Epilog

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-SICHT MIRA-
Inzwischen haben unsere Kids schon wieder Sommerferien und heute wollen wir einfach mal nen ruhigen Familientag machen. Ich hab grade nur nochmal die Wäsche aufgehangen und als ich jetzt wieder raus in den Garten komme, sehe ich Wincent hinten mit unseren fünf Kindern und dem Hund rumtoben. Sie lachen ausgelassen und wieder mal kann ich mein Glück kaum fassen. Ja, Wincent und ich hatten letztes Jahr um die Zeit noch so einige Probleme, aber wir haben das überstanden und sind jetzt noch glücklicher. Ich bin einfach nur glücklich, so wie es gerade läuft.
Oh Gott, hätte mir jemand vor nicht viel mehr als zwanzig Jahren gesagt, dass ich mich in einen bekannten Sänger verliebe, ein halbes Jahr später mit ihm zusammenziehe, ihn nach zwei Jahren Beziehung heirate und mit ihm fünf Kinder plus Hund bekomme, mir mit ihm ein Leben im Norden aufbaue, hätte ich demjenigen den Vogel gezeigt. Klingt nunmal alles wie in einem Film oder noch besser einem Roman... Oh Gott... 'Das Mädchen, das sich in den Popsänger verliebte.' Aber so ist es nunmal... Als ich Wincent kennengelernt habe, war ich gefühlt noch ein Mädchen. Mit ihm bin ich so gewachsen und aus mir herausgekommen. Ich bin zu der Mira geworden, die ich heute bin und die ich liebe. Klar, ich war vor Wincent glücklich, aber bestimmt nicht halb so glücklich, wie ich es jetzt mit ihm bin.
Ich gehe dann auf meine Kids, meinen Mann und unsere Hündin zu, Wincent liegt gerade auf der Wiese und die Kinder auf ihm drauf. Das sieht echt amüsant aus und irgendwie kommt mir die Situation komisch bekannt vor...
"Ihr habt Papa ja gut im Griff" lache ich, als ich ihnen immer näher komme.
"Ha Ha Ha" kommt es nur von Wincent "Hilf mir lieber mal!"
"Oder du hilfst uns, dann hast du wenigstens eine Chance" lacht Nici.
"Äh nein! Du hilfst gefälligst deinem Mann!"
Ich schnappe mir dann Kaia und werfe sie mir über die Schulter, das werd ich später noch bereuen. Sie ist zwar ein zierliches, aber eben kein sehr kleines Mädchen mehr. Sie ist acht Jahre alt... sie kommt in ein paar Wochen in die dritte Klasse, Nick schon in die Fünfte, Lion und Zoe schon in die elfte und Joel in die Neunte... Wo ist die Zeit hin?

Direkt am Pool bleibe ich mit Kaia stehen und kurz darauf stellt sich auch Wincent neben mich, der Zoe über seiner Schulter hat. Die Jungs bleiben dann vor uns stehen und funkeln uns leicht an.
"Lasst die Geiseln frei" schmunzelt Joel.
"Was wenn nicht?"
Wincent und ich kommunizieren nur durch Blicke und werfen die Mädels dann schön volle Kanne in den Pool. Prustend tauchen die beiden wieder auf, während Wincent und ich uns vor lachen grade kaum noch einbekommen. Die Jungs nutzen diese Gelegenheit, um uns auch ins Wasser zu schubsen, wobei wir sie mitziehen. Jetzt sind unsere Klamotten zwar alle komplett durchnässt, aber zum Glück haben wir alle sowieso nicht allzu viel an bei der Hitze. Es entsteht dann eine richtige Wasserschlacht, wobei fünf gegen zwei jetzt nicht unbedingt fair ist und Wincent und ich irgendwann von allen Seiten bespritzt werden. Lexi rennt die ganze Zeit neben dem Pool hin und her und bellt immer mal wieder. Wincent legt irgendwann sogar leicht schützend die Arme um mich, bis die Kids dann doch irgendwann aufhören. Wir lösen uns also wieder ein wenig, immer noch darauf vorbereitet gleich wieder unter Beschuss zu stehen. Wincent streicht mir dabei ein paar komplett nasse Strähnen aus dem Gesicht und lächelt mich einfach an, was mir zeigt, dass er mindestens genauso glücklich ist, wie ich es bin.
"Frieden?" schmunzle ich dann unsere Kinder an.
"Kommt drauf an, was für uns dabei rausspringt" meint Kaia knallhart.
"Jeder ein Eis?" grinst Wincent,
"Akzeptiert" kommt es einstimmig von den fünf.
Wir ziehen uns einfach schnell was trockenes an und setzen uns dann alle mit Eis raus auf die Terrasse.

Den Nachmittag verbringen wir einfach im Garten, was echt entspannend ist. Gegen halb acht packen wir Lexi dann doch nochmal ins Auto und fahren alle zusammen an den Strand. Der ist gerade sogar relativ leer, bis auf ein paar wenige ältere Paare, die einen Spaziergang machen, die sind aber echt weit weg. Wincent hat schon recht am Anfang nach meiner Hand gegriffen, während die Kinder und Lexi die ganze Zeit um uns herum springen. Irgendwann bleibt Wincent stehen und zieht mich in seine Arme.
"Danke" flüstert er mir zu.
"Wofür?" schmunzle ich.
"Einfach alles, die letzten zwanzig Jahre. Du hast mir das grösste und schönste Geschenk überhaupt gemacht. Fünf wundervolle Kinder, eine Familie. Ich liebe dich und bin einfach dankbar, dass ich dich vor zwanzig Jahren kennenlernen durfte. Ich war glücklich, vor dir, aber als du mir damals den Kopf verdreht hast, wusste ich nicht mehr wohin mit meinen Glücksgefühlen. Du hast mich einfach akzeptiert, wie ich bin, der verplante Chaot. Du hast immer auf mich gewartet, wenn ich für mehrere Wochen weg musste. Du hast mich immer machen lassen, mir einfach vertraut, tust es immer noch. Und jetzt stehen wir hier zusammen und ich habe wirklich alles, von dem ich immer geträumt habe. Dafür Danke."
Wincent steht hinter mir und hat die Arme um mich geschlungen, während wir unsere Kinder beobachten, wie sie im flachen Wasser mit dem Hund spielen.
Ich bekomme nach Wincents kleiner Rede kein Wort raus, sondern spüre nur eine Träne, die mir über die Wange kullert. Schnell küsst er sie weg und ich drehe mich in seinem Arm um.
"Du bist das beste, was mir passieren konnte" murmle ich, bevor ich mich leicht auf Zehenspitzen stelle und Wincent kurz küsse.
"Haben wir deinem alten Dozenten eigentlich je gedankt?" schmunzelt er dann.
"Also ich hab mich mehrfach bei ihm für die Chance bedankt" lache ich.
"Ja super, ich nie, glaub ich" lacht er.
"Ich freu mich auf die nächsten Jahrzehnte mit dir."
"Wenn wir irgendwann mit unseren Enkeln im Garten spielen und Strandspaziergänge machen, wie das Paar da hinten?"
"Ja" seufze ich und beobachte das ältere Paar kurz, wie sie Hand in Hand am Ufer entlang spazieren "Das ist ein richtiges Happy End."
"Auch wenn es noch ein kleines bisschen dauert, bis wir in deren Alter sind, haben wir auch jetzt schon unser Happy End."
Ich drehe mich in seinem Arm wieder um und beobachte unsere Kinder.
Ja, ich könnte wirklich nicht glücklicher sein, wir könnten nicht glücklicher sein. Wir haben unser Happy End und in zwanzig, dreissig Jahren, spazieren wir hier auch so lang wie dieses Paar.

Ende

Auf ganzem Weg Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt