Chapter 73

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Irgendwann setzen wir uns einfach in den Sand. Mira lehnt an mir und ich habe mein Kinn auf ihrer Schulter abgelegt, während meine Hände auf ihrem Bauch ruhen.
"Danke" murmelt sie irgendwann leise und bricht damit die doch recht angenehme Stille zwischen uns.
"Der Tag war echt schön."
"Vor nicht ganz drei Jahren hätte ich direkt kehrt gemacht. Ich glaube, hätte ich dich nicht, wäre es immer noch so. Ich würde wahrscheinlich immer noch in Berlin wohnen und mein Leben währe total langweilig."
"Mit mir wird es sicher nicht langweilig.
"Hast du mir in den letzten Jahren definitiv oft genug bewiesen."
"Hab ich auch noch in Zukunft vor. Ich will mit dir alt werden. Bis wir grau und schrumplig sind und unseren Urenkeln beim Spielen zusehen."
"Unsere Urenkel?" schmunzelt sie dann zu mir hoch "Wir sind noch nichtmal ganz Eltern."
"Aber so gut, wie... Ich liebe dich."

Am Morgen wache ich dadurch auf, dass ich alleine im Bett liege. Ich strecke mich also einmal kurz und schnappe mir mein Handy, bevor ich aufstehe und erstmal zum Geländer gehe. Von hier sehe ich meine Frau auch direkt. Sie läuft durch den unteren Teil des Hauses und atmet tief ein und aus. Sofort bin ich alarmiert und stolpere die Treppe runter.
"Alles gut, ich konnte nur nicht mehr liegen."
"Sicher?" frage ich und hole ihr erstmal ein Glas Wasser.
Mira ist gerade wieder ziemlich blass um die Nase. Das Glas nimmt sie dankend an und trinkt erstmal, während ich ihr beruhigend über den Rücken streichle.
"Ja, geht auch schon wieder."
"Okay" murmle ich und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn.
Kurz bleiben wir noch so stehen, bevor wir uns einen schönen Restaufenthalt hier machen machen. Wir frühstücken entspannt, fahren zum Strand, lachen fast ausschliesslich und geniessen den wahrscheinlich erstmal letzten Urlaub zu zweit, bevor wir dann am Sonntag schon wieder im Auto sitzen und nach hause fahren.
In den nächsten zwei Wochen stehen jetzt noch vier Konzerte und zwei Festivals an. Dann ist erstmal Schluss. Dann kommen bald unsere Kinder. Okay, das hört sich immer noch seltsam beziehungsweise ungewohnt an. Unsere Kinder.

Naja, so entspannt, wie ich eigentlich gehofft hatte, sollte diese Fahrt jetzt leider doch nicht werden.
"Wincent, wie sieht es jetzt eigentlich mit dem Treffen mit deinem Vater aus?" fragt Mira irgendwann vorsichtig, nachdem wir eine Weile einfach nur leise Musik gehört haben.
"Weiss ich noch nicht" murmle ich einfach und sehe nur im Augenwinkel, wie Mira mich genauestens beobachtet.
"Das war doch jetzt am Samstag angedacht, oder?"
"Ja, keine Ahnung."
"Wincent, was ist los?"
"Ich weiss noch nicht, ob ich hingehe" presche ich irgendwie hervor und konzentriere mich weiter auf die Strasse "Wahrscheinlich nicht."
"Wieso?"
"Weil ich mit ihm nichts zutun haben will."
"Warum wolltest du dich dann mit ihm treffen?"
"Das weisst du genau."
"Ja, aber warum machst du deine Zukunft als Vater davon abhängig, wie ein Mann ist, den du nicht kennst, wenn dir die Personen, die dich teilweise schon dein ganzes Leben oder ihr ganzes Leben lang kennen und lieben, sagen, dass du ein wundervoller Vater werden wirst? Wenn ich dir sage, dass ich mir keinen besseren Vater als dich vorstellen kann? Glaubst du uns nicht?"
"Doch, aber es ist was anderes."
"Du willst es lieber von jemandem hören, den du eigentlich gar nicht kennst, als von den Menschen, die dich mehr lieben als alles andere?... Schatz, wenn du ihn wirklich treffen willst, dann steh ich zu dir. Aber nur, wenn das Treffen nichts daran ändern wird, dass du ein unglaublich toller Vater für unsere Kinder werden wirst... Ich kann nicht mehr machen, als es dir sagen. Ich glaube das nämlich wirklich. Wenn ich es dir irgendwie anders klarmachen könnte, würde ich es. Du wirst der beste Papa überhaupt."
Ohne eine Reaktion meinerseits auf ihre Worte, legt Mira ihre Hand einfach auf meinen Oberschenkel und beobachtet mich weiter.
Irgendwann nehme ich dann ihre Hand und drücke einen Kuss darauf, um unsere Hände danach auf ihrem Schoss zu platzieren.

Zuhause angekommen sind wir dann auch schneller wieder im Alltag, zumindest soweit man das so nennen kann. Wobei es Mira manchmal echt nicht so gut geht. Die Woche geht recht schnell rum und von den insgesamt sechs Konzerten sind jetzt nur noch zwei übrig. Ein kleiner Gig auf nem Festival und mein Abschlusskonzert für diese Tour. Mira war die letzten Male nicht dabei, da es ihr nicht so gut ging. Heute auch, weswegen ich auch das Treffen mit meinem leiblichen Vater abgesagt habe. Irgendwie bin ich da drüber auch ganz froh, aber irgendwie komme ich mir auch ziemlich feige vor. Mira hat ja auch Recht, ich kenne diesen Mann nicht und mache jetzt von ihm abhängig, wie meine Zukunft als Papa aussieht? Wobei offensichtlich jeder Mensch, der mir lieb ist und dem ich grenzenlos vertraue, davon überzeugt ist, dass ich ein guter Vater sein werde. Und ich will es ja auch. Ich will Papa sein. Und ich will alles für meine Kinder beziehungsweise meine eigene kleine Familie tun. Ich liebe sie und will sie beschützen.
Da ist es doch eigentlich egal, wer dieser Mann ist. Ich habe die letzten 29 Jahre auch sehr gut ohne ihn gelebt und alles geschafft. Warum sollte ich das nicht schaffen? Ich war nie alleine und ich werd auch nie alleine sein. Ich habe Mira, meine Mum, meine Grosseltern, meine kleine Schwester und meine Freunde. Auch meine Fans sagen ja immer, dass ich ein toller Vater werde. Warum sollte ich also Zweifel haben, wenn mehrere hunderttausend Leute sagen, dass ich ein toller Vater werde?

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