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Kaum waren wir an der Schule angekommen, hatte Nathan seinen Bruder ins Bett gesteckt und Tante Izzy und Onkel Dave mich zum Arzt geschleift. Die kommenden zwei Wochen lag Finn krank im Bett und ich musste einen Verband tragen wegen einer ordentlichen Verstauchung. Luca ärgerte mich ab und zu, dass ich immer Glück hatte und mir nur Verstauchungen zu zog. Aber er hatte nicht unrecht! Schließlich verstauchte ich mir schon zum dritten Mal den Fuß und es war immer das rechte Gelenk, das verletzt wurde. Es war ein absurder Zufall! Ende März konnte ich beinahe schmerzfrei laufen und Finn kam wieder in die Schule. Nach drei Stunden in der Stadtbibliothek hatten wir die Aufgaben, die wir wegen der abgebrochenen Klassenfahrt bekommen hatten, angefertigt. „Wir sehen uns morgen!", verabschiedeten Lina, Finn und ich uns von den anderen. Finn schloss das Auto auf. Ohne zu zögern, stieg Lina ein, Finn hielt mich zurück. „Ich wollte dich etwas fragen.", meinte er. Erwartungsvoll blickte ich zu ihm hoch. „Ich wollte mit dir am Freitag ausgehen, wenn du Lust hättest! Nichts Besonderes. Aber wir gehen so selten nur zu zweit irgendwo hin. Deswegen dachte ich mir, dass wir was unternehmen.", druckste Finn herum. „Ich freue mich schon auf Freitag!" Fröhlich grinste ich meinen nervösen Freund an, der schlagartig nicht mehr aufgeregt zu sein schien. „Ich hoffe, du freust dich auch auf den Rest diesen Tages, den du auch mit mir verbringst." Lachend legte ich meine Arme um Finns Hals. „Natürlich, mi amor!" Ich küsste seine Nasenspitze, nachdem ich mich auf die Zehenspitzen gestellt hatte und stieg in sein Auto.

„Was wollen wir eigentlich am Freitag machen?", stellte ich nachdenklich in den Raum. Finn und ich lagen auf der Couch in Harries'schen Wohnzimmer. Nate hatte uns gebeten, ein Auge auf Grace zu haben, da er gerne eine Stunde frei hätte, was für uns natürlich kein Problem war! Vor allem weil Finns kleine Schwester heute beschlossen hatte, sich mit sich selbst zu beschäftigen. „Ich dachte an einen Klassiker wie Kino oder Eisessen. Wir können auch beides oder was anderes machen, wenn du eine andere Idee hast!" „Ich möchte ins Kino! Am Freitag läuft Drachenzähmen leicht gemacht 3. Ich habe die ersten zwei Teile GELIEBT.", schwärmte ich. „Aber die erste Vorstellung, in die wir gehen können, ist erst um fünf. Der Unterrichtet endet um vier. Treffen wir uns am Kino?" „Wir können auch vorher noch ein Eisessen gehen.", schlug Finn vor. „Du kannst gerne ein Eis essen und ich leiste dir gerne Gesellschaft, mi cielo, aber ich kann nicht so viel Essen." Finns Fingerspitzen strichen sanft über meinen Unterarm. „Dann kein Eis! Ich hol Grace von der Schule ab und danach komm ich zu dir. Wir spazieren entspannt zum Kino und dann kommen wir pünktlich zum Film." Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. „Klingt-" „Ich will auch Hicks sehen! Ich komme mit.", beschloss Grace plötzlich. Perplex setzte Finn sich mit mir auf und starrte seine Schwester an. Ich musste bei seinem entsetzten Blick losprusten. „Dann würde ich sagen, ist deine Schwester unsere Anstandsdame!", kicherte ich belustigt.

"Rose, beweg deinen Arsch hierher! Dein Lover ist da." Amüsiert schüttelte ich den Kopf und schraubte die Mascara zu. Lina war einzigartig. "Als würdest du meinen "Lover" nicht kennen.", erwiderte ich, als ich unten ankam. Doch meine Schwester zog eine Grimasse, woraufhin ich ihr die Zunge entgegenstreckte. Sie spiegelte meine Geste. "Hab dich auch lieb, Spinnerin!" Dann ging ich zu Finn, der in der Haustür stand. "Du wirst zu einer Amerikanerin!", rief sie mir hinterher. "Soll das eine Beleidigung sein?", wollte ich wissen. "Weiß ich noch nicht!", hörte ich noch. Danach ließ ich die Tür einrasten. Finn schaute mich mit großen Augen an. "Wo bin hier gelandet?", murmelte er vor sich hin, als er unsere Finger miteinander verschränkte und mich um die Kurve der Verandatreppe führte. Ich grinste ihn breit an. "Willkommen im Irrenhaus, Finny!", erwiderte ich heiter. Heute war ein schöner Tag! Ich war ungewöhnlich gut drauf und mein Rendezvous mit Finn war ein wundervoller Abschluss. "Dann lass uns mal zum nächsten Irrenhaus! Meine Schwester hat mich heute mindestens sieben Mal daran erinnert, dass wir mit ihr ins Kino gehen und ich bin mir sicher, dass Grace mich hinrichten lässt, wenn wir sie nicht mitnehmen." Lachend legte ich meinen Arm um die Taille meines Freundes. "Deine Hinrichtung bin ich gewillt zu verhindern.", erwiderte ich und spazierte mit Finn die Straße entlang.

Tränenüberströmt verließ Grace und ich das Kino. Auch Finn schien nicht unberührt zu sein! Ich glaubte ein Schimmern in seinen Augen zu sehen. "Dieses Ende! Es war einfach herzzerreißend.", schluchzte ich und wischte die Tränen über die Wangen. Grace drückte drei Drachen an ihre Brust. Es waren der Tagschatten und zwei Mal Ohnezahn. Vor dem Film hatte jeder von uns einen Drachen bekommen und während dem Vorspann hatte Grace uns die Kuscheltiere abgeluchst. Aber jetzt gab sie mir den Nacht- und Finn den Tagschatten zurück. "Sei bitte nicht traurig! Hier hast du einen Drachen. Vielleicht kommen die Drachen ja bald wieder! Hicks hat gesagt, wenn die Welt dafür breit ist, werden sie wieder kommen.", sagte Grace, als sie mir Ohnezahn gab. Dieses Mädchen war einfach nur zuckersüß! Ich nahm sie auf den Arm und trug sie ein Stück. "Ich bin mir sicher, dass sie eines Tages zurückkommen!", antwortete ich. "Aber ich weine nicht, weil sie weg sind. Ich finde es nur sehr traurig, dass zwei Freunde sich trennen müssen, weil es so viel Hass in der Welt gibt! Das hat mich berührt." Grace nickte verstehen. Ich ließ sie wieder runter und sie begann sofort mit ihrem neuen Kuscheltier zu spielen. Finn legte seinen Arm um mich. Ich griff nach der Hand, die auf meiner Schulter lag. "Was meinst du, was Lina mit dir anstellt, wenn ich einfach nur sage, du bist Schuld daran, dass Grace und ich weinen mussten?", kicherte ich. Der Gedanke kam mir einfach in den Sinn. "Folter, Vierteilung, Verbrennung und Verätzung, ohne auch nur eine Frage zu stellen!", erwiderte Finn wie aus der Pistole geschossen. "Das ist aber sehr spezifisch.", meinte ich und hob den Kopf, um ihn anzusehen. Ein zartes Grinsen erreichte seine Lippen. "Das hat sie mir gesagt, als wir zusammenkamen, für den Fall, dass ich dich verletzen sollte. Ich bin überrascht, dass ich lebe. Schließlich war ich in der Vergangenheit nicht der beste Freund.", gab er zu. Nun lächelte er nicht mehr. "Menschen lernen aus Fehlern, wachsen mit ihnen und entwickeln sich. Genau das hast du gemacht! Sonst wäre ich nicht hier sondern ein anderes Mädchen." Finn drückte mir einen Kuss gegen die Schläfe. "Ich möchte kein anderes Mädchen an meiner Seite!", flüsterte er mir ins Ohr. Im selben Moment klingelte sein Handy. Es war Luz! Das erkannte ich am Klingelton. Sofort nahm Finn den Anruf an. "Hey Luz! Was gibt's?" Finn hörte ihm stumm zu. "Klar! Wir kommen. Grace, Rose und ich sind in fünf Minuten da." Dann legte er auf und rief seine Schwester zu sich. "Wo gehen wir hin?", erkundigte ich mich. "Die Anderen sind bei McDonald's und ich hab keine Lust zu kochen, also Essen Grace und ich dort. Und ich möchte dich nicht hier einfach stehen lassen, deswegen dachte ich-" Finn brach ab. "Ich hab über deinen Kopf hinweg entschieden! Das tut mir leid. Ich Idiot, hab nicht nachgedacht! Ich bring dich erst nach Hause, wenn du möchtest-" Jetzt unterbrach ich meinen Freund. "Finny, ich komme gerne mit! Ich bin doch immer dabei, auch wenn ich nicht immer mitesse. Außerdem war ich noch nie bei, wie auch immer es heißt." Die Erleichterung war Finn anzusehen und ich grinste ihn an. "Du denkst manchmal zu viel nach, mi cielo." "Möglich...", kicherte er. Dann machten wir uns auf den Weg zu diesem Etablissement. 

California's BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt