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"Rooooose! Ich hab dich so sehr vermisst. Siehst du?" Grace streckte ihre Arme zur Seite, um mir zu signalisieren, wie groß ihre Sehnsucht gewesen war. "Ich habe dich auch vermisst, hermosa princesa! Mindestens genauso sehr wie du mich." Ich schloss das kleine Mädchen in meine Arme. "Übrigens gefällt mir dein Kleid, was du anhast! Der Tüllrock glitzert ja." Das Komplimente hatte ein strahlendes Lächeln zur Folge. "Ja! Wenn Sonne drauf scheint, da sieht es sogar aus wie kleine Punkte, die regenbogenfarben sind. Und er schwingt so schön. Schau mal!" Kichernd und glucksend drehte Grace sich mehrfach um ihre eigene Achse. Schnell zog ich mein Handy aus der Jackentasche und knipste drei Fotos. "Es ist wunderschön! Das sieht ganz toll aus. Möchtest du sehen, wie es aussieht?" "Jaaa!", brüllte Grace euphorisch. Vor lauter Begeisterung riss sie an meinem Unterarm herum, um einen Blick auf mein Handy zu erhaschen. Ich kniete mich hin und reichte Grace mein Smartphone. "Ich LIEBE Glitzer! Das ist mein neues liebstes Lieblingskleid!", rief sie erfreut. Dabei klatschte sie in die Hände und stieg wieder in Finns BMW. "Bekomme ich jetzt bitte eine anständige Begrüßung? Ich fühle mich ehrlich gesagt vernachlässigt!", beschwerte sich mein Freund. Als ich zu ihm aufsah, während ich mich zu meiner vollen Größe aufrichtete, entdeckte ich seine vorgeschobene Unterlippe. "Ich bin höchst erfreut dich zu sehen, Liebster!" Ich grinste ihn an. "War das angemessen genug?" Zu meiner Überraschung schüttelte Finn den Kopf. Er trat einen Schritt näher, senkte den Kopf und küsste mich intensiv. Hitze durchströmte mich. Meine Haut kribbelte. Mein Magen flatterte und ich wusste nicht mehr, wo sich oben und untern befand. Es gab nur noch dieses außerordentliche Gefühl und Finn! Langsam löste er sich von mir. Seine Lippen schwebten noch für einige Sekunden ganz nah vor meinen. "DAS war angemessen!", hauchte Finn gegen meinen Mund. Plötzlich ging er auf Abstand. "Hallo, Liebste!" Fröhlich zwinkerte Finn mir zu, bevor er mir galant die Autotür öffnete und meine Tasche im Kofferraum verstaute.

 "Okay! Dein Rucksack kann einfach auf meinem Schreibtisch liegen bleiben. Auf dem Bett liegen extra Handtücher für dich. Hab ich etwas vergessen?" Nachdenklich verschränkte Finn die Arme vor der Brust. Seine Augen fixierten die Decke in dem Kurzen Moment, in dem er schweigend nachdachte. "Ah ja!" Offenbar hatte er tatsächlich etwas vergessen. "Das Bett ist frisch bezogen und das Bettzeug ist auch frisch gewaschen! Meine Sachen sind schon unten. Alsoooo... Du hast mein Zimmer für dich-" Unhöflich fiel ich meinem Freund ins Wort. "Ich möchte nicht, dass du dein Zimmer wegen mir räumst. Du kannst ruhig hier schlafen! Das Sofa ist unbequem für einen Menschen deiner Größe. Ich möchte nicht, dass du dir den Rücken verrenkst." "Das ist schon okay!", winkte Finn ab. Doch für mich war es nicht okay! Finny würde nicht vernünftig auf die Couch passen. Die nächsten drei Nächte wären nicht mit tiefen Schlaf für Finn gesenkten, wenn er das Sofa belagern würde. "Ich kann doch auf dem Sofa schlafen oder auf dem Boden oder..." Ich brach ab. Finn beäugte mich aufmerksam. Seine Pupillen waren auf mein Erscheinungsbild fixiert. "Oder?", hakte Finn nach. Mein Gesicht wurde mit einem Mal ziemlich warm. "Oder wir teilen uns dein Bett. Es wäre schließlich nicht das erste Mal! Zum Beispiel bei mir im Schloss." Finn stand binnen weniger Sekunden dich vor mir und küsste meine Stirn. "Da hast du Recht, Prinzessin! Habe ich mich eigentlich dafür bedankt?" Belustigt schüttelte ich mein Haar. "Mehr als genug, mi amor!" "Danke.", sagte er nichts desto trotz und war dabei ganz ernst. "Ich bin immer für dich da!" Mehr konnte ich nicht sagen, denn ein kleiner Wirbelwind stürmte in das Zimmer. Grace war nicht allein! Nathan stand in Türrahmen. "Hi Rose! Schön dich wiederzusehen." "Hallo Nathan." Ich warf ein unsicheres Lächeln in seine Richtung. "Hast du schon gegessen? Grace und ich wollten Pizza bestellen für unseren kleinen Prinzessinnenfilmabend.", teilte Finns großer Bruder mir mit. Von ihm bekam ich ein warmes Lächeln geschenkt. "Ich..", setzte ich gehemmt an. "Plan uns beide mit ein! Zwei Mal die 36 bitte.", unterbrach Finn mich sofort. Damit gab sich Nathan zufrieden, nahm Grace auf den Arm und verließ das Zimmer seines Bruders. "Ich möchte nichts essen!", protestierte ich. Ich war mir im Klaren, dass es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Aber ich stand hinter meiner Aussage. "Du schämst dich.", hielt Finn dagegen. "Das stimmt nicht." Mein Widerstand klang nicht nur schwach, er fühlte sich auch genauso an. "Doch! Du schämst dich dafür Hunger zu haben und zu essen. Aber das musst nicht! Nicht mehr." Ich presste die Zähne aufeinander. "Lass es einfach auf sich beruhen, Finn. Du kannst es nicht nachvollziehen, aber das ist schon okay." Natürlich ließ es Finn nicht auf sich beruhen! Ohne meinen Versuch das Thema wechseln zu wollen, zu beachten, fuhr er fort. "Es ist nicht okay! Du kannst nicht jedem Gespräch ausweichen, nur weil es schwierig ist, Rosalie." Rosalie? ROSALIE?! Es gab nur einen Menschen, der mich Rosalie gerufen hatte und sie saß heute hinter Schloss und Riegel wegen Misshandlung Schutzbefohlener. Ich wollte seitdem nicht mehr Rosalie genannt werden. "Nenn mich nicht Rosalie!", entgegnete ich schwach. Meine aufkommende Wut wandelte sich augenblicklich in Angst und Traurigkeit. Ich wurde selten wütend. Säuerlich ja! Wütend eher weniger. "Ich werde dich aber Rosalie nennen und du wirst damit leben müssen.", stellte Finn mit erhobenen Kinn klar. Arroganz! Ich war fassungslos. Er sprach mit einer Arroganz, die ich von ihm nicht kannte. Finn war alles -wirklich alles!- nur nicht arrogant! Es war eine drastische Art mir zu zeigen, wie sehr ich mich irrte. In dieser einen Sekunde schossen mir tausend Gedanken in den Kopf und jeder einzelne drehte sich darum, wie schlecht ich Finn doch kannte. Irgendwie schüchterten diese Gedanken und Finns Verhalten mich ein. "Ich möchte es aber nicht!"

California's BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt