- I'm here for you - (Loki FF)

Kapitel 12

Am Abend sitzt Maria mit einer heißen Tasse Tee auf ihrer Couch in ihrem kleinen Wohnzimmer. Im Fernseher laufen die Nachrichten doch die Psychologin kann sich nur sehr schlecht darauf konzentrieren. Die ganze Zeit schwirren ihr bloß die gleichen Fragen durch den Kopf.
Wie soll sie mit Loki umgehen?
Wie hat er es geschaft zu überleben und einen Angriff auf die Erde zu starten?
Aber die bei weitem am Wichtigste:
Warum? Warum hat er das getan? Warum die Erde? Was ist hier, was woanders nicht ist?
Bereits am Nachmittag hat sich Maria unentwegt den Kopf darüber zerbrochen. Bei ihren restlichen Terminen am Nachmittag konnte sie sich kaum konzentrieren und war heilfroh gewesen, dass es offenbar niemandem aufgefallen ist. Sie kann sich nämlich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann es ihr das letzte Mal so schwer gefallen ist ihren Patienten zuzuhören, wobei es eigentlich das ist, was sie an ihrer Arbeit so sehr liebt.
Plötzlich wird die Psychologin wieder hellhörig und richtet ihre gesamte Aufmerksamkeit auf den Fernseher.
"Kommen wir jetzt zu einem Thema, dass schon seit Tagen in jedermanns Munde ist: Was passiert mit Loki nach seinem Angriff auf New York?
Dazu hat die Regierung heute am später Nachmittag eine klare Aussage gemacht. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich er noch an einem sicheren Ort, der aber aus Sicherheitsgründen nicht genannt wurde. Am kommenden Freitag wird er wieder nach Asgard zurückgebracht. Einen Gerichtsprozess wird es daher voraussichtlich nicht geben. Das stößt zwar in einigen Teilen der Bevölkerung auf starken Widerspruch doch die Behörden hielten es für sicherer, Loki so schnell es geht von der Erde zu schaffen um weitere Angriffe auszuschließen."
Fast schon muss Maria über diese Aussage schmunzeln. Sie ist eine der wenigen, die wissen, dass die Regierung gelogen hat und Loki bleibt. Zumindest länger als offiziell bekannt gegeben. Laut dem, was Stark einmal kurz erwähnt hatte, hält es die Regierung für sicherer die Menschen in dem Glauben zu lassen, alles sei unter Kontrolle und die Gefahr weit entfernt.
Den nächten Beitrag bekommt die Psychologin jedoch schon gar nicht mehr mit, da sie erneut in ihren Gedanken versinkt. Wieder einmal kreisen sie ausschließlich um Loki. Nach dem, was Thor ihr heute über seine Vergangenheit erzählt hat, muss Maria sich noch einmal ein komplett neues Bild von ihrem Patienten machen. Er scheint ihr deutlich mehr zu verheimlichen als es auf den ersten Blick den Anschein macht. Vorallem wenn es um seine Gefühle geht scheint der junge Gott fast immer eine eiserne Maske zu tragen um niemandem sein wahres Gesicht zu offenbaren. Und obwohl er so viel erleiden musste und so oft belogen wurde kann sich Maria noch immer nicht erklären warum er dann die Erde angegriffen hat. Auf den ersten Blick scheint es logisch: Loki wollte etwas, oder besser gesagt jemanden, über den er herrschen konnte.
Auf den zweiten Blick gibt es aber viel zu viele kleine Details, die gegen so einen Angriff sprechen.
Wo hat der Gott eigentlich die Armee her? Wieso greift er gerade die Erde an, wo die Menschen nie etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hatten? Warum rächt er sich nicht erst an Asgard und seinem Vater bevor er versucht die Herrschaft über einen gesamten Planeten zu erringen?
Es muss noch Vieles geben, was Maria noch nicht weiß, Thor ihr aber auch nicht sagen kann, da Loki der Einzige ist, der es weiß. Und das ist das größte Problem. Außer ihm weiß niemand wirklich über ihn Bescheid. Niemand kennt seine wahre Gefühlslage und seine eigentlichen Absichten. Nicht einmal seine vermeintliche Familie, die ihn eigentlich so gut wie kein anderer kennen sollte.

Seufzend lässt sich Maria in die Rückenlehne ihrer Couch sinken und schließt ihre Augen. Noch vor einer Woche war sie der festen Überzeugung alles in Griff behalten zu können und Loki schnell zum Reden zu bekommen.
Naja, reden tut er ja. Nur eben entweder nichts, was ihr weiterhilft oder Dinge, die so abwegig oder unrealistisch sind, dass es nur Lügen sein können. Aber auch dieses Wissen bringt die Psychologin nicht weiter.
Sie wird wohl oder übel versuchen müssen den jungen Gott mit seiner Vergangenheit zu konfrontieren auch wenn das bei ihm wahrscheinlich auf recht wenig Begeisterung stoßen wird. Einen anderen Weg Loki zum Reden zu bekommen sieht Maria jedoch langsam nicht mehr, da er ja auf freundliche und professionelle Art und Weise niemanden an sich heran lässt.
Die junge Frau muss sich schon im Voraus genau überlegen, was sie sagen will oder besser gesagt kann ohne dass Loki wieder ausrastet oder am Ende gar nicht mehr mit ihr spricht. Beides wäre mehr als ungünstig und genau das Gegenteil von dem, weshalb die Avengers sie angestellt haben.
Vielleicht sollte es Maria wirklich einmal auf eine einfühlsame Art und Weise versuchen. Vielleicht muss sie genau das Gegenteil von dem tun, zu was Loki sie verleitet, da dieser offensichtlich genau das will. Dass die junge Frau die Fassung verliehrt, schließlich geschlagen aufgibt und ihn alleine und ohne ein Geständnis zurück nach Asgard entlässt. Wenn die Psychologin aber verständnisvoll agiert und dem Schwarzhaarige den Eindruck verleiht als würde sie voll und ganz auf seiner Seite stehen, dann würde er möglicherweise anfangen zu reden.
Sicher ist sie sich zwar mit dieser Taktik auch nicht, doch versuchen muss sie es trotzdem da ihre Möglichkeiten ohnehin schon beschränkt sind.
Jetzt muss sie sich nur noch überlegen, was sie genau sagen soll. Sollte sie gleich mit der Tür ins Haus fallen und Loki alles erzählen, was sie neuerdings weiß oder es doch lieber etwas langsamer angehen und ihm dezenter beibringen, dass sie jetzt vermutlich deutlich mehr über ihn weiß, als ihm lieb ist?
Maria weiß jetzt schon, dass diese Frage sie noch sehr lange beschäftigen wird und die nächste Nacht wohl wieder eine zu kurze werden wird.