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Ungeduldig wippte mein linkes Bein auf und ab. Meine Schuhe hielt ich in der Hand. Sie würde ich erst anziehen, wenn wir das Haus verließen. Doch ich war mir nicht mehr sicher, ob das heute noch der Fall sein würde. "Lina, das ist eine Party, die mir gewidmet ist und ich möchte nicht zu spät kommen! Das wäre mehr als nur unhöflich.", meinte ich. Ich bekam keine Antwort. "Wie lange brauchst du noch?" "Fertig!" Dann klingelte es. Auf die Sekunde genau! Ein breites Grinsen schlich sich auf meine Lippen. "Dein Verlobter steht vor der Tür!", trällerte ich und rannte nach unten. Nicht nur Luz stand vor der Tür sondern auch Finny! Ich brauchte jetzt seine Umarmung, denn ich war nervös, hibbelig und angespannt. Kaum hatte ich die Tür aufgerissen, schlang ich meine Arme um Finn. "Hey Luz.", murmelte ich beiläufig und drückte mich fester an meinen Freund. "Schön dich zu sehen, Rosie!", erwiderte Luca. Das Grinsen auf Lucas Gesicht konnte ich heraus hören. Doch es war mir egal! Ich brauchte in diesem Moment einfach nur Finn und seine Umarmung. "Hey Prinzessin! Ist alles in Ordnung?", murmelte er in mein Ohr. "Kannst du mich festhalten?", stellte ich die Gegenfrage. "Ich bin hier, Kleines." Finn drückte mich an sich. Genau das brauchte ich jetzt! Geräuschvoll atmete ich tief ein. Der vertraute Duft von Honig, Apfel und Finns Rasierwasser stieg mir in die Nase. Er roch jeden Tag so und ich liebte es. Nicht nur dass es toll roch, es hatte auf mich eine beruhigende Wirkung. "Dankeschön!", seufzte ich erleichtert. Mein Herzschlag hatte sich beruhigt. Ich war nicht mehr derart hibbelig. "Geht es dir gut?", wollte Finn wissen und streichelte mir über den Arm, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. "Ich bin nur etwas nervös.", gestand ich. Sanft küsste Finn meine Stirn. "Lasst uns gehen!" Lina drückte mir meine Tasche, Schuhe und Jacke in die Hand und rauschte an mir vorbei. "Luz!", rief Finn. Dann warf er seinem besten Freund die Autoschlüssel zu. Ich schaute ihn fragend an. "Ich will bei dir hinten sitzen, Prinzessin.", beantwortete mein Freund mir meine stumme Frage. 

"Danke! Vielen Dank!" Ms Miller stellte sich auf die Mitte der Bühne. Ihr strahlendes Lächeln wich keine Sekunde von ihren Lippen. "Heute feiert Liami die Veröffentlichung dreier Kollektionen!" Wieder ertönte Applaus. "Ich danke Ihnen! Doch dieser Applaus gebührt nicht nur meinen Mitarbeitern und mir. Diese Linien wurden von einem von drei besonderen Mädchen entworfen, die mein Sohn und ich zur Familie zählen. Ich bitte um einen Applause für Ms Rose Garcia!" Liara winkte mich zu sich, aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich sollte auf die Bühne? Ich hatte nichts vorbereitet! Was sollte ich denn sagen? Mein Kopf war wie leer gefegt. Nicht einmal Gedanken schossen mir durch das Gehirn! "Geh hin, Prinzessin!" Finn stieß mich an. "Na geh schon!" Verunsichert erhob ich mich, verließ den Tisch und erklomm die Treppenstufen zur Bühne. Liara klatschte, während ich mich neben sich stellte. "Die Bühne gehört dir, Liebes.", sagte sie leise geschützt vor dem Mikrofon. Bevor ich widersprechen konnte, war sie schon an den Seitenrand der Bühne gelaufen. Ich stellte mich hinter das Rednerpult und starrte die Menge an. Meine Stimme versagte mir den Dienst. Deswegen stand ich da, sagte nichts und wünschte mir nichts sehnlicher, als plötzlich tot umzufallen. Doch dann sah ich aus dem Augenwinkel, wie jemand von meinem Tisch sich aufrichtete. Ich wandte meinen Kopf dorthin. Jeder meiner Freunde war aufgestanden. Sie liefen die Treppe hoch und kamen schlussendlich hinter mir zum Stehen. "Du stehst nicht allein.", hörte ich Luca und Finn. Ich liebte diese Menschen! Durch sie hatte ich erst die wahre Bedeutung von Liebe, Zusammenhalt und Unterstützung erfahren. "Ich bin froh und dankbar Teil dieser Familie zu sein. Sie steht hinter mir." Ich schaute nach hinten. "Sie steht neben mir." Ich schaute zur Seite. "Sie sitzen unter Ihnen." Ich schaute zu dem Tisch, an dem Isabelle, David und Dylan Platz genommen hatte. "Sie sind weit entfernt und sie sind mir nah. Familie ist, wie wir es definieren! Meine Familie ist mit mir verwandt. Meine Familie hat mich adoptiert. Meine Familie hat mich aufgenommen. Das hat mich inspiriert, geleitet und beeinflusst! Deswegen stehe ich hier und widmete diese Kollektionen den Menschen, die mir am meisten bedeuten und die ich am meisten liebe. Ich danke meinen Eltern Esmeralda, Juan, Isabelle und David; meinen Schwestern Lina, Lydia und Grace; meinen Brüdern Nicola, Dylan, Luca, Kenny und Taylor und meinem Freund Finn. Vielen Dank für Ihr Gehör und ich wünsche noch einen schönen Abend!" Applause prasselte wortwörtlich von allen Seiten auf mich ein. Fröhlich lächelnd stellte ich mich zu meinen Freundin, die mich, als der Applause verebbte, zu unserem Tisch führten. Dort warteten bereits Isabelle und David auf mich. Ich erkannte Tränen auf den Wangen meiner Eltern. Im nächsten Moment schloss Isabelle mich in den Arm. "Was für eine wundervolle Rede!", schniefte Izzy in mein Haar. "Eine wirklich berührende Rede.", meinte auch David, nachdem seine Frau mich wieder freigegeben hatte. "Vielen Dank! Für alles." Fest umarmte ich David. "Du gehörst zur Familie, wie du gesagt hast.", erwiderte er und strich mir über mein Haar. Danach zierte Davids Lippen ein sanftes Lächeln. "Jetzt geh schon und genieß die Party! Sie ist schließlich für dich."

"Entschuldige, Rose?" Ich drehte mich um, als mir jemand auf die Schulter tippte. Nach Stunden voller Gratulationen und belanglosen Gesprächen hatte ich wieder jemanden mit den gleichen Intentionen erwartet, doch vor mir stand Claire. "Hallo Claire!" Ich war froh sie zu sehen. Meine Freund wurden von allen möglichen Leuten in Gespräche verwickelt wie auch ich, da war es eine große Erleichterung Claire vor mir zu haben. "Ich habe gerade eben gesehen, was du alles entworfen hast. Woah! Ich finde es großartig. Du hast großes Talent! Ich freue mich schon darauf einige der Sachen zu kaufen." "Es gibt Geschenktütchen am Ende mit einigen der Produkte! Vielleicht sind die dabei, die du gerne hättest.", erwiderte ich lächelnd. "Das hoffe ich! Als Student findet man nicht viele Jobs und ist deswegen immer knapp bei Kasse.", lachte sie. Claires Lachen war klar und glockenhell. "Aber ich werde definitiv einen Hoodie kaufen um Liami und dich zu unterstützen. Ich finde es viel zu cool, um nichts selbst zu kaufen!" Nun musste auch ich kichern. Claire schien ein liebevoller Mensch zu sein! Ich hatte sie gern. "Das ist ausgesprochen nett von dir." Sie grinste. Danach deutete Claire hinter mich. "Finn und Luca wurden gerade freigegeben. Wenn wir jetzt zu ihnen gehen, schaffen wir es uns und sie vor den-" Claire rang nach Worten. "von anderen Interessen geprägten Gästen abzuschirmen.", drückte sie es freundlich aus, was mir ein belustigtes Grinsen entlockte. Ich folgte ihr zu den Jungen, da auch ich mich nach Abwechslung sehnte.

California's BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt