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„Wenn das jetzt nicht lebensnotwendig ist, dann mache ich diesen Menschen an der Tür kalt! Das verspreche ich euch.", grummelte Lina. Angesicht der Uhrzeit und des Sturmklingelns würde ich Lina nicht einmal von ihrem Vorhaben abzuhalten. „Was ist denn los?" Grace und Dylan standen plötzlich bei uns. Völlig verschlafen rieben sie sich die Augen. „Das wissen wir noch nicht, aber wir werden es herausfinden.", versprach ich ihnen. Finn und ich nahmen jeweils einen von ihnen auf den Arm. Lustigerweise legten sie synchron ihr Köpfchen auf unsere Schultern und schlangen ihre Arme um unseren Nacken. Wenn ich nicht so müde und erschöpft wäre, würde ich kichern oder lächeln. Aber ich wollte nichts mehr, als zu wissen, wer zur Hölle vor dieser Tür stand um drei Uhr morgens. Drei. Uhr. Morgens! Ich folgte mit Finn im Schlepptauch und Dylan auf den Arm Lina zur Haustür. Von Weitem konnte ich erkennen, dass Lina regungslos vor der geöffneten Tür stand. Die kalte Nachtluft strömte rein. Sie umwehte meinen Körper und jagte einen unangenehmen Schauer gepaart mit Gänsehaut über meinen Körper. Auch Dylan schien zu frieren, denn er zitterte. Aus diesem Grund griff ich im Vorbeigehen nach einer der Sweatshirtjacken am Harken und legte sie um Dylans Körper. Im nächsten Moment hielt ich inne. Meine Augen erkannten, wer dort in der Dunkelheit stand. Das war nicht möglich! Träumte ich? Ich musste träumen. Finn hatte uns inzwischen erreicht. Er war der Einzige, der nicht entsetzt schwieg. „Luz?!" „Hey Leute...", erwiderte unser verlegener Freund. „Ich weiß, es ist drei Uhr, aber könnte ich reinkommen? Es ist ziemlich kühl hier draußen!" Sprachlos traten wir zur Seite und beobachteten Luca, als er das Haus betrat. Luca sollte in New York City in New York sein und nicht in Richmondville in Kalifornien! Dennoch stand er in diesem Moment vor uns. Lina musste eine Menge in ihm ausgelöst haben. Vor allem den Wunsch zurück nach Kalifornien zu reisen! "Es tut mir leid, dass ich einfach aufgetaucht bin, aber ich musste herkommen. Nach deinem Anruf, Lina, wusste ich, dass ich es nicht aufschieben kann." "Wir bringen die Kids ins Bett und ihr könnt reden oder schlafen gehen.", erwiderte Finn. Ich wollte das Selbe sagen. Deswegen nickte ich einfach und dackelte ich ihm hinter zu Dylans Zimmer. Dort legten wir sie in ihre Betten, wickelten sie in die Decken und schalteten den CD-Player mit einem Hörspiel der Winx ein. Dylan hatte die Welt der Feen vor ein paar Wochen für sich entdeckte und Izzy und Dave hatten ihm eine CD-Box der Winx geschenkt, nachdem ihn die Serie begeistert hatte. Für Weihnachten bekam er von mir eine DVD-Staffelbox und von Lina eine CD-Box und den Film. Wir hatten uns abgestimmt! "Lass uns wieder ins Bett gehen!", raunte Finn mir ins Ohr. Willenlos folgte ich ihm. Hätte er mir angeboten von der Brücke zu springen, ich wäre ihm ohne eine Sekunde darüber nachzudenken gefolgt und gesprungen! Ich war übermüdet. Mein letzter Schultag hatte mich dermaßen geschafft und ich hatte bis vor ein paar Minuten in meinem persönlichen Schlafkoma gelegen. Ich wünschte mir nicht sehnlicher, als in das Land der Träume zurückzukehren. Plötzlich schwebte ich in der Luft. Die Erschöpfung ließ nicht einmal zu, dass ein Schocklaut meine Kehle verließ. "Ich trag dich, meine müde, kleine Kämpferin! Sonst muss ich noch Angst haben, dass du den Weg zu deinem eigenen Reich nicht findest, Prinzessin." "Klingt gut...", nuschelte ich. Ich spürte, wie Finn gluckste. Doch ich war schon zur Hälfte weggedöst und von mir aus konnte es noch einige Stunden so bleiben.

"Rose! Rose! ROSE!" Ein Erdbeben hätte mich nicht besser durchrütteln können! Ich hätte nicht genervter sein können. "Lina, wenn du nicht sofort verschwindest, werde ich Mord in Betracht ziehen!", grummelte ich und zog mir die Decke über den Kopf. Das schien Lina nicht zu interessieren! Statt mir meinem Wunsch nach Ruhe und Schlaf zu gönnen, riss sie mir die Decke vom Leib. "Wir müssen reden!", jammerte Lina. "Du weißt, ich bin immer für dich da! Aber dein Freund hat alle von uns um drei Uhr morgens aus dem Bett geklingelt. Deswegen können wir reden, wenn ich noch eine oder zwei Stunden geschlafen habe!" Auch das interessierte Lina nicht. Sie plumpste auf meine Matratze. Dadurch lag ich statt auf der Seite plötzlich auf dem Bauch. In diesem Moment war ich hellwach! "Finn?" Schlagartig drehte ich mich um und setzte mich auf. "Lina, wo ist Finn? Er hat vorhin definitiv neben mir gelegen!" Lina machte eine wegwerfende Handbewegung. Danach zuckte sie die Schulter. "Keine Ahnung! Ich glaube, er ist bei Luca. Aber das ist gerade nicht wichtig. Finn geht es gut! Und ich weiß nicht, ob es mir gut geht!" Seufzend stellte ich mein Kissen auf, rückte nach hinten, um mich gerade sitzend dagegen zu lehnen. Ich wischte mir erschöpft über das Gesicht. "Wie kann ich dir helfen?", wollte ich wissen. Meine Schwester sprang auf und tigerte aufgeregt durch mein Zimmer. "Luca und ich haben geredet und er hat am Ende gesagt, wenn ich möchte, können wir unsere Beziehung wieder verändern. Er meinte, dass er sich nach mir richtet und wie mich wohlfühle. Er hat gesagt, dass allein schon mein Verhalten ihm gegenüber und meine Haare zeigen würden, dass ich eine Veränderung brauche. Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich konnte nicht antworten! Ich weiß nicht, was ich denken oder fühlen soll! Ich bin so verwirrt. Ich weiß nicht, was ich will-" Plötzlich hielt Lina inne. "Oh mein Gott! Was ist, wenn Luca mit mir gerade Schluss gemacht hat und ich, dumme Kuh, habe es nicht gecheckt?" Im nächsten Moment warf sie sich im nächsten Moment stöhnend auf mein Bett. Ruckartig zog ich die Beine an und konnte dadurch geradeso verhindern, dass Lina auf meine Schienenbeinen landete. Diese Hysterie war absolut ungewöhnlich für Lina! "Lina, du solltest dich hinsetzen und dich beruhigen. Nimm ein paar ruhige, tiefe Atemzüge! Das hilft." Ohne zu widersprechen folgte sie meinem Rat. "Sehr gut und jetzt hör mir bitte zu!" Sie nickte. Ein verdächtiges Schimmern erfasste ihre Augen. "Wenn Luca nicht mehr mit dir zusammen sein wollen würde, dann hätte er es dir gesagt. Du kennst Luca! Er redet nicht lange um den heißen Brei herum. Deswegen weiß ich, dass er dich nicht verlassen hat und ich denke auch nicht, dass er es vorhat. Aber Luca möchte dir die Möglichkeit geben, darüber nachzudenken, mit was du dich wohlfühlst und ob und wie du etwas ändern möchtest. Ich glaube, dass er Angst hat dich zu verlieren, wenn er es nicht vorschlägt. Du hast ein sprunghaftes Wesen, außer wenn es um deine Freunde geht. Was Luca meiner Meinung nach nicht verstanden hat, ist, dass du auch nicht sprunghaft bist, wenn es um Liebe geht." Auf einmal fiel Lina mir um den Hals und drückte mich fest an sich. Eine Spur zu fest! "Danke, danke, danke, danke, danke, danke!" Ich tippte ihr auf den Rücken. "Ich hab dich wirklich lieb und freue mich über den Dank, aber ich freue mich auch über Sauerstoff in meinen Lungen." Danach hielt meine Schwester mich auf eine Armlänge Abstand. "Ich danke dir, Rosie! Von ganzem Herzen. Ich weiß jetzt, was ich möchte und was ich tun würde." Ich lächelte. "Gern geschehen." Es klopfte an meiner Tür. Luca kam rein. "Ich-" Lina stürmte auf ihn zu, drückte ihm ihre Lippen auf den Mund und rannte fröhlich summend nach draußen. "Was habe ich getan?", hakte Luz verwirrt nach. Mein Lächeln wurde eine Spur breiter. "Du machst sie glücklich!"

California's BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt