Kapitel 45

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Als Maria am nächsten Morgen aufwacht wird sie von hellem weißen Licht empfangen, weshalb sie ihre Augen nur langsam öffnen kann um sie an die Helligkeit zu gewöhnen.
Sie will sich gerade strecken um ihre  Gelenke zu dehnen, die von ihrer vergleichsweise unbequemen Schlafposition schmerzen, als sie bemerkt, dass sie Loki immer noch in den Armen hält, seinen Kopf auf ihre Schulter gesunken.
Er scheint noch tief und fest zu schlafen. Sein Atem ist ruhig, seine Gesichtszüge entspannt und eine Strände seiner schwarzen Haare ist ihm ins Gesicht gefallen.
Die Frau kann nicht anders und streicht sie ihm vorsichtig zurück hinters Ohr. Dabei fällt ihr eine feine Narbe auf, die sich über seine Wange zieht und ihr bisher gar nicht aufgefallen ist, da sie mit etwas Abstand unmöglich zu erkennen ist.
Obwohl sie so unauffällig ist, wüsste die Erdbeerblonde nur zu gern woher sie stammt.
Vielleicht würde ihr der Halbgott irgendwann einmal die Geschichte hinter dieser alten Verletzung erzählen und möglicherweise den Kampf beschreiben, aus dem er sie als Andenken zurückbehalten hat.
Mit jeder Sekunde, die Maria den schlafenden Mann neben sich betrachtet, wird ihr klarer, dass definitiv Keiner, der auch nur die geringste Anschuldigung gegen ihn hegt, den Schwarzhaarigen jemals hat schlafen sehen. So ruhig und friedlich wie er im Moment aussieht, würde niemand glauben, dass er vor ein paar Wochen noch New York unter seine Herrschaft hat bringen wollen, und das, zumindest laut der Medien und so gut wie jedem anderen, ohne jede Gnade und aus reiner Boshaftigkeit.
Diese voreilig Behauptung kommt Maria plötzlich nur noch lächerlicher vor als ohnehin schon und am liebsten würde sie ganz einfach ein Bild von Loki machen, es überall im Internet verbreiten und ein für alle Mal klar stellen, dass er nicht im Ansatz so böse ist, wie alle glauben.
Doch offiziell ist der Halbgott nicht einmal mehr auf der Erde und jetzt plötzlich das genaue Gegenteil zu enthüllen würde mit Sicherheit nicht zur Besserung der Lage beitragen.
Mit einem leisen Seufzen sieht die Psychologin noch einmal zu dem schlafenden Mann, bevor sie versucht sich so vorsichtig wie möglich aus seinem Griff zu befreien um ihn möglichst nicht aufzuwecken.
Sie erhebt sich von der Liege, lehnt den Schwarzhaarigen so an die Wand, dass er nicht geradewegs umkippt und schleicht dann auf Zehenspitzen in Richtung der Laiserwand um die Zelle möglichst leise zu verlassen.
Als sie jedoch auf den Gang des Zelkentrackts blickt, sieht sie plötzlich eine Person, die wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein scheint und auf dem Stuhl sitzt, den sie für gewöhnlich immer in Beschlag nimmt.
Sie zuckt heftig zusammen und musst sich stark zusammenreißen um nicht laut zu schreien, womit sie Loki höchst wahrscheinlich unsanft aus dem Schaf reißen würde.
"Verdammt nochmal, Stark! Was soll denn das?", zischt Maria, als sie den Mann erkennt, der infolge ihrer Reaktion leise zu kichern beginnt.
"Sie können sich doch nicht einfach so da auf den Stuhl setzen und mich beobachten! Wissen Sie, wie gruselig das ist?", fragt sie dann, immer noch in aufgebrachtem Flüsterton, während sie die Zelle verlässt und neben den Milliardär tritt.
"Also ich fand das ziemlich amüsant", sagt er dann, die Armen vor der Brust verschenkt und einem frechen Grinsen auf dem Gesicht, als er sich auf dem Stuhl nach hinten lehnt.
"Außerdem bin ich nicht derjenige, der sich mitten in den Nacht ohne richtige Erlaubnis in das Haus einer anderen Person geschlichen und dann mit einem Massenmörder zusammen auf engstem Raum übernachtet hat, der einen jeden Moment umbringen könnte, wenn er Lust dazu haben würde!", fügt der Braunhaarige dann noch in anklagendem Ton hinzu.
"Shhh, nicht so laut!", erwiedere die Psychologin und hält sich einen Finger vor den Mund um ihren Gegenüber daran zu hindern Loki wirklich noch aufzuwecken.
"Und ja, tut mir leid, dass ich einfach so hier her gekommen bin aber ich wusste einfach nicht wohin", entschuldigt sie sich dann und bekommt augenblicklich ein schlechtes Gewissen.
"Jaja, schon gut. Jarvis hat mir alles erzählt. Schrecklich tragisch das Ganze", winkt Stark ab.
"Trotzdem, ich hätte nicht-", will sich Maria noch einmal entschuldigen, als sie realisiert, was der Milliadär ihr gerade gesagt hat und sie sich mitten im Satz selbst unterbricht.
"Moment, Sie wissen alles, was ich zu Jarvis gesagt habe?!", zischt sie ungläubig, da sie wirklich nicht damit gerechnet hat, dass die KI alle Kleinigkeiten erwähnen oder gar das Video der Überwachungskamera abspielen würde.
"Natürlich, was haben Sie denn erwartet, wenn Sie mitten in der Nacht vor meinem Tower stehen und reinkommen wollen. Jarvis hat mir auch die Aufnahmen aus der Zelle gezeigt. Herzzerreißend", plappert der Braunhaarige einfach drauflos, da er anscheinend keinerlei Gewissensbisse zu haben scheint, alle diese Dinge ohne ihre Erlaubnis über Maria erfahren zu haben.
"Bitte was?! Sie haben auch das gesehen?! Das war ein privates Gespräch!", erwidert diese entgeistert und muss sich bemühen ihre Stimme gedänft zu halten.
Doch auch das scheint dem Milliardär nicht den Hauch eines schlechten Gewissens zu verleihen, da er nur unbekümmert mit den Schultern zuckt.
"Ihr privates Gespräch", er zeichnet dabei Anführungszeichen in die Luft,"haben Sie mit einem der gefährlichsten Männer auf diesem Planeten geführt und dazu auch noch in meinem Tower, vor Überwachungskameras, die rund um die Uhr alles aufzeichnen, wovon Sie im Übrigen auch wussten. Und da überrascht Sie jetzt ernsthaft, dass ich davon weiß?"
Einen Moment braucht die Erdbeerblonde um die Worte des Mannes zu verarbeiten, da sie immer noch etwas müde ist und ihr Gehirn daher langsamer als normal funktioniert, doch dann muss sie sich eingestehen, dass er nicht Unrecht hat. Sie hätte sich denken können, dass ihr Gespräch mit Loki nicht unbemerkt und unter ihnen beiden bleibt, wenn sie es im Zellentrackt des Stark-Towers führt.
Dennoch kann sie immer noch nicht ganz glauben, dass der Braunhaarige es so schamlos angesehen hat.
"Aber auch wenn alles aufgezeichnet wurde, ist das immer noch mein Privatleben, in das sie da schamlos ihre Nase hineinstecken!", protestiert Maria und verschränkt ihre Arme vor der Brust.
"Ok, ok, jetzt entspannen Sie sich wieder. Ich werde niemandem von gestern Abend erzählen und auch nicht von diesem verboten niedlichen Bild, das sich mir heute Morgen hier geboten hat, als Sie beide noch geschlafen haben", erwidert Stark und hebt beschwichtigend die Hände.
Doch bei der Psychologin löst diese Aussage kein bisschen den gewünschten Effekt aus, da sie jetzt erst bemerkt, dass der Milliardär anscheinend schon eine ganze Weile auf diesem Stuhl sitzen und sie mit Loki beobachtet haben muss.
"STARK!", zischt sie so laut, dass sie dieses Mal wirklich Angst hat den Schwarzhaarigen damit zu wecken, doch schafft es nicht ihren Tonfahl zu dämpfen.
"Was soll das?!"
"Gegenfrage. Was sollte das?!", erwidert der Mann und deutet mit seinem Finger auf den zum Glück noch schlafenden Gott in der Zelle.
"Was denn?", entgegnet Maria fragend.
"Sie haben die ganze Nacht in seiner Zelle verbraucht und egal wie niedlich das auch gewesen ist, er hätte Sie töten können, wenn er Lust dazu gehabt hätte und niemand, rein niemand, hätte ihn davon abhalten können!", erklärte der Braunhaarige und die Psychologin bildet sich ein, aus seiner Stimme so etwas wie Sorge herauszuhören.
"Ach kommen Sie, darüber haben wir doch schon lange gesprochen! Loki ist nicht gefährlich und wird mir auch nichts tun. Es wird nur endlich Zeit, dass ihr das auch versteht", verteidigt sich die Frau und wirft einen kurzen Blick in die Zelle.
"Das tun wir vielleicht, wenn Sie uns endlich sagen können, was unseren Rentier-Freund hier dazu gebracht hat aus heiteren Himmel New York anzugreifen, wenn er es nicht aus selbstsüchtigen Gründen und Boshaftigkeit getan hat."
Maria weiß zwar, dass Stark sie mit diesen Worten werder angreifen noch verletzen will, doch trotzdem tut er es.
Sie weiß, dass sie mittlerweile schon längst hätte weitere Fortschritte erzielen sollen anstatt sich mit ihren eigenen Problemen aufzuhalten.
Tief in ihrem Inneren will sie nur mittlerweile schon gar nicht mehr wissen, was den Schwarzhaarigen zu seinen Taten getrieben hat, da sie sicher ist, nicht im geringsten darauf vorbereitet zu sein. Nur, dass sie das den Avengers unmöglich so sagen kann und ihr deshalb wohl oder übel nichts anderen übrig bleibt, als dennoch so lange weiterzumachen, bis sie alles weiß, was sie benötigt um endlich das zu erreichen, was sie will.
Verständnis für das, was Loki eben nicht aus freien Stücken getan hat und schon heute definitiv bereut, auch wenn er das nie zugeben würde.

- I'm here for you - (Loki FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt