Kapitel 14

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"B-Bitte öffne die d-die Zelle."

"Ms. Sie sind nicht befugt die Zellen alleine zu betreten. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass-"
"Jarvis jetzt schalte endlich diese Wand ab! Wir haben hier im Moment deutlich größere Probleme als irgendwelche Befugnisse!", fährt Maria die KI hektisch an und geht dabei immer wieder aufgeregt auf und ab, ganz so als würde sich die Situation so bessern.
"Aber Ms.-"
"Bitte, ich muss da rein und zwar sofort!", unterbricht die Psychologin schon wieder.
"Sonst passiert ihm gleich noch was!", fügt sie zur Überzeugung hinzu und deutet auf Loki, der immer noch mit seinen Gefühlen zu kämpfen scheint und sie immer wieder aus der Zelle heraus anschreit.
"In Ordnung", gibt Jarvis dann endlich nach und für den Bruchteil einer Sekunde schleicht sich ein erleichterte Lächeln auf ihr Gesicht.
Dann wird die Laiserwand ausgeschaltet und Maria stürmt sofort in die Zelle hinein, in der der Schwarzhaarige sie erschrocken ansieht.
"Bleib weg von mir!", brüllt er der Frau entgegen und weicht einen Schritt zurück.
"Loki ich will dir doch nur helfen!", versucht diese auf ihn einzureden, wobei ihre Stimme nicht ansatzweise so ruhig klingt, wie sie es beabsichtigt hat.
"Ich brauche deine Hilfe nicht!", erwiedert der junge Gott und seine Stimme beginnt wieder verdächtig zu zittern.
"Bitte-"
"Nein, geht einfach und lass mich allein! Ich will kein Mitleid und schon gar niemanden, der mit mir reden will!"
"Ich bemitleide dich doch gar nicht!"
"Oh doch, das tust du!"
Maria muss sich eingestehen, dass der Schwarzhaarige Recht hat. Sie hat Mitleid mit ihm, auch wenn sie es so gut es geht zu verstecken versucht, um die Situation nicht noch weiter zu verschärfen.
"Ich sagte, du sollst gehen!", wiederholt sich Loki und ist mittlerweile so laut, dass seine Stimme der Psychologin in den Ohren weh tut und er durch den halben Tower zu hören sein muss.
Gleichzeitig merkt sie, dass sie den Mann unter diesen Umständen unmöglich mit ihren Apellen an seine Vernunft beruhigen kann und es damit möglicherweise sogar nur noch schlimmer macht.
Sie muss sich etwas anderes überlegen und das schnell, wenn sie überhaupt noch irgendwas retten will. Warum reagiert sie in Stresssituationen eigentlich immer so planlos und tut Dinge ohne über ihre Konsequenzen nachzudenken? Was zur Hölle soll sie jetzt bitte tun?
Maria denkt angestrengt nach und lässt Loki dabei keine Sekunde aus den Augen um sicherzugehen, dass er an Ort und Stelle bleibt. Wobei er gerade so sehr mit sich selbst und den vielen Emotionen beschäftigt ist, dass das vermutlich sowieso überflüssig ist.
"Hast du mich nicht verstanden? Jetzt geh!"
Die laute Stimme des Schwarzhaarigen trifft die Frau so unerwartet, dass sie aus ihren Gedanken gerissen wird und erschrocken zusammenfährt.
"Nein, ich werde nicht gehen bevor du dich nicht wieder beruhigt hast!" antwortet die Psychologin so schnell, dass Loki sie nicht unterbrechen kann.
Dieser hält für einen einzigen Moment inne, ganz so als ob er diesen Satz nicht von ihr erwartet hätte, doch nimmt danach schnell wieder die gleichzeitig traurige und wütende Gestalt an.
"D-Das werde ich nicht, wenn du noch länger hier bleibst! Du bist diejenige, die in meiner Vergangenheit geforscht hat und jetzt erwartet, dass ich es für Gut heißen soll!"
Lokis Stimme zittert jetzt so stark, dass sie kurz vorm Versagen sein muss und bei seinem Gesichtsausdruck zieht sich Marias Herz schmerzhaft zusammen. Es ist so voll Wut und Schmerz, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht als zu wissen, was sie dagegen tun kann.
Sie will aber auch seiner Anweisung, zu verschwinden, nicht folgen da sie weiß, dass sie den jungen Gott dann für immer verloren hat und nie wieder Vertrauen zu ihm wird aufbauen können.
Auf der anderen Seite hat er Recht. Sie hat in seiner Vergangenheit gewühlt und ihn unvorbereitet damit konfrontiert obwohl ihr klar war, wie ungern er darüber spricht. Sie hat einen gewaltigen Fehler gemacht und jetzt muss die wohl oder übel die Konsequenzen dafür tragen. Und wenn das heißt, dass sie den Avengers beichten muss, dass sie versagt hat, dann soll es wohl so sein.
Die Frau will sich gerade umdrehen und wirklich gehen als ihr eine Idee kommt. Zugegebenermaßen ist sie ziemlich hirnverbrannt und vermutlich vollkommen idiotisch aber die Möglichkeit, dass es dennoch funktionieren wird, ist nicht ausgeschlossen.
Sie dreht sich langsam wieder um und sieht Loki stumm an, der hektisch atmend, mit wütendem Blick und glaßigen Augen auf der anderen Seite der Zelle steht.
Er macht gerade den Mund auf um Maria wahrscheinlich ein weiteres Mal zu sagen, dass sie verschwinden soll, als sie ihm zuvor kommt.
"Du hast Recht", gibt die Frau leise zu und lässt ihn dadurch inne halten,"Ich habe schon wider einen Fehler gemacht und dieses Mal ist er vielleicht sogar unverzeihlich."
Für den Bruchteil einer Sekunde meint die Psychologin Verwirrung im Blick des Schwarzhaarigen zu sehen.
"Gratulation, die Einsicht hält Einzug!", gibt er dann, mit vor Ironie triefender Stimme, wütend zurück.
"Ich wollte dich nie verletzen, glaub mir-", macht Maria weiter doch wird abrubt durch ein wütendes Schnauben unterbrochen.
"Ach ja? Und warum bei Odins Namen hast du dann genau das getan, von dem du gewiss gewusst hast, dass ich es hasse?!"
Und wieder hat er einen Punkt.
"I-Ich habe n-nur versucht dich besser v-verstehen zu können!", antwortet die Rot-Blonde und spürt, wie sich auch in ihren Augen Tränen bilden.
"Das reicht! Geht jetzt du erbärmlichen Weib und lass dich ja nie wieder blicken!", schreit Loki und deutet mit seinem Finger in Richtung Gang.
Der Frau versetzt es einen Stich ins Herz so herablassend von ihm behandelt zu werden, doch sie kann seine Reaktion gleichzeitig auch verstehen.
"B-Bitte gibt mir noch eine Chance. I-Ich glaube nicht, dass du das alles hier verdient hast und ich will es beweisen!", fleht Maria und setzt jede ihrer verzweifelten Hoffnungen auf diese zwei Sätze.
"Da irrst du gewaltig! I-Ich bin ein M-Monster und verdiene noch viel Schlimmeres!", keift der junge Gott zurück und bricht der Frau damit erneut das Herz. Sie kann er nur so von sich denken?
"Du lügst und das weißt du Loki! Hör auf dich hinter dieser Fassade des Bösewichts zu verstecken!"
Die Worte sind ihr über die Lippen gekommen, ohne dass sie überhaupt die Möglichkeit gehabt hat darüber nachzudenken, doch bei dem Schwarzhaarigen scheinen sie Wirkung zu zeigen da er sie mit einem Blick mustert, der so viele Emotionen beinhaltet, dass sie nicht einmal alle deuten kann.
Es ist ganz so als würde sich ihr Kopf ausschalten als die Psychologin langsam auf den jungen Gott zugeht.
"B-Bleib weg v-von mir!", sammelt er bei weitem unsicherer als zuvor und weicht ein paar Schritte zurück.
Doch Maria lässt sich nicht beirren.
"Bitte glaub mir, ich will dir von ganzem Herzen helfen", sagt sie dann so leise, dass es schon fast nur noch ein Flüstern ist.
"Ich....i-ich will keine Hilfe!", entgegnet der junge Gott mit so unsicherer Stimme, dass es im Gegensatz zu noch vor ein paar Sekunden wie ausgewechselt wirkt.
Ohne darüber nachzudenken, tritt die Frau noch einen Schritt auf ihren Gegenüber zu und schließ ihn in ihr Arme.
Loki spannt augenblicklich jeden Muskel seines Körpers an.
"W-Was soll das?! Lass mich auf der Stelle los!", wehrt er sich dann und versucht sich aus der aufgezwungen Umarmung zu lösen.
"Hör auf dich zu verstecken", murmelt Maria und wenn ihr Kopf nicht gerade wie ausgeschaltet scheinen würde, dann hätte er ihr schon längst gesagt, dass diese Aktion mehr als hirnverbrannt ist und sie schleunigst aufhören sollte einen Massenmörder zu umarmen, der kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht.
Zu ihrer Verwunderung bleibt der Schwarzhaarige jetzt aber stehen und scheint sich sogar ein winziges bisschen zu entspannen. Dennoch steht er immer noch wie versteinert da und rührt sich nicht. Vermutlich ist diese Idee doch bescheuert gewesen und macht das Ganze nur noch schlimmer.
Doch gerade als die Psychologin sich wieder lösen und endgültig gehen will, legen sich zwei Arme um sie und hindern sie daran ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Für einen Moment ist Maria zu perplex um zu begreifen, was gerade passiert doch dann kann sie sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Sie hat er geschafft Loki zu überzeugen!
Doch ihre Freude hält nur kurz an, da sie im nächsten Moment den hektischen Atem des Schwarzhaarigen und das Zittern bemerkt, das sich durch seinen gesamten Körper zieht.
Langsam beginnt sie Loki über den Rücken zu streichen in der Hoffnung ihn so beruhigen zu können.
"Schhh, beruhigt dich. Es ist alles gut", flüstert die Rot-Blonde sanft.
Und tatsächlich scheint es nach ein paar Minuten Wirkung zu zeigen, da sich der Atem des Mannes wieder etwas zu normalisieren scheint.
"Es tut mir so leid, ich wollte das alles nicht. Bitte verzeih mir", murmelt Maria leise aber so, dass er es auf jeden Fall hören kann.
Eine Antwort jedoch bekommt sie nicht. Ob das gut oder schlecht ist kann sie nicht einschätzen aber da der junge Gott immer noch keine Anstalten macht sich wieder aus der Umarmung lösen zu wollen, nimmt sie an, dass er ihre Entschuldigung akzeptiert.

- I'm here for you - (Loki FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt