doch was mache ich stattdessen? Ich stehe hier und kämpfe gegen diese dicke, stickige Wand an, obwohl ich weiß, dass ich schon längst verloren habe.
Ich bin wütend auf Prudence. Wieso musste sie mich alleine zurück lassen? Wieso?
Tränen bilden sich in meinen Augen und fließen nach und nach über meine Wange. Seine Worte brennen. Sie verletzten mich. Ich möchte sie nie wieder hören. Nie wieder.
"Nein, Liah." Es ist Sophie, welche diese grausame Stille mit ihren Worten durchbricht und sich an Louis vorbei drängt. "Du weinst nicht." Sie schließt mich in eine vorsichtige Umarmung, als hätte sie Angst, dass ich zerbrechen könnte. "Verschwinde", brüllt sie und löst sich kurz von mir. "Du hast schon genug angerichtet, Louis." Ihre Worte haben die Wirkung von mehreren Hundert Nadelstichen, welche sich in meine Haut bohren.
Weitere Tränen lösen sich und tropfen auf die Schulter von Sophie. Ich kann nicht mehr dagegen ankämpfen. Ich sollte stark sein. In den vergangenen Monaten sollte ich so vieles sein, und nichts davon war ich. Aber bin ich gleichzeitig schwach? Bin ich schwach, wenn ich weine?
Prudence hat nicht geweint. Nicht einmal als sie einfach eingeschlafen ist. Sie hat verdammt noch mal gelächelt. Jedes Mal haben sich die Winkel ihrer Lippen nach oben gebogen. Und ich habe geweint, jedes verdammte Mal.
"Ich wiederhole mich nicht." Sie dreht sich nicht um, sondern hält mich nach wie vor fest im Arm. "Verschwinde aus meiner Wohnung, Tomlinson. Sofort!" Leicht erhebe ich meinen Kopf von ihrer Schulter und blicke ihn an. Ein letztes Mal möchte ich den unglaublich strahlenden Glanz seiner blauen Augen und die markanten Gesichtszüge aufnehmen. Ich möchte mich daran erinnern, wie es sich anfühlt seine rosanen Lippen auf meinen zu spüren. Dieses Gefühl zerfrisst mich und gleichzeitig übermannt mich die Angst, nie wieder diese Gefühle haben zu können.
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Prudence
Teen Fiction❝ Träume entstehen, damit sie Wirklichkeit werden.❞ Nach dem Tod ihrer besten Freundin bricht für Liah eine Welt zusammen, doch anstatt sich damit abzufinden, beschließt sie die Traumliste von Prudence abzuarbeiten und zwar Punkt für Punkt... doch...