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Finns P.O.V

„Ich weiß ganz genau, was du jetzt mir sagen würdest!", meinte ich und lief weiter auf und ab. „Du würdest sagen, dass man mich keine 24 Stunden aus den Augen lassen kann! Du hast nicht unrecht, Luz! Aber dich kann man auch nicht alleine lassen. Darum geht es jetzt nicht. Ich muss dir, was Wichtiges erzählen! Nicht nur eine Sache und ich weiß nicht, womit ich anfangen soll." Atemlos plumpste ich auf den Stuhl an Lucas Bett. „Am besten fangen wir mit mir an und schließen mit dir ab. Das Beste kommt bekannterweise zum Schluss! Heißt es nicht so? Naja auch egal." Nervös fuhr ich mir durch die Haare. „Luz, ich hab mit Rose geschlafen! Es ist gestern einfach so passiert. Es war- Es war- Es war einfach unglaublich! Der beste Sex, den ich bisher hatte. Es war Wahnsinn! Dabei haben wir nichts Ausgefallenes oder so gemacht und trotzdem war es großartig." Ich merkte, dass ich nicht aus dem Schwärmen kommen würde, wenn ich jetzt keinen Cut setzte. „Tut mir leid, Kumpel! Wahrscheinlich willst du es gar nicht wissen. Nur könnte ich die ganze Welt umarmen, aber ich sollte dich damit nicht nerven. Jetzt geht es um dich und nicht um mich!" Dabei zog ich hervorguckenden Umschläge aus meinem Rucksack. „In meinen Händen halte ich deine Zukunft und deine Mom hat schon reingeschaut." Breit grinsend boxte ich den Bewusstlosen. „Du Überflieger, bist an allen Top Unis des Landes angenommen worden. Du hast sowieso nur zusagen, aber wen interessiert das, wenn sich Harvard, Yale und Princeton um dich streiten. Überrascht es dich? Mich nicht! Ich hab immer gewusst, dass du es schaffst." Traurigkeit erfasste mich. „Ich werde dich vermissen, wenn du dort hingehst. Glaub ja nicht, dass du mich so schnell loswirst! Du kannst Gift drauf nehmen, dass mir deine Ferien gehören." Ich griff seine Hand. „Ich hoffe, wir haben noch genug Zeit, bevor du zu den anderen Genies gehst und mich vergisst. Ich will dich nicht gehen lassen, ohne einen Punkt von der Liste Realität werden zu lassen. Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht mehr... Mir kommt es so vor, als wären wir erst gestern zwei 13-Jährige gewesen, die sich vor ihren Vätern verstecken. Wir haben diese Liste geschrieben. Meine liegt noch zuhause in meiner Schreibtischschublade! Wenn mein Vater mir mal wieder erklärt hat, wie nutzlos ich bin, hole ich sie raus und schaue sie mir an. Dann denke ich immer, dass ich es kaum erwarten kann, mit dir die Liste abzuarbeiten. Der Road Trip zum Beispiel! Das ist mein Lieblingspunkt. Man, Luz!" Frustriert stupste ich ihn an und ließ hörbar die Luft aus meinen Lungen entweichen. „Luz, bitte wach auf! Wir haben viel zu viel durchgemacht, um so jung zu sterben. Du warst immer an meiner Seite und ich weiß, es ist egoistisch, aber ich kann ohne dich nicht weiter machen. Verdammt, was soll ich denn ohne dich tun?! Denn ich weiß es nicht! Ich hab wirklich keine Ahnung, was ich tun soll, wenn du hier stirbst." Ich legte meine Stirn auf der Matratze ab. Wie schon so oft an diesem Bett fand eine Träne ihren Weg meine Wange hinab. In den letzten 18 Jahren hatte ich nicht so viel geweint wie in den letzten sechs Tagen. Ich war nicht der emotionale Typ, doch sobald es um Luca ging, war ich ein ganz anderer Mensch. Manchmal war ich nicht einmal mehr zurechnungsfähig! Okay, jeder der mich auch nur ein kleines Bisschen kannte, wusste, dass ich keinen Spaß mehr verstand, wenn es um meinen besten Freund ging. Er war meine einzige Familie für eine lange Zeit gewesen! Ihn zu verlieren, wäre meine persönliche Hölle. Heute war ich nicht mehr so allein wie früher. Abgesehen von Nathan und Grace hatte ich Rose, Lydia, Kenny, Taylor und jetzt wieder Lina! Trotzdem... Luz und ich waren seit unserem dritten Lebensjahr befreundet. Das war eine ganz andere Situation als mit meinen anderen Freunden! Niemand von uns böse drum. Lydia und Lina und Taylor und Kenny waren vergleichbar mit Luca und mir. Rose hingegen war mit uns allen so gut, dass man sie nur schwer einordnen konnte. Außerdem war sie in unsere bereits bestehende Gruppendynamik reingeschlittert, wodurch es schwierig war eine freundschaftliche Beziehung jemanden speziell aufzubauen. Nach einer Weile hob ich den Kopf und betrachtete meinen besten Freund. Er lag da. Er lag einfach nur da! Seine Brust hob und senkte sich ruhig und gleichmäßig. Seine Augen waren geschlossen. Man könnte meinen, er schliefe lediglich. Ein friedlicher Anblick, wenn man nicht wusste, weshalb Luca hier lag. Wieder seufzte ich. „Luca, du musst langsam aufwachen! Wir brauchen dich. Ich brauche dich. Ich brauche meinen Bruder!", versuchte ich mein Glück. Luca rührte sich nicht. Natürlich hatte es nicht gebracht! Doch Verzweiflung trieb Menschen zu den verrücktesten Dingen und ich bettelte einen bewusstlosen Jungen an. Ich schämte mich nicht einmal. Ich liebte Luca und ich war gewillt, fast alles zu tun, um ihn wieder zu bekommen! Da gab es nichts, wofür ich mich schämen müsste. Es klopfte an der Tür. Ich schaute hin und Rose betrat das Zimmer. „Hey!" Zusätzlich hob sie kurz die Hand. Es war, als hätte man ein Licht in mir angeknipst! Ein Grinsen bildete sich wie von selbst auf meinem Gesicht. Jeder konnte mir ansehen, was gestern hinter verschlossenen Türen vor sich gegangen war, aber das war mir egal. Der schönste Moment meines Lebens und jeder konnte wissen, dass ich glücklich war. Rose hatte mir unglaublich viel Vertrauen geschenkt und dieses Geschenk war wertvoller, als alles was die Welt zu bieten hatte. „Hey Prinzessin!", erwiderte ich die Begrüßung. Ein zarter Kuss streifte meine Stirn. „Ich weiß von der Schwester, wie lange du hier schon sitzt. Du hast seit Stunden nichts mehr gegessen! Würdest du dir in der Kantine essen oder dir am Kiosk was besorgen. Bitte!" Ihr Blick machte mich schwach. „Na gut! Ich bin gleich wieder da." Ich stand auf und ging. Nicht einmal zehn Sekunden später hörte ich Rose rufen. „Finn!"

California's BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt