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Der Essenssaal war gut gefüllt, doch bis auf das Klappern des Geschirr und die Stimmen Vereinzelter war nichts zu hören. Ich hatte Lydia und Lina im Schlepptau. Wie sich herausstellte, war Lydia genauso begeistert vom Morgen wie Lina!  Ohne ein Wort zu verlieren, bahnte ich mir meinen Weg zwischen den Tischen und führte meine verschlafenen Freundinnen an den Tisch, an dem ich Finn, Luca, Kenny und Taylor entdeckte hatte. Luca und Kenny schienen in einem ähnlich wachen Zustand zu sein wie ich. "Guten Morgen!", warf ich fröhlich die Runde. Nachdem ich Platz genommen habe, gab ich Finn einen zarten Kuss. Er war blass, dick angezogen und hatte glasige Augen. Ihm schien es nicht besser zu gehen als gestern! "Nicht so laut! Es ist doch noch mitten in der Nacht.", grummelte Taylor und zog eine Grimasse. "Tschuldige!", murmelte ich. Aber ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Irgendwie amüsiert mich die Morgenmuffeligkeit meiner Familie! Vermutlich da ich so etwas erst erlebte, seitdem ich in Amerika lebte. "Finny, wie geht es dir?", flüsterte ich ihm zu. "Besser! Bin noch schlapp und verdammt müde, aber gestern ging es mir viel schlechter.", erklärte Finn heiser. Ich küsste noch einmal seine Wange und bekam dafür ein müdes doch zufriedenes Grinsen. Damit begnügte ich mich. Dann erhob ich mich, um mir an der Theke mein Frühstück zu holen. Auch Luca stand auf. In einer stillen Übereinkunft ließ er mir den Vorrang und folgte mir daraufhin zu der Speisetheke. Bei einem Seitenblick auf Luz fiel mir auf, dass er nicht so wach war, wie es zuerst den Eindruck machte. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen und seine Gesichtsfarbe glich der von Finn. "Hey Luz?", sprach ich ihn sanft an. Luca sah von der Tasse, die er befüllte auf. "Ist bei dir alles okay?" Erschöpft wischte er sich über sein Gesicht. "Ich war die fast ganze Nacht wach! Ich wollte auf Finn aufpassen. Das Fieber hat mir Sorgen gemacht und ich wollte nur auf Nummer sicher gehen." Verstehend nickte ich. "Vielleicht solltest du dich auch krank melden und schlafen.", schlug ich ihm vor. Aber Luca winkte ab. "Nein, es geht schon! Ich leg mich heute Abend früher hin. Mir geht es gut, Rosie! Mach dir keine Sorgen um mich." Ich wollte ihm widersprechen, aber Mr Fizz' Stimme ließ es nicht zu. "Wir treffen uns in zehn Minuten vor der Tür!" Ein Stöhnen entfleuchte mir. Ich hatte nicht einmal gefrühstückt! Luz stupste mich an. "Frühstücke nicht hier! Mach dir lieber ein paar Sandwiches, wickel' sie in eine Servierte ein und iss sie draußen, wenn sie uns den Ablauf erklären.", empfahl Luca mir. Ich warf ihm einen erleichterten Blick zu.  "Danke!" Daraufhin schnappte sich mein bester Freund einen Teller. "Sag mir, was du drauf haben möchtest! Ich helfe dir beim Belegen." "Du bist viel zu lieb." Das entlockte Luca ein breites Grinsen. "Da hast du Recht!", entgegnete er frech. Ich verdrehte die Augen und folgte ihm, nachdem wir unsere Teller beladen hatten, kopfschüttelnd zurück zu unserem Tisch. 

"Kommt bitte zusammen!", rief Ms Tesla und winkte uns zu sich. Mümmelnd trat ich näher an meine Lehrer heran. "Heute werden Sie in Gruppen aufgeteilt! Jede Gruppe erhält einen Umschlag. Dieser Umschlag enthält Richtungshinweise, einen Kompass, eine Nummer und die innerteamliche Aufteilung, damit auch jeder eine Aufgabe hat. Von Ihnen wird erwartet, dass Sie gemeinsam einen Gegenstand finden, der mit der Nummer in Ihrem Umschlag versehen ist. Haben Sie das verstanden?" Jeder in der Schülertraube nickte stumm. Wenn man sich umsah, blickte man ausschließlich in lustlose Gesichter. Niemand schien sonderlich begeistert davon zu sein. Ich wusste nicht, was ich von dieser Schnitzeljagd halten sollte. Doch ich war bisher nicht abgeneigt gegen diese Idee. Nun verkündete Mr Fizz die Teilnehmer jeder Gruppe. Langsam dämmerte mir, mit wem ich mich in einem Team befand... "In der letzten Gruppe sind Lydia Benette, Rose Garcia, Kenny Jones und Nikki Stratton." Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Das konnte doch nicht wahr sein! Ich musste in einem Alptraum feststecken. Von allen Schülern musste es Nikki sein? Ich wusste nicht, warum das Schicksal Kenny, Lydia und mir das antat, aber ich missbilligte diese Entscheidung. Missmutig nahm Kenny den Umschlag und wir trotten los. Wann Nikki sich uns anschloss, wusste ich nicht. Um ehrlich zu sein, interessierte es mich auch nicht! Schließlich hatte ich nicht wirklich viel für sie übrig.

"Hast du eine Ahnung, wo wir sind?", flüsterte Lydia Kenny und mir zu. Er schüttelte den Kopf. "Ich hab auch den Überblick verloren.", antwortete ich ebenso leise. Wir drei wechselten einen Blick. Jeder von uns hatte genug von ihr geführt zu werden. Das Schlimmste war, dass Nikki ursprünglich nicht als Captain vorgesehen war. Laut dem Umschlag war mir die führende Rolle zugeschrieben worden. Nikki hatte sich selbst die Führungsrolle gegeben. Niemand hatte widersprochen, schließlich wollten wir keinen Streit provozieren, denn die Lage zwischen uns war nicht die Beste. Deshalb mussten wir keine Zankerei vom Zaun brechen! Aber genug war genug! Ich konnte nicht zu lassen, dass wir weiterhin durch einen fremden Wald irrten. Außer dem zerbrochenen Kompass, der durch seinen Bruch nicht mehr richtig funktionierten, hatten wir nichts um uns den Weg zu weisen. Die Handys mussten wir abgeben, den Stand der Sonne konnte man durch das dichte Blätterdach nicht sehen und niemand von uns konnte sich erinnern, in welche Richtung das Moos an den Bäumen wies. "Ich hab genug! Du hast uns in die falsche Richtung geführt. Niemand von uns hat eine Ahnung, wo wir sind und ich möchte nicht, dass meine Freunde und ich in diesem Wald versauern, nur weil du dich aufspielen musst!", platzte es aus mir heraus. "Ach ja?" Nikki trat langsam auch mich zu. Unsere Nasenspitzen war nur wenige Zentimeter von einander entfernt. Die wuterfüllte Spannung zwischen uns war greifbar! "Und was willst du dagegen tun, huh? Willst du deinen Freund fragen oder ist der zu sehr damit beschäftigt, sich die Wunden zu lecken, weil Mommy und Daddy ihn nicht lieb haben! Oder wie wäre es mit Taylor? Schließlich hat er mich abgeschossen! Seine Freunde sind ihm ja so wichtig... Bla, bla, bla..." "Taylor kann nichts dafür, dass du eine dumme und hinterhältige Schnepfe bist.", feuerte ich bissig zurück. "Schnepfe?! Ich weiß nicht, was sie alle in dir sehen, aber du bist nichts besonderes!", knurrte Nikki. Ihr Hände prallten auf meine Schlüsselbeine. Ich verlor das Gleichgewicht, stolperte nach hinten und blieb an einer Wurzel hängen. In der nächsten Sekunde schlug ich schon auf dem Boden auf, überschlug mich mehrmals auf dem Weg nach unten. Zum Schluss kullerte ich auf der Seite bis zum Ende der Böschung. Eine warme Flüssigkeit floss über meine Schläfe zu meiner Wange. Mir war sofort klar, dass ich eine blutende Wunde auf der Stirn haben musste. "Rose, geht es dir gut?", schrie Kenny zu mir runter. Jedoch konnte ich ihm nicht antworten, denn alles vor meinen Augen wurde schwarz. Ich konnte nur noch hören, wie Kenny und Lydia Nikki anfuhren, dass sie die Schnauze halten solle. Dann verlor ich vollständig das Bewusstsein.

California's BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt