Irgendwann hört Maria auf zu weinen und ihr viel zu hektischer Atem beruhigt sich wieder ein wenig.
Einfach alles raus zu lassen, hat ihr mehr als gut getan und es fühlt sich so an, als ob ihre Probleme direkt ein Stückchen kleiner und weniger present wären.
"Alles wieder gut?", wird sie im Flüsterton von Kim gefragt und obwohl sie immer noch Sorgen schwer wie Felsen in sich trägt, nickt die Frau und löst sich wieder aus der Umarmung um ihre Tränen trocknen zu können.
"Willst du noch irgendwas sagen?", will ihre beste Freundin dann wissen und die Psychologin denkt einen Moment über das Angebot nach.
Auf der einen Seite würde sie ihr am liebsten alles bis ins kleinste Detail erzählen, da sie mit irgend jemandem über ihre Situation sprechen muss und die Journalisten die einzige Person ist, der sie so weit vertraut, es niemandem zu verraten, doch auf der anderen Seite will die Rot-Blonde sich nicht noch mehr Ärger mit den Avengers einhandeln, wenn die erfahren, was sie jetzt schon alles erzählt hat, das nicht für die Außenwelt bestimmt ist. Außerdem würde Kim ihre Gefühle und ihr Verhältnis zu Loki wahrscheinlich sowieso nicht so verstehen, wie es eigentlich ist und sie mit ihrem nicht vorhandenen Verständnis ungewollt verletzen und nur noch unglücklicher machen.
"Nein. Aber danke, dass du da bist, das hat mir wirklich geholfen", lehnt Maria dann ab und zwingt sich zu einem kleinen Lächeln.
Die Braunhaarige scheint es ihr zwar nicht eine Sekunde abzukaufen, belässt es aber dabei und bohrt nicht unnötig nach, wofür ihr die Psychologin unendlich dankbar ist.
"Gut, wenn das so ist, dann gehe ich jetzt, denke ich. Die Arbeit ruft uns du siehst aus, als ob du alleine sein wolltest", sagt Kim dann nach einigen Sekunden der Stille und erhebt sich von der Couch.
Auch die Erdbeerblonde steht auf und begleitet ihren Besuch zur Tür.
"Danke, dass du gekommen bis", bedankt sie sich dann erneut.
"Klar doch, dafür sind beste Freundinnen doch da."
Maria umarmt ihre Freundin noch ein letztes Mal, bevor diese aus der Tür tritt und die Stufen des alten Treppenhauses hinabsteigt.
"Und viel Glück mit deinem Date!", ruft sie der Dunkelhaarigen dann noch nach, von der sie daraufhin ein zustimmendes Lachen bekommt.
Zurück in ihrer Wohnung sieht die Frau auf ihre Uhr und muss mit Erschrecken feststellen, dass es bereits halb zehn ist und sie ihren ersten Patiententermien schon verpasst hat.
Aber würde es Sinn machen jetzt noch loszugehen?
Nach kurzem Überlegen entscheidet die Psychologin, heute ebenfalls zuhause zu bleiben und sich wieder krank zu melden. In ihren Kopf herrscht sowieso noch ein viel zu großes Chaos und falls sich die Avengers heute schon melden sollten, will sie auf jeden Fall da sein.
Also schlurft die Frau in die Küche und macht sich einen Kreuertee währen sie sich für den Tag abmeldet.
Danach verkrümelt sie sich wieder auf ihre Couch, wickelt sich in eine Decke ein und starrt gedankenverloren vor sich hin.
Dass Kim bei ihr war, hat einerseits zwar geholfen, sie andererseits jedoch kein Stück weitergebracht. Angenommen, die Avengers würden sich gegen eine Kündigung entscheiden und ihr nach eine Chance geben, wie sollte Maria dann weiter vorgehen?
Der sinnvollste erste Schritt wäre er wahrscheinlich, die Situation mit allen aufzuklären und dann zu beraten, wie die nächsten Schritte aussehen sollten. Wenn alle zusammen an einem Strang ziehen, lässt sich vielleicht auch schneller eine Lösung finden.
Die Rot-Blonde müsste wieder langsam beginnen sich Loki anzunähern und hoffen, dass sein Vertrauen, wenn überhaupt jemals so etwas bestanden hat, nach dem Vorfall von gestern, nicht wieder vollkommen verloren ist. Denn wenn das der Fall sein sollte, dann kann sich die Frau abschminken, jemals wieder etwas aus ihm herauszubekommen, da sie mittlerweile zu viel über den Schwarzhaarigen weiß, als dass dieser seine Spielchen mit der falschen Maske weiterspielen könnte. Und ohne jegliches Vertrauen kann sie auch gleich vergessen, dass er freiwillig auf ihre Bitte hin aus dem Abschnitt seines Lebens erzählt,den er am meißten hasst.
Die Psychologin muss also darauf hoffen, dass ihre Reaktion wenigstens bei Loki gut angekommen ist und er ihr so weit vertraut, dass sie ihm Fragen stellen kann, ohne dass er wieder ausrastet. Auch wenn sie das verdammt vorsichtig anstellen muss, da der Gott, nach ihren Erfahrungen vom gestrigen Tag, noch um Längen sensibler ist als sie gedacht hätte.
Die größte Herausforderung wird aber in erster Linie sein, nicht rausgeworfen zu werden und sich Loki überhaupt jemals wieder nähern zu dürfen. Und dafür stehen die Chancen momentan leider mehr als nur schlecht und die Aussicht auf eine gute Nachricht schrumpft immer weiter dahin.
Maria trinkt einen großen Schluck des warmen Tees und denkt darüber nach, was sie tun könnte um das Urteil der Avengers vielleicht zu ihren Gunsten zu wenden.
Leider scheinen ihre Möglichkeiten überaus beschänkt zu sein und der Frau fallen so gut wie keine Ideen ein, die sinnvoll und umsetzbar sind.
Sie könnte einen Brief schreiben, in dem sie sich einen weiteres Mal entschuldigt und versucht ihre Gefühle zu beschreiben, die sie dazu getrieben haben, Lokis Zelle ohne Aufsicht zu betreten. Aber ob das besonders hilfreich und zielführend ist, steht in den Sternen, da Maria sich nicht einmal sicher ist, ob jemand ihre Erklärung verstehen geschweige denn nachvollziehen könnte. Außerdem ändert das nichts an der Tatsache, dass sie fast einen Massenmörder freigelassen hat und dadurch ganz New York gefährdet hätte.
Immerhin wurde die Erdbeerblonde angestellt um sich gut um Loki zu kümmern und ihn davon zu überzeugen mehr Informationen über den Angriff auf New York und seine genauen Absichten preiszugeben. Sie sollte professionell ihren Job machen, wie sie es schon bei so vielen anderen ihrer Patienten in der Vergangenheit getan hat, doch bei dem Schwarzhaarigen hat sie, ohne übertreiben zu wollen, auf ganzer Linie versagt. Nicht nur, dass sie sich mehr mit ihm streitet und infolge dessen regelmäßig leidenschaftlich ignoriert wird, als vernünftige und produktive Gespräche mit ihm zu führen, sie hat auch noch gegen die wenigen Regeln verstoßen, die aufgestellt worden sind und ihr Maß an unprofessionellem Verhalten so hoch gesteckt, dass sie es mir Sicherheit nie wieder würde übertreffen können.
Was allein wird sich Bruce Banner jetzt von dem Rest der Avengers anhören müssen, der ja im Grunde dafür verantwortlich ist, dass Maria überhaupt diese Möglichkeit geboten wurde. Wie schrecklich muss es für ihn sein, zu wissen, dass sein Vorschlag mächtig nach hinten losgegangen ist und beinahe in einer Katastrophe geendet wäre, wenn nicht meine Menge glückliche Zufälle und eine klar denkende KI dazwischen gekommen wären.
Vielleicht sollte sich die Frau nicht nur Gedanken über Loki und sich machen, sondern auch über die, die in irgendeiner Weise mit in diesem Schlamassel stecken. All jene, die dafür gesorgt haben, dass die Psychologin überhaupt ihre Arbeit aufnehmen konnte und Loki kennengelernt hat. Diese Leute hätten mit ein wenig Pech echte Schwierigkeiten bekommen können und es wäre zweifellos die Schuld der Avengers gewesen, wenn der Gott entkommen wäre. Zumindest würde das die Öffentlichkeit so sehen und die Abneigung der Bevölkerung war das Letzte, was die, gerade erst zusammengefundene Gruppe jetzt vertragen könnte.
Diese Erkenntnis macht es für Maria nur noch schwieriger daran zu glauben, dass noch Hoffnung auf einen guten Ausgang dieser Situation besteht. Denn mit Sicherheit sind die Avengers auch schon so weit gekommen und je mehr Dinge sie finden, die dagegen sprechen die Frau wieder ihrer Arbeit nachgehen zu lassen, desto kleiner wird auch die Chance auf ein Happy End für die Psychologin.
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- I'm here for you - (Loki FF)
FanfictionMaria Robertson, eine junge Psychologin aus New York, erhält eines Tages einen merkwürdigen Brief, in dem sie aufgefordert wird für die Avengers zu arbeiten. Trotz anfänglichen Zweifeln entschließt sie sich dazu das Angebot anzunehmen. Was diese Ent...