Kapitel 28

1.5K 87 6
                                    

Als Maria aus dem Aufzug des Starktowers tritt, stößt sie beinahe mit Clint Barton und Natascha Romanoff zusammen, die beide im selben Moment um eine Ecke biegen.
"Oh Verzeihung, ich habe Sie nicht gesehen", entschuldigt sich die Frau schnell und tritt einen Schritt zur Seite.
Barton wirft ihr nur einen grimmigen Blick zu und geht dann ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei, seinerseits in den Aufzug. Die Frau schluckt schwer und direkt bekommt ihre gute Laune einen gewaltigen Dämpfer. Der Bogenschütze scheint immer noch ziemlich sauer auf sie zu sein, was absolut nachvollziehbar, deshalb aber nicht weniger schmerzhaft ist.
"Tut mir leid, wegen Clint. Normalerweise ist er nicht so", sagt die verbleibende Rothaarige als sich die Türen des Aufzuges geschlossen haben und sie nicht mehr gehört werden können.
"Oh, ich kann das schon verstehen. Er hat ja schließlich einen guten Grund mich so zu behandeln, das haben Sie alle. Ich sollte mich noch einmal entschuldigen", antwortet Maria und sieht betrübt auf den Boden.
"Ach Quatsch. Ich gebe zu, es war alles andere als gut, was Sie gemacht haben aber Fehler passieren nun einmal und es ist offensichtlich, dass Sie bereuen, was Sie getan haben. Deshalb sollte wir alle darüber hinwegsehen und uns auf die Zukunft konzentrieren. Clint kann das normalerweise auch aber Loki ist immer noch ein schwieriges Thema bei ihm. Sie haben sicherlich mitbekommen, was passiert ist", erklärt die Spionin und wirft ihrer Gegenüber ein aufmunterndes Lächeln zu.
"D-Danke, dass Sie mir noch eine Chance gegeben haben, ich weiß das wirklich zu schätzen", sagt diese mit ungewöhnlich belegte Stimme.
"Ich denke, das ist in unser aller Interesse gewesen", winkt die Rothaarige ab, "Und übrigens sollten wir mit diesen steifen Förmlichkeiten aufhören, das nervt doch wirklich finden Sie nicht? Ich bin Natascha."
Jetzt schleicht sich doch wieder ein Lächeln auf die Lippen der Psychologin und sie schüttelt die Hand, die ihr entgegen gestreckt wird.
"Maria"
"Wie läuft's eigentlich mit Loki?", will Natascha dann wissen.
"Um ehrlich zu sein, ist es immer noch reichlich schwierig etwas brauchbares aus ihm herauszubekommen aber ich arbeite daran. Er scheint sich aber neuerdings irgendwie verändert zu haben. Ich glaube, es dauert nicht mehr lange bis er anfängt zu reden", erklärt die Erdbeerblonde und ist wirklich froh darüber, dass außer Barton niemand der Avengers wirklich nachtragend zu sein scheint.
"Na dann will ich dich gar nicht aufhalten und wünsche viel Erfolg", antwortet die Agentin und lächelt Maria noch einmal zu, bevor sie ebenfalls Richtung Fahrstuhl geht.
"Danke", ruft ihr diese nach bevor sie sich ihrerseits auf den Weg macht um heute hoffentlich mehr aus dem Halbgott herauszubekommen, als die Male davor.

"Hallo Loki", begrüßt die Frau kurz darauf den Mann in der Zelle und lässt sich auf dem Stuhl nieder, der davor steht.
"Die zwei Tage sind schneller vergangen, als ich jemals für möglich gehalten habe", stöhnt der Schwarzhaarige und lässt seinen Kopf an die Wand hinter sich fallen.
"Ich hoffe doch sehr, dass du über das nachgedacht hast, was ich dir das letzte Mal gesagt habe", sagt Maria und lässt sich nicht von der schlechten Laune des Gottes beirren.
Doch dieser scheint anscheinend nicht auf diese Aussage antworten zu wollen, da er einfach nur weiter an die Wand starrt und keinen Ton von sich gibt.
"Loki?", fragt die Psychologin, da es schon fast so wirkt, als hätte er sie nicht verstanden und würde deshalb nichts sagen.
"Was erwartest du denn für eine Antwort? Selbst wenn ich mir die Mühe gemacht hätte darüber nachzudenken, hätte sich dadurch gewiss nichts an meiner Meinung geändert", schnaubt der Mann.
Um erlich zu sein, hat die Erdbeerblonde tief in ihrem Inneren bereits so eine Antwort geahnt, muss aber zugeben, dass sie wenigstens auf eine andere gehofft hat. Denn das würde alles so viel einfacher machen und die Zeit, in der sie mit Loki diskutieren müsste wie mit einem kleinen, sturren Kind deutlich verkürzen.
"Du hast also immer noch nicht eingesehen, dass es sinnvoll wäre einfach mit mir zu reden", stellt sie seufzend fest, doch lässt es mehr wie eine Frage klingen, da sie wirklich sicher gehen will.
"Das sagte ich bereits, ja", grummelt der Schwarzhaarige.
"Warum bist du eigentlich so schlecht drauf? Das kann doch wohl kaum nur daran liegen, dass ich wieder da bin", will die Frau daraufhin wissen, da irgendetwas dem jungen Gott gewaltig gegen den Strich zu gehen scheint.
"Oh, ich sehe darin Grund genug", antwortet dieser nur schlicht und wirft Maria einen genervten Blick zu.
"Ach wirklich? Denn wenn ich mich recht daran erinnere, dann warst du es, der nach mir gefragt hat und im Grunde genommen somit Schuld daran ist, dass ich überhaupt wieder hier bin", kontert sie daraufhin und schenkt dem Mann ein engelsgleiches Lächeln, welcher daraufhin nur stöhnend die Augen verdreht.
"Diese eine, absolut bereuhenswerte Aktion wird mir jetzt wohl auf ewig vorgehalten werden", grummel er halblaut und anscheinend mehr zu sich selbst, aber die Psychologin hört es trotzdem und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Es amüsiert sie sehr, dass der junge Gott so wehement an seinen Ausreden festhält wobei sowohl er auch als die Frau sehr genau wissen, dass sie gelogen sind. Es gibt mit Sicherheit einen sehr guten Grund, warum er nach ihr gefragt hat und früher oder später, da ist sich Maria sicher, wird sie diesen in Erfahrung bringen.
"Also", beginnt sie dann nach einigen Sekunde der Stille zwischen den beiden,"Da du ja immer noch nicht einsehen willst, dass ich Recht habe und du mit mir reden solltest, muss ich dich wohl noch ein bisschen breitschlagen."
Von dem Schwarzhaarigen ist ein Seufzen zu hören, mit dem er in jedem Theater tosenden Applaus für eine sehr überzeugende Darbietung geerntet hätte.
"Loki, ich weiß, dass du nicht dumm bist und deshalb ist mir auch klar, dass du weißt, was dir blüht, wenn du nicht langsam mal daran denkst ein bisschen mitzuarbeiten. Ich bin mir sicher, dass es sich positiv auf deine Strafe auswirken würde, wenn du uns hilft und die Fragen beantwortest, die dir gestellt werden. Und das willst du doch oder? Dass der Schaden, den deine Taten hinterlassen für dich so gering wie nur möglich ausfällt."
Wieder herrscht für einen Moment Stille bis Loki sich auf seiner Liege dreht und Maria heute zum ersten Mal richtig ansieht. Sein Blick wirkt müde und doch gleichzeitig so genervt, dass es fast schon lustig aussieht.
"Du beginnst aus Verzweiflung langsam dich zu wiederholen, ist dir das bewusst?", fragt er dann.
"Gut möglich, aber wenn das nötig ist um dich endlich zum Reden zu bringen, dann wiederhole ich mich gerne noch ein paar weitere Male", entgegnet die Erdbeerblonde und verschränkt die Arme vor der Brust, während sie sich auf ihrem Stuhl zurückfallen lässt.
"Und um zu deiner Frage zurückzukommen: Nein, mich schert es nicht, wie hart meine Strafe ausfällt, da es nicht schlimmer sein kann als deine Fragen, die ich mir Tag für Tag anhören muss", sagt der Halbgott und wirkt dabei aufrichtiger, als Maria erwartet hat.
Nervt sie ihn wirklich so sehr? Liegt es vielleicht an ihr, warum er nicht beginnt zu reden? Aber weshalb hat er dann nach ihr gefragt, wenn er eigentlich froh sein müsste, sie nie wieder zu sehen?
"Loki, nerve ich dich? Also nicht nur so ein bisschen sondern wirklich so sehr, wie du die ganze Zeit vorgibst?", fragt die Frau dann, da sie glaubt eine neue Idee gefunden zu haben um Loki doch noch zum Reden zu bekommen.
"Hörst du überhaupt zu? Für eine Psychologin scheinst du deinen Job nicht wirklich gut zu machen", entgegnet der Mann in der Zelle und scheint wirklich verblüfft über diese plötzliche Frage.
Doch Maria hat genau das zu hören gekriegt, was sie insgeheim hören wollte, da ihr Plan so tatsächlich in die Tat umgesetzt werden könnte.
"Ok, dann habe ich einen Vorschlag: Wenn du das nächste Mal, wenn ich komme mit mir redest und mir jede Frage beantwortest, die ich stelle, dann werde ich mich danach mit den Avengers zusammensetzen und nie wieder kommen. Ich werde dich für den Rest deines Lebens in Ruhe lassen und vielleicht sogar ein gutes Wort für dich einlegen. Wie klingt das?", unterbreitet sie Loki ihre Idee und hofft inständig endlich einmal auf Zustimmung bei ihm zu treffen.
Und tatsächlich scheint der Schwarzhaarige über ihr Angebot nachzudenken, da er nicht sofort beginnt zu protestieren.
"Ich gebe dir Bedenkzeit bis Morgen und wenn ich wieder komme, dann werden wir ja sehen, für was du dich entschieden hast", verkündet die Frau nachdem der junge Gott auch nach ein paar weiteren Sekunden nichts von sich gegeben hat und erhebt sich von ihrem Stuhl.
"Ich hoffe, du entscheidest dich klug", verabschiedet sie sich dann und verlässt ohne ein weiteres Wort seinerseits den Zellentrakt.
"Hey Jarvis?", fragt sie auf dem Fluhr nach kurzem Überlegen in die Luft.
"Guten Tag Ms. Was kann ich für Sie tun?", ertönt im nächsten Moment auch schon die monotone Stimme der KI.
"Weiß du, ob Mr. Stark gerade da ist und einen Moment Zeit für mich hat?", will die Psychologin wissen.
"Tut mir leid aber Mr. Stark ist gerade in seiner Werkstatt und hat strikte Anweisung gegeben nicht gestört werden zu wollen. Soll ich ihm eine Nachricht von Ihnen hinterlassen?"
Maria überlegt wieder einen Augenblick, dann nickt sie.
"Ja, bitte sag ihm, dass er mich bei nächster Gelegenheit anrufen soll. Ich muss etwas mit ihm klären."
"Natürlich Ms.", antwortet Jarvis und im nächsten Moment herrscht wieder Stille auf dem Fluhr.
Mit einem zufriedenen Lächeln macht sich die Frau daraufhin auf den Weg nach Hause, da sie an diesem Tag mehr als zufrieden mit dem ist, was sie erreicht hat. Sie ist sich sicher, dass Loki ihr Angebot annehmen wird, wenn er wirklich so genervt von ihr ist, wie er immer vorgib zu sein. Und dann würde es doch noch Aussichten auf einen positiven Ausgang der Dinge geben und sie könnte beweisen, dass es kein Fehler war sie anzustellen.

- I'm here for you - (Loki FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt