Kapitel 24

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Ein kühler Wind weht Maria um die Nase, als sie am Abend durch einen kleinen Park in der Nähe ihrer Wohnung geht und die letzten Sonnenstrahlen des Tages auskostet, welche die Bäume um sie herum lange Schatten werfen lassen. Es sind kaum noch Leute unterwegs, weshalb das Einzige, was zu hören ist, das Rauschen der Bäume, der gedämpfte Lärm der Stadt und das Knistern der kleinen Steinchen unter den Füßen der Frau ist.
Eigentlich geht sie um diese Uhrzeit nur noch ungern durch so vergleichsweise unbelebte Teile New Yorks, doch heute musste die Psychologin einfach noch einmal nach draußen an einen ruhigen Ort gehen um über all das nachdenken zu können, was am Tag passiert ist und ihr schon seit Stunden durch den Kopf schwirrt.
Als eine weiter kühle Windböhe ihre erdbeerblonden Haare nach hinter weht, schließt Maria für einen Moment ihre Augen und atmet die erfrischende Luft ein. Durch den vielen Stress, den sie in den letzten Wochen gehabt hat, ist sie kaum noch dazu gekommen einfach mal spazieren zu gehen und etwas Zeit mit sich alleine und in Ruhe zu verbringen. Erst jetzt wird der Frau klar, wie sehr sie eine solche kurze Pause von all den Dingen des Alltags gebraucht hat und wie gut es ihr tut einfach mal die Stille um sie herum zu genießen.
Gleichzeitig schwirren Maria so viele Gedanken gleichzeitig durch den Kopf, dass sie sich kaum auf einen Einzelnen konzentrieren kann. Die meißen kreisen mal wieder um Loki und ihr Treffen mit den Avengers am Vormittag. Sie kann immer noch nicht ganz glauben, dass sie den Schwarzhaarigen tatsächlich weiterhin betreuen darf und ist heilfroh, diese Chance nicht komplett weggeworfen zu haben. Und dennoch ist die Rot-Blonde unsicher, wie sie in Zukunft mit Loki umgehen soll. Zwar hat sie den Avengers vor ein paar Stunden noch selbstsicher ihren Plan geschildert, der zu diesem Zeitpunkt einfacher und klarer denn je erschien, doch je mehr sie darüber nachdenkt, desto mehr beginnen der Frau Zweifel zu kommen.
Denn selbst wenn die Idee, dem jungen Gott als Freundin gegenüber zu treten vielleicht keine Schlechte ist, so bleibt immer noch die Frage offen, wie genau Maria weitermachen soll. Loki war heute deutlich besser drauf als gewöhnlich, klar, aber dennoch schien er nicht so, als würde er sich bei nächster Gelegenheit bedingungslos öffnen und jede Frage beantworten, die ihm gestellt wird. Denn wenn man Thors Erzählungen Glauben schenkt, dann standen sich die beiden Brüder in ihrer Kindeheit ebenfalls sehr nah und dennoch scheint der Schwarzhaarige ihm nie von seinen wahren Gefühlen und Problemen erzählt, sondern immer nur jedem vorgespielt zu haben, dass alles in Ordnung sei.
Was ist also, wenn er sich bei ihr auch so verhalten wird und nicht anfängt von seiner Vergangenheit zu erzählen, die der einzige Anhaltspunkt ist, den Maria gerade hat?
Was, wenn er wieder beginnt seine Maske aufzusetzen und durch seinen plötzlichen Gemütswandel schon dabei ist, ihr etwas vorzuspielen?
Dann würde die Psychologin nichts mehr haben, an dem sie ansetzen kann und müsste wohl oder übel zugeben, dass sie versagt hat und nicht mehr weiter weiß.
Denn wenn sie eines mittlerweile über ihren Patienten gelernt hat, dann, dass er unter Druck noch viel weniger redet und so die einzige Möglichkeit, die der Rot-Blonden noch bleibt, ist, darauf zu hoffen, dass er von alleine beginnt etwas über sich preis zu geben, mit dem man arbeiten kann.
Maria bleibt mitten auf dem Gehweg stehen und legt ihren Kopf in den Nacken. Durch die dichten Baumkronen hindurch kann sie vereinzelt den immer dunkle werdenden Himmel über sich erkennen und den Mond, der durch die vielen Lichter der Stadt nur eine unscheinbare Silhouette darstellt.
Sie wünscht sich nichts sehnlicher als den Avengers und vorallem auch Loki helfen zu können. Denn außer ihr scheint keiner den Halbgott wirklich zu verstehen und sich erst recht niemand Mühe zu machen, ihn etwas besser kennenzulernen. Es ist einfach ihn als den Bösewicht zu betrachten und für seine Taten zur Rechenschaft zu ziehen, anstatt durch genaueres Hinsehen vielleicht zu merken, dass mehr hinter dem Schwarzhaarigen steckt als auf den ersten Blick ersichtlich.
Wenn die Frau jetzt scheitert und Loki nicht zum Reden bekommt, dann wird er mit Thor wieder nach Asgard geschickt und weiß Gott, was dort mit ihm angestellt wird. Dann würde vermutlich niemand jemals den wahren Grund des Angriffes auf New York erfahren und der Mann auf ewig als der gewissenlose Massenmörder dastehen, der er definitiv nicht ist.
Maria geht langsam weiter und überlegt, was sie Loki sagen müsste, damit er endlich versteht, dass sie ihm wirklich helfen will und er ihr sein Herz ausschütten kann. Es würde dem Schwarzhaarigen auf jeden Fall gut tun einmal alles auszusprechen, was ihm auf der Seele lastet, doch bisher scheint er das noch nicht begriffen zu haben oder einfach nicht wahrhaben wollen.
Seufzend kickt die Frau ein Steinchen vor sich her. Sie hatte ja keine Ahnung, wie schwer es sein kann, jemandem zu helfen, der sich so sehr gegen Hilfe sträubt, dass ihm ein lebenslanger Aufenthalt in asgards Kerkern lieber wäre, als zu reden.
Dabei müsste Loki doch mittlerweile gemerkt haben, dass Maria sowieso schon so viel über ihn weiß, dass es nur noch die Details über seine Vergangenheit sind, die er ihr erzählen müsste. Mittlerweile wäre es deutlich einfachere mit der Sprache herauszurücken, als am Schweigen festzuhalten.
Vielleicht muss sie es dem Gott auch  genau so ins Gesicht sagen um ihm klar zu machen, dass er die letzten Teile seiner mühsam erbauten Mauer jetzt auch abreißen kann, da diese ihn nicht mehr schützen werden.
Noch bis sie wieder an dem alten Gebäude angekommen ist, in dem sich ihre kleine Wohnung befindet, grübelt die Rot-Blonde darüber, was sie tun und sagen sollte, doch kommt am Ende doch zu keinem nennenswerten Ergebnis. Für eine Psychologin eigentlich ziemlich traurig, findet sie, doch tröstet sich letztendlich damit, dass sie mit Loki auch einen wirklich schwierigen Fang gemacht hat, der nicht nur sie an bisher unbekannte Grenzen gebracht hätte.

Ich will mich nur noch mal für das Feedback und die netten Kommentare bedanken und dafür, dass ihr alle meine Geschichte lest!
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sie so gut ankommt und jetzt schon 4k reads hat (Ist das Deutsch? Ich glaube nicht 😂)
Wie dem auch sei, ich hoffe dass ich auch in Zukunft so weiterschreiben kann, dass euch die Story gefällt und wünsche euch allen noch eine schöne Woche.

- I'm here for you - (Loki FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt