Es herrscht eine ganze Weile Stille, in der Maria mit aller Macht versucht nach einer Lösung zu suchen, die nicht darin besteht, Loki weiterhin schweigen zu lassen.
Doch so sehr sie es auch versucht, fällt ihr nichts anderes ein, als das, was sie bereits versucht hat.
Die Frau muss es einfach schaffen, Loki irgendwie doch zum Reden zu überzeugen, da sie sich sicher ist, dass es sie nicht im geringsten weiterbringen würde, ihn unter Druck zu setzen.
Denn wie sie den Schwarzhaarigen kennt, wird es sich, je länger die Diskussion noch andauert, immer weiter verschließen und wenn überhaupt nur mit ihr sprechen, wenn er sie als eine Person ansieht, der er zu hundert Prozent vertrauen kann.
Sie atmet noch einmal tief durch, bevor sie schließlich wieder zu sprechen beginnt.
"Loki, ich werde dich jetzt ein letztes Mal bitten mir das zu erzählen, was dir so schwer auf den Herzen liegt. Denn es wird sich nur etwas an deiner Situation ändern können, wenn du mir sagst, womit ich es zu tun habe."
Der Schwarzhaarige rührt sich nicht und sieht nicht einmal von der Hand auf, die noch immer jene der Psychologin hält.
"Ich will dir wirklich helfen und um ehrlich zu sein geht es mir viel mehr darum, dir diese Last von den Schultern zu nehmen, als den Avengers endlich ihre langerwartete Erklärung zu überbringen. Ich will, dass du eine zweite Chance bekommst und beweisen kannst, dass in dir so viel mehr steckt, als der hinterhältige Bösewicht, dem niemand vertrauen kann. Aber wenn du mir nicht genug vertraust, mir dein Herz auszuschütten, dann kann ich nichts für dich tun, egal wie sehr ich das vielleicht will."
Maria macht eine weitere Pause, in der sie ein weiteres Mal tief durchatmen, da sie schon beinahe befürchtet, dass ihr letzter Versuch ihren Gegenüber doch noch umzustimmen, erneut scheitern wird.
"Du bist mir wichtig ok? Und deshalb will ich, dass du mir von dem erzählst, was vor New York passiert ist. Dann verspreche ich dir, dass alles gut wird und du nichts von alledem je wieder mitmachen musst."
Die Sekunden voller Schweigen nachdem sie geendet hat, fühlen sich an wie Stunden und sind für die Erdbeerblonde beinahe unerträglich.
Aus der langen Pause, in der Loki einfach nur auf seine Hände starrt, entnimmt die Frau, dass es wohl nicht mehr mit ihr sprechen wird und sie ihre letzte Chance auf diese Weise an ihn heranzukommen verspielt hat. So leicht ist er dann wohl doch nicht, ihn zu überreden.
Sie wartet noch ein paar Sekunden hoffnungsvoll, doch als auch in dieser Zeit nicht passiert, gibt sie schließlich auf.
Sie will schon aufstehen und gehen, um dem Schwarzhaarigen seine Ruhe und den Freiraum zu geben, den er benötigt, als plötzlich doch seine leise und unnatürlich zitternde Stimme die Stille bricht.
"Wenn ich dir das erzähle, dann musst du versprechen, dass du es für dich behälst und den Avengers eine andere Geschichte erzählst."
Sofort setzt sich Maria wieder richtig hin und nickt bestimmt, ohne überhaupt richtig über das nachzudenken, was Loki von ihr verlangt.
"In Ordnung", fügt sie zur Bestätigung noch hinzu, da sie nicht sicher ist, ob ihr Gegenüber, der sie immer noch nicht ansieht, ihre stille Zustimmung überhaupt mitbekommen hat.
Für einen kurzen Moment kommt ihr den Gedanke in den Kopf, was passieren würde, wenn am Ende wirklich alles von dieser einen Wahrheit abhängen würde, von der sie versprochen hat, sie geheim zu halten.
Doch genauso schnell, wie dieser Gedanke gekommen ist, verdrängt sie ihr auch wieder, da jetzt keine Zeit ist sich über so etwas den Kopf zu zerbrechen.
Wichtig ist nur, dass Loki bereit ist mit ihr zu reden und diese Chance sollte sie unter keinen Umständen ins Land streichen lassen, auch wenn das bedeuten würde, dass sie die Avengers möglicherweise ein weiteres Mal belügen müsste.
Ihr Gegenüber atmet einmal tief durch und Maria drückt seine Hand etwas fester, um ihn so Mut zu machen.
"D-du weiß ja davon, dass ich mich in all meiner Verzweiflung von der Regenbogenbrücke in Asgard gestürzt habe richtig?", fragt er mit leiser Stimme, doch lässt der Psychologin keine Zeit zum Antworten, da er direkt weiterspricht.
"Nun ja, wie man sieht bin ich dabei nicht gestorben, wie aber vor meinem Angriff alle angenommen haben", der Schwarzhaarige macht eine kurze Pause, da es ihm verdammt schwer zu fallen scheint, all das auszusprechen, von dem bis jetzt niemand auch nur das Geringste ahnt.
"Er... E-er hat mich gefunden und... u-und er hat-", seine zitternde Stimme versagt und anscheinend schafft er es nicht weiterzusprechen, weshalb die Frau ihm ihre freie Hand auf die Schulter legt.
"Hey, atme tief durch ok? Du schaffst das", versucht sie ihn zu beruhigen und ist froh, dass Loki ihr Herz nicht hören kann, das wie wild in ihrer Brust schlägt, "Was hat er getan?"
"E-er.... e-er hat... hat mir Dinge angetan, von denen du nicht einmal in deinen schlimmsten Alpträumen träumen kannst."
Es herrscht Stille.
Sehr lange.
Maria hat die Worte verstanden, die der Schwarzhaarige so mühevoll über seine Lippen gebracht hat, doch dessen Bedeutung würde sie am liebten nie begreifen, da augenblicklich Bilder durch ihren Kopf schießen, die so viel Leid zeigen, dass ihr die Vorstellung das Herz zerreißt, dass Loki so etwas angetan wurde.
Er wurde gefoltert. Das ist es, was er ohne jede Frage mit seiner Aussage meint.
Sie will sich gar nicht vorstellen, wie es sein muss, solche Qualen zu durchleben und danach nicht einmal jemanden zu haben, mit dem man über all das reden kann, da man zu viel Angst hat, es würde sich alles wiederholen.
Erst als Maria es geschafft hat diese schrecklichen Bilder halbwegs in den Hintergrund zu drängen und etwas sagen will, bemerkt sie, dass dem Schwarzhaarigen vor ihr stumm Tränen über die Wangen rinnen und seine Hand, die ihre umklammert, zittert.
Sofort steht sie von ihrem Suhl auf und setzt sich neben ihn.
"Hey, Loki-", weiter kommt die Psychologin nicht, da der Mann seine zitternd Hand aus der Ihren löst und sich so von ihr wegdreht, dass sie sein Gesicht und somit seine Tränen nicht sehen kann.
Für einen Moment ist die Frau überrumpelt, doch dann legt sie ihre Hand auf die Schulter des Schwarzhaarigen und versucht sanft ihn wieder zu sich zu drehen.
"Es ist vollkommen normal, dass man nach so einem traumatischen Erlebnis von seinen Gefühlen überrumpelt wird, doch wenn du mit niemanden darüber sprichst, dann wird es nicht besser, glaub mir" versucht sie ihn davon zu überzeugen, sich wieder ihr zuzuwenden, doch bekommt nur ein minimales Kopfschütteln.
Sie atmet einmal tief durch bevor sie einen zweiten Versuch startet.
"Loki, ich bin für dich da ok? Meinetwegen sprich nicht mit mir, aber kapsel dich jetzt bitte nicht ab. Ich will keine Details wissen, sondern nur, dass es dir irgendwie besser geht", murmelt sie mit leiser Stimme und streicht dem Schwarzhaarigen über den Rücken, der daraufhin noch ein paar Sekunden zögert, bevor er sich schließlich doch wieder umdreht und mit tränennassen Augen auf die Psychologin herunter schaut.
"Das tut mir alles so schrecklich leid", haucht Maria und senkt ihren Blick um nicht dem ihres Gegenübers standhalten zu müssen, da sie all das Leid praktisch in dessen Augen ablesen kann.
"K-Kannst du einfach hier bleiben?", fragt Loki dann mit einer Stimme, die sich anhört wie die eines kleinen, traurigen Jungen.
Die Frau nickt, unfähig zu sprechen, da ihr seine Situation in diesem Moment um einiges näher geht, als eigentlich in ihrem Job gut wäre, da sie immer eine gewisse Distanz zu ihren Patienten und deren Problemen halten sollte, um nicht von deren emotionalen Erlebnissen mitgerissen zu werden.
Doch bei dem Schwarzhaarigen hat sie diese Distanz schon längst über den Haufen geworfen und er ist nicht einfach mehr nur ein weiterer Patient, dem sie helfen soll.
Deswegen ist sie auch nur in der Lage wieder nach der Hand ihres Gegenübers zu greifen und zu hoffen, dass dadurch seine Finger aufhören zu zittern.
Immer und immer wieder beginnt Marias Kopf sich neue Bilder einfallen zu lassen, die immer grausamere Wege zeigen, auf denen Loki gefoltert worden sein könnte.
Sie versucht sie zwar immer wieder zu verdrängen und sich auf etwas anderes zu konzentrieren, doch schafft es nie länger, als für ein paar Sekunden.
Als sie das erste Mal vor diese Zelle getreten ist, hätte die Erdbeerblonde nie für möglich gehalten, dass solch ein grausamer Grund hinter dem Angriff auf New York steckt und erst recht nicht, dass der Schwarzhaarige eigentlich nicht der Täter sondern selbst das Opfer ist.
Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Fragen fallen der Frau ein, die sie unbedingt noch beantwortet haben würde, doch die traut sich nicht danach zu fragen, da sie befürchtet Loki damit zu sehr unter Druck zu setzen und seinen Zustand, der sich immer weiter zu verbessern scheint, schlagartig wieder zu verschlechtern.
Sie entscheidet sich also dafür, erst einmal ruhig zu sein und ihrem Gegenüber die Zeit zu geben, die er benötigt. Falls er irgendwann anfängt zu sprechen, dann wir immer noch genug Zeit sein um ihre Fragen zu stellen.
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- I'm here for you - (Loki FF)
FanfictionMaria Robertson, eine junge Psychologin aus New York, erhält eines Tages einen merkwürdigen Brief, in dem sie aufgefordert wird für die Avengers zu arbeiten. Trotz anfänglichen Zweifeln entschließt sie sich dazu das Angebot anzunehmen. Was diese Ent...