Kapitel 1

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Maria Robertson schließt schnaufend die alte Holztür zu ihrer Wohnung im dritten Stock eines heruntergekommenen Mietshauses der 50er Jahre auf. Sie schleppt ihre 3 Einkaufstaschen und eine Kiste Mineralwasser in ihr bescheidenes Heim und stellt alles in der Küche ab.
Bevor sie aber beginnt die Einkäufe einzuräumen, schnappt sich die Frau ein Glas mit Wasser und löscht damit ihren Durst.
Da das Haus, in dem sich ihre Wohnung befindet, offensichtlich seit seiner Erbauung mit keiner grundlegenden Renovierung versehen wurde, gibt es dementsprechend auch keinen Fahrstuhl. Das bedeutet, jeder Bewohner muss seine Einkäufe oder andere schwere Dinge mit eigener Körperkraft die Treppen hinauftragen.
Schon oft hat sie sich gewünscht eine Renovierung würde bald anstehen, aber die kam nie.
Vor allem jetzt, nachdem dieser Gott die Stadt angegriffen hat, wird sich die Erfüllung dieses Wunsches noch weit in die Zukunft ziehen, da sowieso kein Unternehmen Zeit findet.
Als Marias Herz wieder in normalem Tackt schlägt, beginnt sie alle Einkäufe an ihren rechtmäßigen Platz zu räumen.
Ein weiteres Mal ärgert sie sich darüber, dass sie so wenig Stauplatz in ihrer Küche hat. Aber sie kann es nicht ändern, da der kleine Raum schon bis unter die Decke vollgestopft ist.
Da New York in den letzten Jahren immer teurer geworden ist, gibt ihr Job als Psychologin leider nicht viel mehr her und die Frau muss sich wohl oder übel mit dem abfinden, was sie hat.
Immerhin, denkt sie, während sie zwei Packungen Mehl in einen Schrank über dem Herd stellt, ist es hier recht gemütlich und vielen anderen Menschen mag es noch viel schlechter gehen.
Als Maria alles eingeräumt hat, fällt ihr der Brief ins Auge, der auf ihrem Küchentisch liegt. Sie hat ihn am Morgen dort hingelegt, aber das Öffnen auf später verschoben, da sie spät dran gewesen war.
Jetzt aber hat sie Zeit und schnappt sich den hellen Umschlag.
Ohne auf den Absender zu achten, reißt sie ihn auf und zieht neugierig einen Brief heraus.

Sehr geehrte Miss Robertson,

ich bin mir sicher, Sie werden verwirrt über diesen Brief sein, da wir uns eigentlich gar nicht kennen. Zumindest nicht persönlich.

Jetzt schaut sich die Frau doch den Absender auf dem Briefumschlag an.

Dr. Bruce Banner

Für einen kurzen Moment stockt ihr der Atem.
Natürlich kennt sie den Physiker.
Seine Arbeit hat sie schon als Kind fasziniert, obwohl sie sich damals wie heute nicht besonders gut in diesem Gebiet auskennt.
Doch spätest nach der Schlacht von New York kennt auch die ganze Welt den Hulk, was den Brief jedoch nicht gerade schlüssiger macht.
Was bitte will Dr. Banner von jemandem wie ihr?
Um sich diese Frage zu beantworten, widmet sich Maria wieder dem Schreiben und ließt weiter.

Sie werden sich auch wundern, wie ich auf Sie komme. Die Antwort ist einfach: Ich habe durch meine Probleme schon einige Male von Ihnen gehört und Sie sollen erstaunliche Fähigkeiten haben, was jedoch die Frage aufwirft warum Sie in so einer bescheidenen Wohnung leben. Ich will aber gar nicht ablenken. Der Grund nämlich, warum Sie diesen Brief erhalten haben ist, dass Sie für mich, beziehungsweise uns, arbeiten sollen. Wir haben da so ein kleines Problem, bei dem Ihre Fähigkeiten, wenn die Erzählungen denn wahr sind, hilfreich sein können. Und da ich weiß, dass ich bisher mehr Fragen geschaffen als beantwortet habe, möchte ich Sie einladen.
Wenn Sie an der Aufgabe interessiert sind, finden Sie sich doch bitte am nächsten Freitag um 15:00 Uhr vor dem Stark Tower ein.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bruce Banner

Maria ließt den letzten Satz noch drei Mal, in der Hoffnung ihn dann besser zu verstehen. Sie soll was tun? Zum Stark Tower kommen?!
Da der Inhalt des Satzes jedoch auch nach dem 8. Mal noch der Gleiche ist, muss es wohl stimmen und ihre Augen spielen der Psychologin nicht bloß nur einen Streich.
Sie weiß nicht, was sie tun soll. Das kann doch nicht ernst gemeint sein. Zwar ist ihr klar, dass sie gut ist, in dem was sie tut, aber dass die Erzählungen ihrer Fähigkeiten bis zu jemandem wie Dr. Banner reichen, hat sie nicht erwartet.
Der einzige Weg um das herauszufinden ist wohl in drei Tagen zum Stark Tower zu gehen und zu sehen, ob dort wirklich jemand auf sie wartet.
Bei dieser Erkenntnis muss sich Maria erst einmal auf einen der Küchenstühle setzen.
Sie hat gerade einen Brief von dem weltbekannten Dr. Banner erhalten, der sie persönlich um ihr Hilfe bittet.
Wenn es sich bei dem Schreiben um keinen dummen Scherz handelt, dann werden ihr bald ganz neue Möglichkeiten offenstehen.
Das muss sie tatsächlich erst einmal verdauen.
Viel Zeit dazu bleibt der Frau jedoch nicht, da ihr Handy im nächsten Moment zu klingeln beginnt und sie das vibrierende Gerät aus ihrer Hosentasche zieht.

Dad

Mit einem kleinen Seufzen, da gerade nicht wirklich der passendste Moment ist, um mit ihrem Vater zu plaudern, drückt sie auf den grünen Hörer.

"Hallo meine Liebe, wie geht es dir?"

Der, wie fast immer, freundliche Ton Ihres Vaters ertönt.

"Ganz gut soweit. Ich komme gerade von der Arbeit. Wie geht es euch?", fragt Maria nach.

"Ja, es geht uns bestens. Hör zu, ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Wir haben vor dich zu besuchen. Ich hoffe das ist so spontan in Ordnung, wir haben schon in knapp 2 Wochen einen Flug gebucht."

Einen Moment braucht Maria um das Gehörte zu verarbeiten. Eigentlich freut sie sich immer, wenn ihre Eltern mal vorbeikommen, da das maximal zwei Mal im Jahr der Fall ist, was aber der weiten Entfernung zu verschulden ist. Ihre Eltern sind nämlich, als sie noch ein kleines Kind war, von Amerika nach Deutschland gezogen. Ihr Dad hat dort ein einmaliges Jobangebot bekommen.
Maria hatte es aber als sie Erwachsen war wieder in die Staaten gezogen und sie ist vor 7 Jahren nach New York gezogen.
Nichtsdestotrotz könnten sich ihre Eltern keinen unpassenderen Zeitpunkt aussuchen um sie zu besuchen, wenn man bedenkt, was in der letzen Woche alles los war.

"Ja...also...", truckst sie dann herum.

"Wenn du nicht willst, dass wir bei dir wohnen, können wir und auch ruhig in ein Hotel einbuchen."

"Nein, nein schon gut. Ich war nur über die spontanität überrascht und dass ihr gerade jetzt kommen wollt", stellt die Psychologin klar.

"Was spricht denn dagegen, dass wir jetzt kommen. Hast du etwa einen Freund von dem wir nichts wissen sollen?"

Aus der Leitung ist ein leises Kichern zu hören.

"Nein, Dad!", erwidert die Frau und rollt mit den Augen, auch wenn sie sich dabei ein kleines Grinsen nicht verkneifen kann, "Es ist nur so, dass die Schlacht hier gerade mal 5 Tage her ist und es dementsprechend aussieht. Überall liegen Trümmer herum und teilweise sind ganze Straßen gesperrt."

Einen Moment ist es still auf der anderen Seite der Leitung, dann meldet sich der Mann wieder zu Wort.

"Gerade deswegen wollen wir ja kommen. Du sollst nicht so alleine sein Maria. "

"Das ist lieb von euch. Natürlich könnt ihr kommen. Ich muss aber arbeiten und werde nicht viel Zeit für euch haben."

"Mach dir um uns keine Sorgen. Wir werden dir nicht zu Last fallen", beschwichtigt der Mann, „Wann genau wir kommen gebe ich dir noch durch, ok? Bis dann."

"Alles klar. Bis dann", verabschiedet sich Maria und legt auf.
Beim Aufstehen blickte die junge Frau noch einmal auf den Brief auf dem Tisch.
Wenn das Angebot ernst gemeint ist, dann wird sie vielleicht bald für die Avengers arbeiten, die ja offensichtlich mir dem wir gemeint sind, auch wenn sie das mit Sicherheit erst begreifen wird, wenn es wirklich so weit sein sollte.

- I'm here for you - (Loki FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt