Kapitel 42

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Vor Wut förmlich kochend stapft Maria wenig später durch die bereits dunkel werdenden Straßen und kann sich nur knapp davon zurückhalten einen der Müllkontainer am Straßenrand mit dem Fuß einmal quer über den asphaltierten Weg zu treten.
Wieso hat sie sich diese vollkommen aus dem Ruder gelaufen Diskussion mit Kim überhaupt so lange angetan und sogar noch versucht sie weiterhin durch Entschuldigungen wieder zu beruhigen, wenn diese doch anscheinend sowieso nicht darauf aus war sich wieder zu vertragen und diesen lächerlichen Streit hinter sich zu lassen?
Sie hätte einfach viel früher gehen und sich nicht weiterhin am laufenden Band Vorwürfe und Beleidigungen von ihrer Freundin anhören sollen.
Wobei, ist Kim eigentlich noch ihre Freundin?
Eigentlich ist ein solcher vergleichsweise belangloser Streit kein Grund dafür eine so langjährige und innige Freundschaft einfach so hinzuwerfen, doch von der Journalistin scheint kein Stück Vernunft oder Einsicht zu kommen, beides etwas, das nötig ist, wenn die beiden Frauen wieder zueinander finden wollen.
Zwar liegt der eigentliche Fehler immer noch bei Maria selbst, doch diese hat ihn mittlerweile eingesehen, sich dafür entschuldigt und inständig gehofft auf Gehöhr zu treffen.
Doch Kim ist so unkooperativ wie noch nie zuvor, was vermutlich auch mit ihrem neuen Freund Adam zusammenhängt, der in den letzten Tagen erschreckend viel Einfluss auf sie zu haben scheint.
Eigentlich will die Psychologin die Freundschaft nicht so schnell aufgeben und sich damit abfinden, dass die beiden im Schlechten vielleicht für immer auseinandergehen, doch wenn Kim sich weiterhin so gegen die Entschuldigungen der Erdbeerblonden zur Wehr setzt und sich von Adam zu den falschen Entscheidungen verleiten lässt, dann bleibt der Frau nichts anderes übrig als den Tatsachen ins Augen zu sehen und zu ihrer eigenen Sicherheit auf Abstand zu gehen.
Über ihren Pessimismus muss Maria im nächsten Moment selbst den Kopf schütteln.
Sie sollte aufhören direkt den Teufel an die Wand zu malen, da seit dem Anfang des Streits gerade einmal ein paar Tage vergangen sind und das noch kein Grund dazu ist direkt von dem Schlimmsten auszugehen.
Gleichzeitig jedoch fragt sich die Frau, ob sie überhaupt noch mit Kim befreundet sein will, wenn diese sie anscheinend so wenig vermisst hat. Außerdem hat sie ja jetzt ihren supertollen Freund, der jede Freundin sofort zu ersetzten scheint. Wenn die Journalistin weiterhin solch große Stücke aus seine Meinung setzt, dann ist es klar, dass sich ihre Sicht auf Maria nicht gerade zu positiven wenden wird, da Adam die Frau jetzt schon alles andere als zu mögen scheint, was in diesem Fall aber auf Gegenseitigkeit beruht.
Seufzend biegt Maria um eine Kurve und stößt dabei fast mit einem Mann zusammen, den sie, vollkommen in Gedanken versunken, überhaupt nicht bemerkt hat.
Eilig entschuldigt sich die Frau bei ihm und beeilt sich dann so schnell wie möglich weiter zu gehen.
Schon nach ein paar Sekunden schweifen ihre Gedanken wieder ab und hin zu Kim. Die sinnvollste Entscheidung wäre es wahrscheinlich erst einmal abzuwarten was passiert und nicht direkt vom Worst-Case auszugehen. Vielleicht merkt die Journalistin im Laufe der nächsten Tage ja noch selbst, dass ihr Verhalten alles andere als gerechtfertigt, geschweige denn vernünftig war und entschuldigt sich ihrerseits, womit dieser blöde Streit dann endgültig gegessen sein sollte. Vielleicht wird ihr noch rechtzeitig klar, dass Adam sie manipuliert und trennt sich möglichst schnell wieder von ihm.
Auf jeden Fall hält Marias Ego und die immer noch nicht ganz abgeklungen Wut sie davon ab, Kim wie ein heimatloser Welpe hinterherlaufen und um Vergebung und Akzeptanz zu betteln. Damit würde sie ganz bestimmt nicht anfangen.
Wenn ihre Freundin nichts mehr von ihr wissen will, dann soll das in erster Linie nicht das Problem der Erdbeerblonden sein. Soll sie doch sehen, wohin das führen wird.

Den gesamten Nachhauseweg denkt Maria noch über dieses einzige Thema nach auch wenn ihr ihre Vernunft immer und immer wieder klar zu machen versucht, dass sie sich bereits jetzt schon wieder viel zu viele Gedanken macht und dringend damit aufhören sollte um nicht selbst früher oder später daran zu Grunde zu gehen.
Immerhin ist ihre Wut so gut wie verpufft, als die Psychologin schließlich die Tür ihrer Wohnung aufschließt und endlich die Tasche mit den mittlerweile ziemlich schwer gewordenen Büchern im Fluhr abstellt.
"Ich bin wieder da!", ruft sie mit bemüht fröhlicher Stimme, als sie ihre Schuhe und Jacke auszieht.
"Ach Maria, da bist du ja endlich. Wo hast du denn so lange gesteckt?", fragt die Mutter der Frau, als diese das Wohnzimmer betritt in dem ihre Eltern auf der kleinen Couch sitzen und irgendeinen Film im Fernsehen anschauen.
"Es gab noch so viel zu tun und alles hat ein wenig länger gedauert", winkt die Psychologin halbherzig ab, doch ist sich ziemlich sicher, dass sie so leicht nicht davonkommen wird.
"Was gab es denn so wichtiges, dass du deine Eltern einfach versetzt? Du hast uns die ganze Zeit noch nichts von deiner Arbeit erzählt, das ist untypisch für dich", sagt der dunkelhaarige Mann auf der Couch und wirft Maria einen prüfenden Blick zu.
Diese lässt sich Zeit mit ihrer Antwort, da sie hektisch abwegt, ob sie sich auf die Schnelle noch eine gute Ausrede ausdenken kann oder doch einfach die Wahrheit erzählen soll.
Es würde ihr mit Sicherheit gut tun einmal mit jemandem über alles zu sprechen, der nicht Loki heißt.
Die Frau lässt sich seufzend neben ihren Eltern auf die Couch fallen und beginnt dann, ohne sich noch groß den Kopf zu zerbrechen, zu erzählen.
Sie erzählt von dem Brief der Avengers, ihrem ersten Besuch im Stark-Tower und natürlich Loki. Auch Kim und den Streit der beiden Freundinnen lässt sie nicht aus und merkt schon während ihres langen Monologes, wie gut es ihr tut sich einmal die ganze Geschichte von vorne bis hinten von der Seele zu reden.
Mit jedem Satz scheinen sich in den Köpfen ihrer Eltern mehr Fragen aufzutürmen und würde die Erdbeerblonde ihnen eine Gelegenheit dazu geben, dann würden die beiden sie mit Sicherheit mit Fragen regelrecht überfluten. Gleichzeitig verziehen sich ihre Gesichter immer weiter vor Sorge oder Entsetzen, was auch deren Tochter immer weiter verunsichert.

- I'm here for you - (Loki FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt