Kapitel 31

1.4K 110 11
                                    

Dann, mit einem Mal, verschwinden die Bilder und die Frau kann wieder sehen. Sie stolpert von ihrem Stuhl und taumelt ein paar unkontrollierte Schritte zurück. Alles dreht sich und ihr Kopf schmerzt höllisch. Sie blinzelte noch ein paar Mal und braucht einen Moment um zu begreifen, dass sie sich wieder in der Zelle und somit altbekannte Umgebung befindet.
Dennoch scheint ihr Herz fast aus ihrer Brut springen zu wollen und Maria kann immer noch die vielen Gefühle spüren, die sie mit einem Mal überrollt haben und in ihrem Körper noch immer nachwirken. Das alles, was auch immer es war, ist zu viel auf einmal gewesen, als dass sie alles hätte verarbeiten können.
"Tut mir leid."
Die Erdbeerblonde erschrickt von der Stimme und sieht sich hektisch um, bis sie Loki, dessen Ursprung, auf seiner Liege sitzen sieht. Doch sein Anblick beruhigt sie auf keinste Weise, da er alles andere als vertraut aussieht. Seine Haut ist eisblau und seine Augen, mit denen er sie besorgt mustert, stechen rot hervor. Marias Herzschlag verschnellert sich noch mehr, falls das überhaupt noch möglich ist und sie stolpert einen weiteren Schritt zurück.
"Hey, pass auf!", ruft ihr Loki zu und springt auf.
Die Frau wäre bei seiner lauten Stimme beinahe noch einen Schritt zurückgewichen, wenn im nächsten Moment nicht ein gefährliches Zischen hinter ihr ertönen würde und sie erst jetzt merkt, wie verdammt nah sie an der Laiserwand der Zelle steht.
Mit einem erschrocken Schrei springt die Psychologin zur Seite und starrt die Wand mit weit aufgerissenen Augen an.
"Beruhig dich ok, es ist alles gut", entönt eine sanfte Stimme dann unmittelbar neben ihr und lässt sie wieder zusammenzucken, als sie den Halbgott direkt neben sich sieht.
"I-Ich... Du..d-du...Was-", sammelt sie nur, unfähig einen ganzen Satz herauszubringen und vollkommen mit der Situation überfordert.
"Es ist alles in Ordnung", versucht der Schwarzhaarige sie zu beruhigen, doch macht es damit kein Stück besser.
Maria schüttelt heftig den Kopf.
"N-Nein... w-was... was ist hier l-los? Du... d-du bist b-blau!", stammelt sie und weicht ein Stück von dem Mann zurück.
"Das ist kompliziert aber jetzt musst du dich erst mal beruhigen!", sagt Loki, doch die Frau hört gar nicht erst auf ihn.
"I-Ich will hier... h-hier weg. S-sofort!",  stottert die Erdbeerblonde, der alles viel zu viel auf einmal ist.
Doch noch bevor sie sich abwenden und Jarvis die Anweisung geben kann, die Zelle zu öffnen packt sie Loki an den Schultern und sieht ihr tief in die Augen.
"Hey, jetzt versuch dich zu beruhigen, ich bitte dich darum", sagt er in schon fast flehendem Ton und verwandelt seine blaue Haut wieder in sein normales Aussehen,"Siehst du, ich bin immer noch ich. Es ist alles in Ordnung."
Maria starrt den Mann vor sich hektisch atmend an, der plötzlich eine Hand erhebt und ihr eine Träne aus dem Gesicht wischt, die sich ihren Weg über ihre Wange gebahnt hat.
Erst jetzt fällt der Frau auf, wie voller Tränen ihre Augen sind und sie versucht schnell sie wegzublinzeln.
"Ich wollte dich nicht so überrumpeln", entschuldigt sich der Schwarzhaarige und sieht mit entschuldigendem Blick zu der Psychologin hinunter, die zitternd und unfähig etwas zu sagen vor ihm steht und irgendwie versucht all das zu verarbeiten, was in den letzten Minuten passiert ist.
Sie ist jedoch noch so sehr von all den Gefühle übewältigt, die auf einmal auf sie eingestürzt sind, dass sie es nicht schafft einen klaren Gedanken zu fassen und kurzerhand, ohne es zu wollen, schluchzend in Tränen ausbricht.
Damit scheint Loki jetzt ebenfalls vollkommen überfordert zu sein, da er für einen Moment wie angewurzelt vor der Frau steht und absolut nicht zu wissen scheint, was er tun soll.
Dann spürt Maria jedoch plötzlich, wie sie näher an den Größeren gezogen wird und sich zwei starke Arme vorsichtig um ihren zitternden Körper legen.
Ohne darüber nachzudenken, schlingt sie ihrerseits ihre Arme um den Mann und hält sich so sehr an ihm fest, als hätte sie Angst, er könnte jeden Moment davonlaufen oder sich einfach in Luft auflösen.
Maria rinnen die Tränen in Strömen über ihr Gesicht und immer wieder wird ihr Körper von einem weiteren Schluchzen erschüttert. Um ehrlich zu sein, weiß sie gar nicht so genau, warum sie eigentlich weint, doch sie kann einfach nicht aufhören, genauso wenig jedoch im Moment darüber nachdenken.
"Sshhhh, alles gut", flüstert Loki und streicht der Erdbeerblonden tröstend über die Haare.
Tatsächlich scheint das in Kompination mit der Umarmung und seiner beruhigenden Nähe relativ schnell Wirkung zu zeigen, da die Frau aufhört zu schluchzen und sie Tränen langsam versiegen.
"Tut mir leid, ich habe nicht angenommen, dass dich diese Sache so sehr treffen würde. Bitte verzeih mir", flüstert der Schwarzhaarige gegen Marias Haare.
Diese, immer noch nicht in der Lage richtig zu sprechen, nickt nur leicht mit dem Kopf, um dem Mann zu siegnaliesieren, dass sie ihm nicht böse ist und er sich keine Vorwürfe machen soll.
Dann herrscht eine ganze Weile Stille, in der die beiden einfach nur eng umschlungen in der Zelle stehen und keiner so schnell etwas an ihrer aktuellen Situation ändern zu wollen scheint.
Die Psychologin kommt immer weiter zur Ruhe und Lokis Nähe scheint sie auf irgend eine Weise zu beruhigen. Im Moment ist es ihr vollkommen egal, dass er ein Massenmörder ist und sich die meißten Menschen vermutlich nicht mal auf zehn Meter an ihn herantrauen würden. Sie weiß, dass ihr der Mann nicht wehtun würde und ihr wirklich zu vertrauen scheint, wenn er ihr solche Einblicke in seine Vergangenheit gewährt. Sie denkt zumindest, dass es sich um die Seine handeln muss, da ihr beide der Jungen in den Bildern sehr bekannt vorgekommen sind.
Erst jetzt kommt die Frau richtig dazu, darüber nachzudenken, was sie da überhaupt gesehen hat und sie würde bei diesem Gedanken am liebsten direkt wieder anfangen zu weinen. Das ist wirklich Lokis Vergangenheit gewesen und diese ist sogar noch trauriger und tragischer als sie es sich vorgestellt hat.
Spätestens jetzt kann sie absolut nachvollziehen woher seine Wut, vorallem gegenüber Thor, gekommen ist und warum er unter allen Umständen jede mögliche Information über seine Vergangenheit geheim halten wollte. Sie macht ihn schwach und angreifbar, etwas was er in seiner aktuellen Situation eigentlich unter keinen Umständen sein sollte.
Maria will sich gar nicht vorstellen, wie all die Jahre für den Schwarzhaarigen gewesen sein müssen, wenn sie schon nach einem so kurzen Einblick so viel Scherz und Trauer gesehen hat, dass es für ein ganzes Leben schon zu viel ist, geschweige denn für die vergleichbar kurze Zeit, die er erst unter den Lebenden weilt.
"Danke", nuschelt die Psychologin dann leise gegen die Schulter des Mannes, der sie immer noch in seinen Armen hält,"Danke, dass du mir das gezeigt hast."

- I'm here for you - (Loki FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt