"Kannst du nicht mitkommen?", bettelte ich zum bestimmt vierten Mal. Das entlockte FInn amüsiertes Gekicher. "Na gut! Aber du kannst deinen süßen Hintern darauf verwetten, dass Liara mich wieder raus wirft." Mit heißen Wangen schwieg ich. Ich wusste nie, was ich darauf erwidern sollte. "Tut mir leid! Fühlst du dich unwohl, wenn ich sowas zu dir sage? Ich lass es sofort!", meinte Finn. Doch ich wehrte ab. "Nein, nein, nein! Ich mag es irgendwie, aber ich weiß nicht, was ich erwidern soll." "Sag was du denkst oder fühlst!", antwortete Finn schlicht. Für ihn war das offenbar keine große Sache. Bewundernswert! "Okay...", sagte ich. Hauptsächlich weil mir nichts in den Sinn kam. "Gut! Und nun solltest du einen tiefen Atemzug nehmen, denn wir sind da." "Du kommst sicher mit?", vergewisserte ich mich noch einmal. "Ganz sicher!", versprach Finn mir. "Und jetzt raus aus meinem Auto, Prinzessin!"
"Name?" Die Dame hinter dem Empfangstresen dürfte in Nathans Alter sein. Sie trug kein Lächeln auf den Lippen, begrüßte uns nicht und hatte nicht den Anstand uns auch nur für einen kurzen Moment anzusehen. >Unfreundliche Frau!<, schoss es mir durch den Kopf. Aber meine Freunde waren zu Beginn ähnlich nett mir gegenüber gewesen. Ich machte es wie immer ! Seitdem ich die Serie "Die Pinguine aus Madagaskar" und die Filmreihe mit Dylan angesehen habe, hatte ich für diese Art Einstellung ein Motto. Freundlich lächeln und winken, Männer! Freundlich lächeln und winken! "Guten Tag! Mein Name ist Rose Garcia. Ich soll ab heute für Mrs Miller arbeiten!" "Platz nehmen!", schnarrte die junge Frau. Viel zu freundlich! Ich nickte als Zeichen meines Verstehens und führte Finn zu der Sitzgruppe. "Aye, aye, Captain Feindlich!", flüsterte Finn. "Du warst genauso charmant, als ich nach Kalifornien kam!", rief ich meinem Freund in Erinnerung. "Mein Beileid!" Ich verdrehte die Augen. Irgendwie hatte ich diese Antwort erwartet! "Du bist unmöglich!", warf ich ihm leise vor. Die Empfangsdame musste nicht unbedingt mithören. Er stupste meine Wange mit der Nase dran. "Und du stehst drauf, Prinzessin!", lachte Finn rau und küsste meine Schläfe. "Du bist ein Spinner!" Sein Ego zu puschen, wäre in diesem Moment nicht hilfreich, denn es reichte von der Größe her mindestens bis Pluto! Stattdessen grinste ich vor mich hin, als Finn sagte: "Ich bin dein Spinner und ich freu mich es zu sein!" "Schön, dass ihr hier seid! Die Verspätung tut mir wirklich leid." Entnervt verdrehte Mrs Miller die Augen. "Ich weiß nicht, wie ich diesen Haien klar machen soll, dass ich meine Firma nicht an die Börse bringe und auch nicht verkaufe! Jedes Mal halten sie mich länger fest, als ich geplant habe. Aber genug von diesen Kleinigkeiten! Komm mit, Liebes! Ich zeige dir deinen Arbeitsplatz und Finn, Schatz, folge uns ruhig." Ich warf Finn einen vielsagenden Blick zu und zwinkerte neckisch. "Hätten wir vorhin gewettet, hätten mein süßer Hintern und ich gewonnen!", flüsterte ich ihm zu. Nachdem ich das gesagt hatte, klappte Finn der Unterkiefer runter. Ich musste gestehen, dass es mir gefallen hatte durch diese kurze Schäkerei Finn die Sprache zu verschlagen, obwohl es ungewohnt war so zu sprechen. "Kommt schon, Kinder!", rief Mrs Miller aus dem Zimmer neben dran. Darauf piekte ich Finn in die Seite, nahm seine Hand und folgte Liara in den Raum. "Das hier ist das Besprechungszimmer! Aber das ist für dich nicht ganz so wichtig, außer du hast Bedürfnis hier zu arbeiten. Du kannst dich hier frei bewegen und arbeiten, wo du möchtest. Aber ich war so frei und hab dir ein Büro eingerichtet! Dort bist du auf jeden Fall ungestört." "Dankeschön!" Es war unglaublich lieb von Mrs Miller, mir ein ganzes Büro zu Verfügung zu stellen. Jedoch hatte ich nach Betreten des Zimmers meine Zunge verschluckt! Unglaublich, einzigartig, auffällig, prägnant, laut... Die Grundfarbe der Wände waren weiß mit unterschiedlich großen Kreisen. Ein knalliges Blau, dunkles Neonpink und leuchtendes Gelb färbten die Kreise! Die Möbel waren vergleichsweise schlicht. Sie waren entweder dunkelbraun oder schwarz, was im Raum einen extremen Hell-Dunkel-Kontrast erzeugte. Zu meiner Linken entdeckte ich einen Schreibtisch, ein Regal gefüllt mit Aktenordnern und ein schwarzer Drehstuhl. Nachdem ich den Kopf nach rechts gedreht hatte, konnte ich den Sessel, einen langbeinigen Beistelltisch und einen Sitzsack erkennen, wobei der Sitzsack knallgelb war im Gegensatz zu dem restlichen Mobiliar. Es machte nicht den Eindruck eines Büros. Es erinnerte mich mehr an ein Teenagerzimmer! Würde man ein Bett hineinstellen und die Akten gegen Bücher eintauschte, könnte man es mit einem Zimmer von jemandem in meinem Alter verwechseln. "Und? Gefällt dir dein Büro?", riss Liaras Stimme mich aus meiner Beobachtung. "Ich finde es großartig! Es hat genau das richtige Gleichgewicht zwischen schrill und schlicht. Ist das wirklich mein Büro?" Ungläubig schaute ich mir nochmal den Raum an. "Aber natürlich! So lange du hier arbeitest, ist das ganz allein dein Büro." "Cool...", hauchte ich.
"Finn, jetzt setz dich hin und sei einen Moment still! Ich muss mich konzentrieren." Schmollend ließ Finn sich zurück in den Sessel fallen, den er neben den Schreibtisch gestellt hatte. Ich arbeitete bereits seit zwei Stunden unterbrochen. Die Oberfläche des Schreibtisches war nicht mehr zu sehen, da Stifte und Papier sie bedeckte. Brianstorming, Skizzen, Mindmaps, Finns Kritzeleien... Als das füllte die chaotisch verteilten Blätter und doch nichts Nützliches war dabei. Es war zum Heulen! Vielleicht sollte ich Mrs Miller mitteilen, dass der Aufgabe nicht gewachsen war und- "Die Kavallerie ist da!" Lydia und Lina schneiten herein. Hinter ihnen ertönte erbostes Gezeter und nur einen Sekunde später stürmte die unfreundliche Empfangsdame hinein, die mir im Nachhinein als Ashlyn Hastings vorgestellt wurde. Sie bevorzugte Ash. "Ich hab doch gesagt, dass nur Mitarbeiter Zutritt haben!", knurrte Ash. Ein leises Keuchen begleitete ihre Worte. Sie schien mir nicht sportlich zu sein! Die Distanz vom Tresen bis zu dem Büro war nicht sonderlich groß, weswegen ich es als verwunderlich empfand, dass sie außer Atem war. Es war möglich, dass sie eine Lungenerkrankung hatte oder ein anderes Problem, was für ihre Atemlosigkeit verantwortlich war. "Und ich habe gesagt, dass ich mit Rose Garcia befreundet bin und zu ihr möchte!", schnappte Lina. "Das kann jeder behaupten!" Das brachte Lina dazu sich aufzubäumen. "Sehe ich aus wie irgendjemand?!" Bevor Ash oder Lina noch einen Laut von sich geben konnten, schoss ich hinter dem Schreibtisch hervor und stellte mich zwischen sie. "Ash, es wird nie wieder vorkommen, dass einer meiner Familienmitglieder ungebeten durchgeht. Nicht wahr, Lina?" Eindringlich schaute ich Lina in die Augen. Daraufhin nickte sie widerstrebend. Ich bohrte ihr meinen Ellbogen in die Rippen. Ich konnte keinen Stress an meinem ersten Tag gebrauchen! "Ja! Es tut mir leid." Man das kam von Herzen! Doch Hauptsache die Wogen wurden geglättet. Ash grummelte, aber verschwand ohne ein weiteres Wort. Erleichtert seufzte ich. Das war gerade nochmal gut gegangen! "Lina, ich liebe dich, wie du bist, aber ein wenig Höflichkeit gegenüber Anderen in deinen Alltag einzustreuen, würde dich nicht umbringen!", stöhnte ich und fiel wieder auf den Drehstuhl hinter dem Schreibtisch. "Bist du nicht froh, mich zu sehen?" "Ich bin froh, wenn ich diese Situation verarbeitet habe." Meine Stirn prallte auf meine verschränkten Unterarme. Ich hörte, wie Finn aufstand. Der Sessel gab nämlich leise Geräusche währenddessen von sich. "Was für ein Auftritt, Adams!", kommentierte er. In diesem Satz steckte keinerlei Wertung! Es war lediglich eine Bemerkung. "Hätte die Alte kein Drama gemacht, wäre es entspannter gewesen.", meinte Lina. Heute kam es mir vor, als würde irgendetwas meine Geduld auf eine harte Probe stellen und ich konnte sagen, dass es an dem heutigen Tage leicht war, mich zu provozieren. Erneut sprang ich von meinem Stuhl auf. "Lina, du hast dich nicht an die Regeln gehalten! Du benimmst dich wie die Axt im Wald und so geht das nicht. Ich weiß, dass die meisten von uns nicht viel auf Regeln geben, aber ist dir nicht klar, dass dieses Verhalten für Schwierigkeiten sorgt?!" Linas Augen verengten sich. "Was willst du damit sagen?" "Ich will sagen, dass ich mich freue, dich zu sehen. Aber ich würde dich darum bitten, dich zumindest an meinem vorübergehenden Arbeitsplatz an die Regeln zu halten." Dafür warf sie mir einen vernichtenden Blick zu. "Manchmal frag ich mich, warum ich dich hier bei uns will! Du bist keine Schwester. Du bist ein ekelhafter, langweiliger Moralapostel, der noch nie was von Spaß gehört hat und sich auch nichts traut." Lina verschwand. Eine stumme Träne sauste meine Wange hinab.
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California's Badboy
ChickLitUnsere lieben Freunde Lina, Luca, Finn, Rose, Lydia, Kenny und Taylor haben im letzten Schuljahr schon einiges erlebt und jetzt gehen sie auf ihr allerletztes Schuljahr zu! Wenn da schon nicht aufregend genug ist, dann bekommt die Truppe noch zu wa...