Die Ähnlichkeit war gruselig! Händeschütteln; belanglose, kurze Gespräche; Abschied; Partnerwechsel. Dann folgte eine Wiederholung des Ganzen! Jedes Bankette und jeder Ball, dem ich als Prinzessin beiwohnte, verlief auf diese Weise. Die obere Gesellschaftsschicht hatte glasklare Verhaltensregeln, was ich natürlich wusste! Doch mir war nicht bewusst gewesen, wie haargenau die Abläufe weltweit waren, das ausgesprochen furchteinflößend war. "Rose?" Abwesend trank ich einen Schluck von meinem Eistee und drehte mich danach langsam um. "Ja-" Diesen braunäugigen, jungen Mann kannte ich doch! "Luz! Was machst du denn hier?" Noch ein Freund auf dieser Veranstaltung! Das Schicksal meinte es heute Abend mehr als nur gut mit mir. Ich sprang auf und fiel ihm erleichtert um den Hals. "Ich bin nie so froh gewesen dein Antlitz zu erblicken.", murmelte ich. "Und Lina würde dir gegen den Hinterkopf schlagen.", gluckste Luca leise. "Zu viel Prinzessin?" Jetzt brach das Lachen vollends aus ihm heraus. "Ich glaube, es ist nie so extrem gewesen wie gerade eben. Schon interessant zu sehen, wie gewisse Situationen deine Sprache beeinflussen! Stress bringt deine gehobene Literatensprache hervor und wenn du wütend bist, klingst du wie jeder andere Teenie in Kalifornien." Luca und ich setzten uns. "Wirklich?" Die erste Antwort, die ich bekam, war ein Nicken. "Ja! Es ist mir aufgefallen. Irgendwie hat es meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen." "Verständlich!", stimmte ich Luz zu. "Sprache ist ein interessantes Phänomen. Beeindruckend was willkürliche Laute für eine Wirkung haben können!" "Ja und-" "Luz! Cool das du auch da bist." Finn nahm auf dem freien Stuhl gegenüber von uns Platz. "Wenn mich noch einer nach meinen Plänen für meine Zukunft fragt, laufe ich Amok! Wie kann es sein, dass ich 20 Mal eins zu eins das selbe Gespräch geführt habe?!", beschwerte er sich. Seine Finger zerzausten seine blonde Mähne. Aus einem mir unerfindlichen Grund hatte ich das Bedürfnis sein Haar zu ordnen, wobei diesen verstrubbelten Look liebte. "Mein Maß an Stumpfsinnigkeit ist voll! Und wir sind nicht einmal 60 Minuten hier." Finns Finger ballten sich zu verkrampften Fäusten. "Ich hasse Galas! Ich sehe nicht den Sinn meiner Anwesenheit. Mir fallen 100 Sachen ein, die ich lieber machen würde und sinnvoller wären. Aber nein! Ich bin hier." Amüsiert beobachtete ich meinen Freund dabei, wie er sich in Rage redete. Das schien Finny nicht so zu sehen wie ich. "Was ist so witzig?", blaffte er. Sofort danach fasste er sich an die Stirn. "Es tut mir leid! Diese Leute machen mich verrückt." Ich schob ein Glas quer über die Tischdecke zu meinem Freund. "Atme einmal durch und trink einen Schluck! Wenn du einen kühlen Kopf bewahrst, erträgst du es leichter, mi amor. Zumindest zeigt mir das meine Erfahrung." "Erfahrung?", echote Luca irritiert. "Ja! Meine Erfahrung rührt aus den zahlreichen Bankettes und Bällen her. Die Ähnlichkeit ist erschreckend!", gestand ich und warf den offenen Teil meines Haares über die Schulter, um es aus dem Weg zu haben. Meine Aussage brachte Luz zum Lachen. Finn schien den letzten Teil nicht mitbekommen zu haben, was ich aus seiner Körpersprache schloss. Er lehnte sich zur Seite, starrte an Luca vorbei und schwieg. Die Muskulatur seines Kiefers trat deutlich hervor. Seine Augen verengten sich leicht. "Red 1!", sagte Finn plötzlich. Mit einmal machte auch Luca einen alarmierten Eindruck. Ich saß daneben -verwirrter denn je! "Die Harrisons sind eingeladen?! Mom hatte mir versichert, dass sie nicht hier sein würden.", meinte Luca. "Sie sind hier! Mit Ashton und Angelica.", knurrte Finn. Meine Augen wanderten zwischen den beiden Jungen hin und her. So konnte ich beobachten, wie Luca den Raum nach etwas absuchte. "Buffet! Das ist unsere einzige Chance." Eine Sekunde später wankte ich auf meinen Füßen hoch in der Luft. "Kann ich bitte jemand aufklären?", erfragte ich, während ich mir große Mühe nicht hinzufallen. "Die Harrison-Zwillinge Ashton und Angelica sind die schlimmsten Menschen, denen wir auf diesen bedepperten Veranstaltungen begegnen.", teilte Luca mir mit und zog mich hinter den Buffettisch. "Ashton ist ein Angeber! Nichts anderes. Vor allem übertreibt er maßlos! Weshalb wir ihn Lügton nennen.", fügte Finn hinzu. Er wandte der Tischreihe den Rücken zu, wobei Luz und er selbst mich abschirmten. "Angelica wirft sich pausenlos an Finn ran. Es ist nervig und inzwischen auch peinlich! Deswegen flüchten wir meistens. Ich hab mich schon eine Stunde lang mit einem Ehepaar über ihre Katzen unterhalten, weil ich ihnen aus dem Weg gegangen bin." Luca schüttelte sich bei der Erinnerung. "Sind die Beiden wirklich so schlimm? Ich finde sie sehen sympathisch aus." Zwischen den Jungen konnte ich ab und an einen Blick auf die Neuankömmlinge erhaschen. "Blondlockige Dämonen! Und der Name ist von Lydia." Jetzt war ich mir zu 1000% sicher, dass es keine angenehmen Zeitgenossen waren, denn Lydia verurteilte niemanden vorschnell und vergab auch gern dritte und vierte Chancen! "In Ordnung! Ich glaube euch. Aber es ist nicht besonders höflich, sich jedes Mal vor ihnen zu verstecken!", gab ich zu bedenken. Finn schnaubte. "Ich will nicht höflich sein! Ich will den arroganten Schnepfen aus dem Weg gehen.", murmelte mein Freund verärgert vor sich hin. Seufzend schob ich die Jungen auseinander und nahm mir einen Teller, den ich mit Häppchen befüllte. Danach stellte ich mich zurück auf meinen ursprünglichen Platz. Dabei ächzte ich leise. Diese Schuhe waren eine Zumutung! Ich hatte bereits blutende Wunden an den Fersen. Das wusste ich, da ich es vorhin in einem unbeobachteten Moment nachgeschaut hatte. Ohne dass ich mitbekommen hatte, wann er es getan hatte, lag Finns Hand auf meiner Schulter und seine Augen musterten mich. Besorgnis lag in ihnen. "Du hast Schmerzen." Es war keine Frage sondern eine Feststellung. Ich nickte und schob mir ein Schokocrepesröllchen in den Mund. Für mich war die Sache gegessen! "Wo?" Für Finn offensichtlich nicht. "Meine Fersen. Die Schuhe sind nicht die bequemsten! Ich vermute, dass sie sich ausschließlich verkaufen, weil sie hübsch aussehen." Wortlos bahnte Finn sich einen Weg durch die Menge und ließ Luz und mich zurück. "Weißt du, wohin er möchte?" Luca schüttelte den Kopf. "Manchmal ist Finn für mich das größte Rätsel auf Erden, obwohl ich ihn seit verdammten fünfzehn Jahren kenne!"
Finn kam wieder und in seiner linken Hand hielt er ein Paar Sneaker. Ich glaubte, dass es Chucks waren! Stundenlang hatte Lina mir Dinge gezeigt, deren Namen man offenbar als amerikanischer Jugendlichen kennen musste. Die Chucks in Finns Hand waren schwarz mit goldenen Blumenranken- und Schmetterlingsverzierungen! Die selbe Farbkombination trugen die High Heels an meinen Füßen. Das stimmte mich nachdenklich. "Warum hast du diese Schuhe geholt?", erkundigte ich mich. "Die sind für dich! Samt Pflaster und Socken." Stirnrunzelnd öffnete ich die Mund. "Ich habe mir schon sowas gedacht! Also die Sache mit den Schuhen und als ich mit Grace unterwegs war, habe ich diese Chucks entdeckt und sie haben mich an dich erinnert. Eigentlich habe ich sie für Weihnachten gekauft auch wenn es noch 3 Wochen dauert. Aber ich denke, du kannst die Schuhe jetzt schon gebrauchen." Mit einem fröhlichen Grinsen auf den Lippen überreichte Finn mir die Chucks. "Du bist mein Held!" Ich küsste seine Wange und stöckelte schnellst möglich zu unserem Tisch. Dort angekommen plumpste ich auf meinen Stuhl, kickte die Schuhe von meinen Füßen und verarztete meine verwundeten Fersen. Zum Schluss streifte ich behutsam erst die Socken und danach die Chucks drüber. "Finn, dieser Moment ist dafür verantwortlich, dass ich dich noch mehr liebe...", seufzte ich. Diese Turnschuhe waren eine Wohltat! "Ich rette dich immer wieder gern! Auch wenn mir die Rettung vor diesen Belanglosigkeiten lieber sind als unsere üblichen Abenteuer.", gluckste Finn. Er stellte meinen Teller, den ich zurückgelassen, vor ab. Ich schob ihn in die Mitte. "Bedient euch!", forderte ich Luca und Finn freundlich auf. "Dankeschön!", sagte eine fremde Stimme. Eine Hand erschien in meinem Blickfeld. Überfordert ließ ich meine Augen zu Finn wandern. Seine Miene verriet mir, was ich wissen musste. Der gleiche Ausdruck wie beim Erscheinen der Harrison-Geschwister! Das hieß wohl, dass Ashton hinter mir stand. "Niemand hat dich eingeladen, Harrison! Außerdem verstößt es gegen die Etikette über den Tisch zu greifen.", presste Finn zwischen den Zähnen hervor. Ashton ließ es unkommentiert. Ein Klingeln ertönte, was Luca dazu veranlasste, aufzustehen und Ashton wegzuschieben. "Schade, dass ihr gehen müsst! Aber das Essen wird serviert." Nach einem kurzen Nasenrümpfen legte Ashton seine Hand auf den Rücken seiner Schwester, während er sich dem Gehen zuwandte.
"Es ist schön endlich das letzte Glied eurer Truppe kennenzulernen!", wiederholte sich Ms Miller. Mir schoss die Hitze ins Gesicht. Kichernd stupste Finn mich mit seinem Knie an. Ich warf ihm einen warnenden Seitenblick zu, bevor ich mich wieder mit Ms Miller beschäftigte. "Es ist mir auch eine große Freunde Sie kennenzulernen, Ms Miller!", erwiderte ich und nahm zart lächelnd einen Schluck. Das letzte Kennenlernen mit Eltern ging dermaßen schief, dass ich leichte Panik in mir verspürte. Jedoch durfte meine Angst mich nicht beeinträchtigen! Angst und Panik lähmten mich, was mich zurückhalten könnte. Ms Miller lachte herzlich. "Doch nicht so förmlich, Liebes! Lucas Freunde sind Teil unserer Familie. Nenn mich doch bitte Liara!" "Ich werde mir Mühe geben, mich daran zu halten.", versprach ich ihr. In diesem Moment wurde ein Teller vor mir abgestellt. Zu meiner Überraschung war die Portion vor mir keine Miniaturversion normaler Nahrung. Auf dem Teller befand sich panierter Fisch, Salzkartoffeln, diamantförmige Karottenstücke und Apfelrosen. Über allem außer den Rosen war eine beige Soße in Schlangenlinien geträufelt. Mal etwas Neues! "Rose, was ich dir noch sagen wollte!", setzte Ms Miller an. Ich legte mein Besteck nieder und blickte Luz' Mom erwartungsvoll an. "Ich habe eine Zeichnung bei Luca im Zimmer gesehen mit dem Titel Kampf der Farben. Er sagte mir, dass es von dir ist." "Das ist richtig!", bestätigte ich. "Es ist großartig! Du hast unglaublich viel Talent, meine Liebe. Ich bin wirklich beeindruckt." Als mir die Röte ins Gesicht schoss, schlug ich meine Lider nieder. "Es war eine simple Kritzelei! Nicht der Rede wert.", winkte ich ab. Aber Liara beharrte darauf. "Mach dich nicht kleiner als du bist! Es ist wundervoll. Aus diesem Grund hätte ich ein Jobangebot für dich."
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California's Badboy
ChickLitUnsere lieben Freunde Lina, Luca, Finn, Rose, Lydia, Kenny und Taylor haben im letzten Schuljahr schon einiges erlebt und jetzt gehen sie auf ihr allerletztes Schuljahr zu! Wenn da schon nicht aufregend genug ist, dann bekommt die Truppe noch zu wa...