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„Warum legst du auf?!" „Ich wollte ihm nicht mehr sagen!" „Aber du kannst doch nicht, nachdem du ich liebe dich gesagt hast, einfach auflegen! Du hättest ihm zumindest eine Chance geben müssen, etwas zu erwidern." „Daran habe ich gar nicht gedacht." Zerknirscht legte Lina den Kopf in den Nacken und lehnte ihn in dieser Position an die Wand. „Ich mache alles falsch, oder?", fragte sie nach wenigen Sekunden. Es war so leise, dass es schwierig gewesen war sie zu verstehen. „Nein. Du machst es nur ein wenig ungeschickt! Wir können ihn noch einmal anrufen und sehen dann was passiert." Lina machte keinen sonderlich hoffnungsvollen Eindruck, trotzdem wählte sie Lucas Nummer erneut. Wieder war der Lautsprecher an und ich bekam mit wie das Handy wählte. Aber es sprang sofort auf die Mailbox. Ich runzelte die Stirn. Mir war durchaus bewusst, dass Linas plötzliche und emotional geladene Aussage einiges mit Luca machte, aber er ging immer an sein Handy, wenn wir ihn anriefen. Selbst wenn er sauer oder enttäuscht von einem von uns war! Er nahm die Anrufe entgegen ohne jede Ausnahme. Ich hatte eine Ahnung, was passieren würde. Doch ich sagte nichts! Schließlich konnte ich mich auch irren und das wollte ich Lina nicht antun. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen! Luca wird bestimmt anrufen und für den Fall legen wir dein, mein und Finns Handy mit angeschaltetem Ton auf den Sofatisch." Betrübt dreinblickend ließ Lina sich von mir nach unten ziehen.

Ich drückte auf Pause und drehte mich zu Lina. „Die Einwirkzeit ist rum, wir sollten die Blondierung herauswaschen.", meinte ich. Stumm erhob sich Lina, doch wir wurden aufgehalten, als sich ein kleines, blondes Mädchen vor uns aufbaute. „Ich will auch bunte Haare!", forderte Grace trotzig ein. Mit vorgeschobener Unterlippe verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Grace, du kannst keine bunten Haare haben!", mischte Finn sich ein. Doch ich hob die Hand. Er verstand mein Signal und sagte kein Wort mehr. Ich kniete mich hin. „Lass uns einen Deal machen!", schlug ich vor. Misstrauisch verengte Grace die Augen. „Kommt auf den Deal an!", erwiderte sie. „Du bekommst ein paar bunte Strähnen, aber sie werden sich schnell raus waschen lassen. Das ist ein guter Kompromiss, findest du nicht? Wenn wir die Farbe in die Haare machen, die lange hält, dann bekommen du und ich Ärger von deinen Eltern! Und ich möchte das nicht.", erklärte ich ihr. Ihre Arme entknoteten sich langsam und die Augen waren nicht mehr zusammengekniffen. „Du würdest wirklich Ärger bekommen?", hakte Grace vorsichtig nach, woraufhin ich nickte. „Okay, dann die nicht lange Farbe.", lenkte sie ein. „Hast du Pink?" „Und blau und lila und grau.", fügte ich noch hinzu. Grace war schneller im Bad oben verschwunden, als ein Wimpernschlag dauerte. Lachend folgten Lina und ich hier. Auch Finn trottete uns mürrisch hinterher. Dylan stattdessen saß zufrieden mit dem Familientablet und Kopfhörern in dem Sessel und schaute weiter Spongebob. Er war zuckersüß! Genauso süß war das Mädchen, das ungeduldig im Bad auf mich wartete. „Können wir jetzt endlich anfangen?", wollte Grace wissen. Sie verdrehte die Augen und wippte von den Fußballen auf die Fersen und zurück. „Ich muss die Tüte mit den Farben erst aus mein Zimmer holen!" „ICH MACH DAS!" Schwupps! Grace war erneut davon gesprintet. Finn half mir die Folie aus Linas Haaren zu lösen. Kaum hatten wir das erledigt und Lina ihren Kopf unter den Duschkopf gehalten, watschelte Grace mit dem Stoffbeutel ins Bad. „Ich hab die Farbe!", verkündete sie stolz. Das Rauschen des Wassers, dass aus der Brause schoss, übertönte beinahe Graces Stimme. Ich nahm die Tüte entgegen, die mir Finns Schwester entgegenhielt. „Hast du dich schon für eine Farbe entschieden?" „PINK! Und lila." Grinsend holte ich die entsprechenden Dosen heraus. „Nehmen Sie Platz!" Das brachte Grace zum Kichern. Sie kletterte auf den Toilettendeckel und hielt still. Bevor ich die Farbe auftrug, schüttelte ich die Dose. Ich nahm einzelne Strähnen und sprühte im Wechsel die zwei Farben auf. Nachdem ich fertig war, warf Grace mit Finns Hilfe einen Blick in die Spiegel. „Danke, Rose!" Kaum berührten ihre Füße den Boden, polterte Grace hörbar die Treppe runter. Finn schüttelte den Kopf. Ich kicherte. Graces Euphorie war herzerwärmend! „Bin fertig!", zog Lina meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ich hol die Handschuhe und dann fangen wir an.", sagte ich ihr. Lina nickte und ich verschwand.

„Hier!" Lina drückte Finn ihr Handy in die Hand. „Mach ein Bild von uns!" Augenrollend nahm Finn das Telefon entgegen. Doch ich war mir sicher, dass er sich, wie ich mich, freute, Lina wieder normal sprechen zu hören! Sie klang nicht mehr scheu oder traurig, sondern wieder selbstbewusst und klar. Breit grinsend schlangen wir einen Arm um die Taille der jeweils Anderen. „3... 2..." Kurz vor der Eins warfen wir zeitgleich die Haare zurück. „Zeig mal!", forderte Lina und riss ihm das Handy aus der Hand. Wir grinsten mit geschlossenen Augen in die Kamera, während unsere Haare in der Luft flogen. Es hatte eine gewisse Ästhetik! „Kannst du bitte noch eins machen?", bat ich Finn. Er nickte und hob das Smartphone hoch, nachdem Lina es ihm erneut gereicht hatte. „Bereit?", wollte er wissen. Eng umschlungen und Wange an Wange lächelten wir in die Kamera. Ein Moment für die Ewigkeit! „Gefällt es euch?", fragte Finn nach und zeigte und das Bild, das er gerade geschossen hatte. „Es ist schön! Danke." Ich betrachtete es. Die pinken Enden und Strähnen waren außergewöhnlich für meine Verhältnisse, aber das machte sie umso besser! Vielleicht würden sie Teil meines Cali-Ichs werden, sowie meine Sprache, mein Selbstbewusstsein und mein extrovertierteres Verhalten. Es gab zwei prägnante Seiten meines Charakters! Ich teilte sie in meine Heimatsort auf. Gomera-Ich und Kalifornien-Ich! „Wir sollten die Bilder auf Insta hochladen!", meinte Lina und tippte sofort auf ihrem Handy herum. Eine Sekunde später gab mein Handy ein Geräusch von sich. „Ich habe dir das Bild geschickt, dann kannst du es auch auf deine Instaseite stellen.", murmelte meine Schwester abwesend und ging zum Sofa. Auch ich nahm mein Handy, um es ihr mit dem Instagrampost gleich zu tun. Finn saß bereits in dem zweiten Sessel. „Komm her, Prinzessin!", forderte er mich auf. Ich setzte mich auf seinen Schoss. Finn schlang seine Arme um mich und ich kuschelte mich an ihn. Sein Kinn ruhte auf meinem Scheitel, während ich die App öffnete. Mit halbgeschlossenen Augen wählte ich zwei Fotografien aus. Eine zeigte mich mit Finn auf den Ball und auf dem Zweiten waren Lina und ich von vor ein paar Minuten abgebildet. Schon interessant, dass ich in die Vergangenheit blickte, obwohl dieser Moment nicht lange vergangen war! Ich setzte eine Bildunterschrift darunter und markierte Finn und Lina auf den jeweiligen Bildern, bevor ich es Finn zeigte. „Meinst du, dass ich es so, wie es ist hochladen kann?", wollte ich von ihm wissen. Ich hatte nicht viel Erfahrung mit Social Media, weshalb ich mich von meiner Familie beraten ließ. „Ja! Der Text gefällt mir sehr gut.", erwiderte er und küsste mein Haar. Ich postete es. Doch dann hatte ich das Bedürfnis mir die Unterschrift noch einmal anzusehen.

A girl with two faces at home at to places

California's BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt