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"Das Beste am Shoppen ist meiner Meinung nach das Essen!" Lachend reichte ich Luz sein Getränk. "Es kann schön sein!", widersprach ich ihm. "Solange wir uns von Abend- oder Ballkleiderboutiquen und Schlussverkäufen fernhalten und nach Weihnachten wiederkommen." "Da hast du Recht." Er hielt sein Glass in die Luft. Ich stieß ab. "Auf die Hoffnung zur Lichtung dieser Menschenmassen!" "Cheers!" Das Klirren der Gläser war unser persönlicher Startschuss zum Essen. Hungrig machte Luca sich über seinen Burger her. Mit einem glücklichen Grinsen auf den Lippen lehnte ich mich zurück und schlürfte meinen Eistee. "Hast du keinen Hunger?", hakte Luz nach. Seine Backen waren dabei prall gefüllt. Es sah drollig aus, wie er so vor mir saß mit vollen Backentaschen! Ich schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich! Aber du weiß ja, wie es mit mir und dem Essen aussieht." Theoretisch wollte ich noch etwas hinzufügen, praktisch hatte ich eine zu lange Pause gemacht. "Du hast Recht! Wie sieht es eigentlich aus in dieser Hinsicht? Hat sich was verändert?" "Ich esse zwei- bis dreimal täglich. Außerdem habe ich die untere Grenze meiner Normalgewichtsspanne erreicht laut meinem Arzt." Luca spülte seinen Burger und Pommes mit ein wenig Cola hinunter. "Das klingt toll! Das ist es doch?" Lächelnd bestätigte ich es. "Ja! Ich bin stolz auf mich. Zusätzlich hilft es mir irgendwie mich besser als amerikanischer Teenager in die Gesellschaft zu integrieren." Neckisch stupste Luz mich an. "Großartig!" Dann schielte er auf meinen Teller. "Kann ich deinen Salat habe?" Kopfschüttelnd lachte ich auf und schob ihm die kleine Schüssel hin. "Nimm nur! Mein Putensandwich reicht mir." Sichtlich erfreut schlang Luca den Salat hinunter. Weniger enthusiastisch biss ich in mein Sandwich und beobachtete die Menschen um mich herum.

Damn, I like me better when I'm with you! I like me better when I'm with you. I knew from the first time, I'd stay for a long time 'cause... Luz griff nach seinem Handy, dass in der Mitte des Glastisches und nahm den eingehenden Anruf entgegen. "Hey Mom! Was gibt's?" Neugierig beobachtete ich meinen besten Freund, während ich immer wieder an meinem Eistee nippte. "Ja bin ich! Aber wa- Okay, okay! Ich mach ja schon." Dann hielt Luz mir das Smartphone entgegen. "Mom will mit dir sprechen!" Ich legte die Stirn in Falten, als ich mit meinen Fingerkuppen die Kanten des Handys umschloss. "Hallo?" "Hallo, Rose, Liebes! Schön dich zu hören. Ich wollte dich nur fragen, ob ich von Luca deine Handynummer haben könnte? Dann kann ich dich kontaktieren und ein Datum endgültig festlegen. Für mich wäre der 09. Dezember am besten! Aber darüber können wir uns noch kurzschließen." "Der 09.?", echote ich. Das war doch Lydias Geburtstag? An dem Tag konnte ich auf keinen Fall! Plötzlich fuchtelte Luca vor meinem Gesicht herum. Irritiert schaute ich ihn an. "Sag es nicht ab. Sag ihr, du musst schauen, ob du Zeit hast!", raunte er mir zu. "Liara, ich kläre diesen Termin erst mit Isabelle und David ab." "Natürlich! Ich schicke dir morgen eine Nachricht. Ciao!" "Bis bald!" Liara hatte bereits aufgelegt. Daraufhin gab ich Luca sein Handy zurück. "Deine Mom ist eine energiegeladene Frau.", kommentierte ich, was Luca zum Lachen brachte. "Energiegeladen, forsch, chaotisch. Das ist alles zutreffend! Aber ist ja auch egal! Lass uns bezahlen und weiter einkaufen.", schlug er schlussendlich vor. In der zwischen Zeit war Luz aufgestanden, ich tat es ihm gleich. "Auf geht's!", stimmte ich meinem besten Freund zu und folgte Luca zum Tresen des Lokals.

"Jetzt würde ich dich bitten mich über den 09. Dezember aufzuklären!", forderte ich ein, nachdem wir nach stundenlanger Suche endlich ein vernünftiges Geschenk für unsere liebe Lydia aufgetrieben hatten. Luca rieb sich den Nacken und wich meinem Blick aus. "Das ist nicht so einfach.", sagte er nur. Darauf folgte schweigen. Doch ich gab mich nicht so leicht geschlagen! Ich wollte wissen, warum ich ausgerechnet an Lydias Geburtstag mich mit seiner Mutter zum Essen verabreden sollte. Der Sinn dahinter war für mich nicht ersichtlich. "Ich finde es seltsam, dass ich an Lydias Geburtstag mit deiner Mom Essen gehen soll. Ich würde es nur gerne verstehen!", teilte ich ihm mit und schulterte meine rutschende Tasche erneut. "Klar!" Dann seufzte Luz. "Vor drei Jahren an ihrem Geburtstag starb ihre Mom bei einem Unfall. Seitdem feiert Lydia ihren Geburtstag nicht mehr und kommt auch an diesem Tag nicht in die Schule. Wir haben es zur Tradition gemacht, hinzufahren, stellen einen kleinen Geschenkeberg, Deko inklusive Ballons und Kuchen hin, klingeln und warten bis ihr Dad oder sie alles reinholt! Das ist unsere Art ihren Geburtstag zu feiern. Wir hoffen, dass es ihr zumindest ein klein wenig Freude bringt!" "Das ist eine schöne Idee!" Ich lächelte zu ihm hoch, als er die Beifahrertür für mich öffnete. "Wir sind ein trauriger Haufen!", fügte ich hinzu, nachdem Luca dem Motor gestartet hatte. "Aber das ist der Start für die besten Geschichten."

Das mulmige Gefühl, dass mich schon seit dem Aufwachen begleitete, verwandelte sich schlagartig in Übelkeit. Wie Luca mir erzählt hatte, tauchte Lydia heute, ihrem Geburtstag, nicht in der Schule auf. Ich hatte es gewusst, dennoch war es schwer zu glauben, denn Lydia verpasste kaum einen Schultag! Einmal hatten wir sie zwingen müssen wieder nach Hause zu gehen und sich auszuruhen, da sie mit Fieber in der Schule erschienen ist. Das alles hatte sie auf sich genommen wegen einer Arbeit, die sie nicht versäumen wollte, jedoch hatte sie in ihrer damaligen Verfassung kaum aufrecht stehen können. Aus diesem Grund war es für mich wirklich seltsam ohne Lydia in der Schule zu sein! Gedanklich schickte ich ihr Kraft. Vielleicht brachte es was. Schaden konnte es nicht! "Haben wir alles?", erkundigte sich Kenny zum, ich denke, siebten Mal. Sein Bein wippte auf und ab. Die Finger trommelten unablässig auf den Knien und auch sein Kopf hielt nicht still. "Ja! Wir haben den Kuchen, die Geschenke, die Ballons und die Girlanden. Du hast es doch selbst kontrolliert.", antwortete ich ihm ruhig. Er nickte. "Stimmt! Ich hab nachgeschaut.", murmelte Kenny vor sich hin. Ich legte meine Hand auf seine Schulter. Kenny würde später noch einmal bei Lydia vorbei schauen und er hatte mir in einem unbeobachteten Moment gebeichtet, dass er Angst davor hatte, denn es war das erste Mal, dass Lydia jemanden zu sich ließ. Ich konnte ihn verstehen, jedoch war ich mir sicher, es wird Lydia gut tun Kennys Unterstützung an diesem harten Tag zu haben. "Lasst uns aufbauen!", sagte Finn plötzlich. Dass wir angekommen waren, hatte ich gar nicht mitbekommen. Ich war wohl zu beschäftigt mit Lydia, Kenny und meinen Gedanken gewesen. Nachdem wir ausgestiegen waren, hielt Lucas Auto hinter Finns mit Lina, Taylor und Luca in ihm. Auch sie begaben sich aus dem Inneren des Autos hinaus und beteiligten sich schweigend an dem Aufbau. Da wir zu sechst waren, beanspruchte es nicht viel Zeit. Stumm wechselten wir einen Blick. Lina betätigte die Klingel, woraufhin wir uns zu dem Autos stellten. Auch meine Schwester kam zu uns. Nur wenige Sekunden später öffnete sich die Haustür und Lydias schwarzer Haarschopf kam zum Vorscheinen. Wir winkten ihr zu. Ihre Augen verharrten einen Moment lang auf uns, bevor auch sie die Hand hob und mit dem Kuchen im Haus verschwand. Lydia erschien alle paar Sekunden. Der Berg vor ihrer Tür nahm mehr und mehr ab, bis alles im Hausinneren verschwunden war. Am Ende trat das Geburtstagskind noch ein letztes Mal vor die Tür. Ihr schlanker Körper war in eine Fleecedecke gehüllt. Ich glaubte ein heiseres "Dankeschön!" zu hören und dann ging sie wieder hinein. Eine Sekunde später ertönte mein Handyklingelton. Abwesend nahm ich, ohne einen Blick auf das Display zu werfen, den Anruf an. "Garcia?" Aus dem Augenwinkel konnte ich wahrnehmen, wie Finns Augen sich auf mich legten. "Hey Rose! Hier ist Liara." "Hallo, Liara! Was kann ich für dich tun?" Ich stupste meinen Freund an und deutete auf das Auto. Er verstand sofort. Das leise Klicken der Entriegelung ertönte. Mit geschulterter Tasche und meinem Handy zwischen Ohr und Schulter öffnete ich Beifahrertür des Wagens, um Platz zu nehmen. "Ich wollte nur sicher gehen, ob unser Treffen für gleich feststeht.", erwiderte Liara. Sie schlug einen vergnügten Ton an. Mir war nicht sonderlich vergnügt zumute! Dennoch versuchte ich mir möglichst nichts anmerken zu lassen. "Natürlich! Ich bin in 30 Minuten bei Pasta Moon." "Bis gleich!" Liara hatte aufgelegt, bevor auch ich mich verabschieden konnte.

California's BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt