Kapitel 55

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Immer und immer wieder ließt Maria den kurzen Text, in der Hoffnung, dieser würde sich irgendwann verändern und eine weniger fatale Nachricht verkünden.
Doch ganz egal, wie lange sie auf den Bildschirm starrt, es verändert sich rein gar nichts.
Die Gedanken der Frau überschlagen sich und sie ist nicht in der Lage auch nur einen davon richtig zu fassen zu bekommen, weshalb in ihrem Kopf nichts als das reinste Chaos herrscht.
Die Welt weiß, dass Loki noch hier ist. Es ist genau das eingetreten, von dem sie alle gehofft haben, dass es nicht kommen wird, da es schreckliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
Diese Feststellung kreist immer und immer wieder in ihren Gedanken und übertönt alles andere.
Die Psychologin ist so geschockt von dem, was sie da gerade gesehen hat, dass sie erst wieder mitbekommt was um sie herum geschieht, als Stark ihr unsanft an der Schulter rüttelt.
"Sehen Sie, was Sie angerichtet haben! Wie konnten Sie nur so leichtsinnig sein!", brüllt er ihr entgegen, doch seine Worte kommen gar nicht richtig bei Maria an, da sie immer noch wie neben sich zu stehen scheint.
"Maria, was hast du dir nur dabei gedacht?", fragt Natasha in deutlich ruhigerem Ton und legt ihr eine Hand auf die Schulter, woraufhin die Frau ihren Kopf zu der Rothaarigen wendet.
"W-was habe ich mir wobei gedacht? Wovon... w-wovon redet ihr?", stammelt sie mit belegter Stimme und ist sich sicher, jeden Moment das Bewusstsein verliehen und einfach auf den Boden sacken zu können.
"Der Artikel, dass Loki sich noch hier im Tower aufhält, wurde von einer gewissen Kim Lawton verfasst, die ganz zufällig Ihre beste Freundin ist, habe ich Recht?" erklärt der Milliadär kurz angebunden, doch das reicht, damit der Psychologin speiübel wird.
Sie kann es nicht fassen. Kim hat wirklich ihr Vertrauen auf die schlimmste nur denkbare Weise missbraucht und genau das der ganzen Welt berichtet, von dem sie noch vor wenigen Wochen geschworen hat, es niemals jemandem zu erzählen.
In genau diesem Moment realisiert Maria, dass ihre Freundschaft nun offiziell beendet ist und sie lieber sterben würde, als sich je wieder mit ihr zu vertragen.
Wie konnte sie es nur wagen solch einen Artikel zu veröffentlichen, in dem nicht sie, sondern die gesamten Avengers an den Pranger gestellt werden?
"Das hat Ihnen wohl jetzt endgültig die Sprache verschlagen oder?", brummt Banner wütend und funkelt die Frau so böse an, dass sie schwören könnte, seine Iris grün aufleuchten zu sehen.
Auch Rogers will gerade etwas sagen, doch der Bogenschütze kommt ihm zuvor, indem er auf die Fünf zugestapft kommt und mindestens genauso gestresst wie wütend aussieht.
"Ein Team ist schon auf dem Weg hier her! Wir müssen Loki so schnell es geht von hier wegschaffen!", sprudelt es nur so aus ihm heraus und die gesamte Aufmerksamkeit der restlichen Avengers gilt mit einem Mal ihm.
"Ist Thor verständigt? Er muss so schnell es geht kommen", fragt Bruce Banner in die Runde.
"Schon auf dem Weg hier her. Steve kommen Sie mit Barton und mir. Wir holen unserem Gast aus seiner Zelle", antwortet Natascha und winkt die beiden hinter sich her.
"Sorgen Sie dafür, dass wir freie Bahn haben und alles glatt läuft", ruft sie über die Schulter dem Physiker zu, der daraufhin nickt und ebenfalls binnen Sekunden aus dem Raum verschwindet.
Maria wird nicht einmal die Möglichkeit gegeben noch etwas zu sagen, als Stark sie schon grob am Arm packt und hinter sich her in einen der Gänge zieht.
"Hey, was soll das! Lassen Sie mich los!", beginnt sie zu protestieren, als sie endlich ihre Stimme wiederfindet und beginnt sich zu wehren.
Doch dadurch wieder der Griff um ihren Arm nur noch fester und schmerzhafter, weshalb sie schnell aufhört zu versuchen, dem Milliardär zu entkommen.
"Wo bringen Sie mich hin? Was passiert jetzt mit Loki? Warum kommt die Regierung hier her und holt ihn? Ich dachte, die wüssten, dass er noch hier ist", sprudeln stattdessen die Fragen aus ihr heraus.
"Sie werden dahin gebracht, wo Sie niemand findet und Sie nicht noch mehr Schaden anrichten können!", murrt Stark wütend und beschleunigt seine Schritt noch etwas mehr.
"Und Loki wird wieder nach Asgard gebracht. Wir haben ihn hier behalten, obwohl uns eigentlich angewiesen wurde, ihn schnellstmöglich wieder nach Hause zu schicken. Wenn die Regierung ihn einmal in die Finger bekommt, dann werden sie ihn unter keinen Umständen wieder den Asen ausliefern, was wahrscheinlich in einem Krieg enden wird, den wir sicherlich nicht führen wollen!"
"Bitte was?! Ich dachte, das wäre legal, was wir hier machen!", ruft Maria erschrocken aus.
"Tja, war es aber nicht. Und wenn Sie auch nur einmal Ihren verdammten Mund gehalten hätten, dann hätte niemand jemals Wind davon bekommen!", erwiedere der Braunhaarige und schnaubt wütend. Die Frau geht erst gar nicht auf dessen beleidigenden Aussage ein, da sie weiß, dass sie damit nur noch mehr Zeit verschwenden würde.
"Wenn Loki schnell hier weg muss, dann lassen Sie mich doch helfen. Ich bin die Einzige, der er vertraut!", sagt sie stattdessen.
"Schlagen Sie sich das sofort wieder aus dem Kopf! Sie setzen ganz bestimmt keinen Fuß aus diesem Tower, bis die ganze Sache erledigt ist!", erwiedert Stark als er sich zu der Erdbeerblonden umdreht und warnend mit seinem Finger auf sie zeigt.
"Aber-", will diese protestieren, da sie nicht vor hat, sich so schnell geschlagen zu geben, doch wird von dem Milliardär unterbrochen noch bevor sie richtig angefangen hat.
"Wenn Sie jetzt nicht gleich die Klappe halten, dann schwöre ich, werfe ich Sie von dem Dach dieses Towers!", droht er Maria.
Diese lässt sich davon jedoch nicht einschüchtern und will einfach weiter versuchen den Braunhaarigen zu überzeugen, sie helfen zu lassen, doch bevor sie die Möglichkeit dazu hat, hält der Mann auch schon vor einer Tür an, die er daraufhin öffnet und die Frau ausanft hineinschubst.
"J, sorg dafür, dass sie hier drin bleibt!", weist er die KI an und knallt keine Sekunde danach mit einem lauten Scheppern die Tür ins Schloss.
Die Psychologin stürzt darauf zu und drückt die Klinke nach unten, doch egal wie sehr sie daran rüttelt, die Tür öffnet sich nicht.
Stark hat sie wirklich hier drin eingeschlossen!
Sie hämmert mit ihren Fäusten gegen die Tür und ruft wütend um Hilfe, doch nichts tut sich.
Immer wieder versucht sie irgendwie die Tür zu öffnen, doch hat bei weitem zu wenig Kraft, um etwas ausrichten zu können.
Irgendwann werden die  Befreiungsversuche der Erdbeerblonden weniger und schwächer. Nicht nur, weil sie langsam die Kraft verlässt, sondern auch, weil sie mit der Zeit versteht, dass niemand kommen und sie befreien wird.
Maria lässt sich an der Tür hinab auf den Boden sinken, bevor sie ihr Gesicht in ihren Händen vergräbt und hemmungslos zu schluchzen beginnt.
Tausende Gefühle und Gedanken stürzen auf einmal auf sie ein und die Frau weiß sich nicht weiter zu helfen, als diesem ganzen Chaos mit Tränen Ausdruck zu verleihen.
Es ist genau der Fall eingetreten, an den sie im Stillen so oft gedacht, jedoch nie für möglich gehalten hätte, dass er wirklich jemals eintreten wird.
Der absolute Worst Case.
Sie hat es geschafft die Avengers, die es gerade erst hinbekommen haben, sich als Team zusammenzufinden, in ein furchtbar schlechtes Licht zu rücken und ihren frisch erlangen Ruf womöglich für immer zu ruinieren.
Vielleicht würde sogar Anzeige gegen sie erstattet werden, da sie den mit größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte jedem verheimlicht und sich gegen strikte Anweisungen der Regierung gestellt haben.
Sie kann nicht glauben, dass die Avengers  Loki einfach im Tower behalten haben und es nicht einmal für nötig gehalten haben, ihr zu erzählen, dass sie sich damit dem Staat widersetzen. Wie auch immer sie es geschafft haben, die Regierung davon zu überzeugen, dass der Schwarzhaarige längst wieder in Asgard ist.
Bei dem Gedanken an Loki beginnen die Tränen nur noch schneller über ihre Wangen zu laufen.
Sie hat ihm versprochen, dass alles gut werden würde und jetzt ist eine Spezialeinheit hinter ihm her, deren einzige Absicht es ist, ihn auf ewig in ein Gefängnis zu stecken, da die Erklärung der Psychologin vermutlich sowieso niemanden mehr interessieren wird.
Und selbst wenn Thor es schaffen sollte ihn rechtzeitig wieder zurück nach Asgard zu bringen, dann will sich die Frau gar nicht ausmalen, was der Allvater dort mit ihm anstellen wird.
Den Erzählungen des Schwarzhaarigen nach, wird ihn dort aber vermutlich auch nicht gerade die mildeste Strafe erwartet.
Maria rollt sich zu einem kleinen Ball zusammen und lässt all ihren Tränen freien Lauf. Sie hat auf ganzer Linie versagt und dieses Mal gibt es endgültig kein zurück und keine Chance auf eine Besserung der Lage mehr. Sie hat alle um sich herum in einen tiefen Abgrund voller Probleme und Sorgen gestoßen und ist selbst wahrscheinlich diejenige, die am glimpflichsten davon kommt, obwohl sie für all das verantwortlich ist, was sich genau in diesem Moment abspielt.

- I'm here for you - (Loki FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt