Chapter 2

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Kurz nach halb neun parke ich vor dem Haus. Als ich aussteige, fährt auch Max vor.
Wir begrüssen uns kurz und gehen dann rein. Lena kommt sofort in den Flur und fällt Max um den Hals.
"Mira hat sich auf die Terrasse gepflanzt" lächelt sie dann in meine Richtung.
"Wie geht's ihr?"
"Wie man es nimmt. Geh am besten gleich durch."
Während ich den Flur verlasse höre ich noch ein wenig getuschel hinter mir. Irgendwas, dass es Mira vorhin richtig beschissen ging oder so.
Draussen auf der Terrasse sitzt Mira in eine Decke gekuschelt auf dem Sofa und schaut auf irgendwas in ihren Händen. Ich setze mich zu ihr, woraufhin sie sich sofort in meine Arme kuschelt.
Eine Weile schweigen wir einfach vor uns hin, wobei ich Mira genau beobachte. Irgendwann schaut sie auch zu mir nach oben und hat dabei ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Ihre Augen strahlen wie noch nie zuvor. Was ist bitte passiert?
Meine Frau legt eine Hand in meinen Nacken und zieht mich etwas zu sich nach unten.
Ihr Kuss ist sanft, aber zur gleichen Zeit auch gefühlvoll und leidenschaftlich.
Nachdem sie sich wieder aus dem Kuss gelöst hat, kuschelt Mira sich noch fester an mich heran.
"Wie geht es dir?" frage ich leise.
"Gut."
"Und was hat der Arzt jetzt gesagt?"
Mira greift nach meiner Hand und spielt, wie so oft, wenn sie nervös oder aufgeregt ist, mit meinem Ehering.
"Ich soll in nächster Zeit ein bisschen mehr auf mich aufpassen."
"Das ist alles? Dir geht es seit Wochen beschissen und jetzt bist du endlich mal zum Arzt und der meint nur das, was wir dir auch jeder immer gesagt haben?"
"Schatz" lacht sie dann los.
"Was?"
"Lass mich doch mal ausreden."
Sie dreht sich jetzt richtig zu mir um, sodass wir uns gegenüber sitzen. Meine Hand liegt immer noch in ihrer. Langsam legt sie meine Hand an ihren Bauch und holt etwas hinter der Decke hervor. Ziemlich verwirrt schaue ich meiner Frau ins Gesicht. Sie lächelt mich allerdings nur an und deutet mir, auf den Gegenstand in ihren Händen zu schauen und als ich das tue, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. In ihren Händen liegt ein Ultraschallbild.
"Ich bin schwanger" flüstert sie schon fast.
Nach einem kurzen Moment, in dem keiner etwas gesagt hat und ich einfach nur auf das Bild in meinen Händen gestarrt habe, bei dem ich übrigens nicht das geringste erkenne, sehe ich wieder zu Mira nach oben. Sie strahlt mich an und ich kann gar nicht anders, als sie fest in meine Arme zu ziehen. Mira kuschelt sich an mich ran und ich vergrabe meine Nase in ihren Haaren.
"Ich bin in der 5. Woche" flüstert sie.
Mira löst sich wieder leicht und ich schaue nochmal auf das Bild.
"Du hast keine Ahnung, wo da drauf dein Kind ist, oder?" lacht Mira.
Mein Kind... Das hört sich krass an. Aber es hört sich unglaublich gut an.
"Hier" lächelt Mira dann weiter und deutet auf einen kleinen schwarzen Punkt mit etwas hellem darin "Gerade ist es noch ungefähr so gross wie ein Sesamkorn."
Nachdem ich einen Moment einfach auf diesen Punkt geschaut habe, erkenne ich wirklich etwas.
"Und das wird bald unser Kind sein?"
"Ja" lacht sie.
"Aber du bist in der 5. Woche? Dir geht es schon länger nicht so gut und wir hatten auch einen Test gemacht."
"Ja, aber in den ersten Woche ist es eher unwahrscheinlich, dass der Test da schon positiv ist. Vorher war es dann wirklich nur dieser Stress. Am Ende hat dann gleichzeitig die Schwangerschaft reingeki-"
Bevor sie weiter reden kann, ziehe ich Mira zu mir und küsse sie stürmisch.
Mira ist mit meinem Kind schwanger... Ich werde Vater...
Nachdem wir uns wieder gelöst haben, kuschelt Mira sich wieder fest an mich heran.
"Wir werden Eltern" flüstere ich und sie sieht zu mir nach oben.
"Schatz, das Risiko ist aber noch verdammt hoch. Ich bin erst in der 5. Woche..... Können wir trotzdem langsam mal rein? Es wird echt kalt."
Wir stehen also langsam auf und ich stecke das Ultraschallbild in meine Tasche.
"Wincent" zieht Mira mich dann nochmal zurück.
Mit einem breiten Lächeln im Gesicht stelle ich mich dicht vor Mira und schliesse meine Arme um sie.
"Max weiss nicht, dass ich schwanger bin. Das weiss bis jetzt nur noch Lena, weil sie dabei war. Es ist noch zu früh, es unseren Familien und Freunden zu sagen."
"Wann denkst du, können wir es allen sagen?"
"Ich denke, wenn ich so in der 10. bis 12. Woche bin, weil dann das grösste Risiko vorbei ist. Aber so werden wir das bestimmt nicht ganz einhalten können. Da muss die ein oder andere Sache wegen der Tour abgeklärt werden. Wir werden die Katze also schon früher aus dem Sack lassen müssen. Vielleicht so in der Achten?"

Auch als ich abends im Bett liege und auf Mira warte, welche noch im Bad ist, kann ich noch nicht so ganz glauben, was da heute passiert ist. Beziehungsweise, was ich erfahren habe.
Den Tag über haben wir ein bisschen was durchgesprochen. Ausserdem haben wir die Veröffentlichung der Konzertdaten etwas hinauszögern können. So, wie das bis jetzt geplant war, können wir das nicht durchziehen. Klar, es ist noch ein bisschen früh, um sich die grössten Gedanken um Geburt und so zu machen, aber ich gehe jetzt nicht von einer Fehlgeburt oder so aus und so kann man sich so grob ausrechnen, dass unser Kind im Sommer zur Welt kommt. Dabei ist eins klar, ich werde mich intensiv um meine kleine Familie kümmern. Bedeutet, dass ich eine Zeit lang keine Konzerte geben werde. Mira hat mich da jetzt erstmal etwas runterschrauben können und so müssen wir nur noch mit dem Rest absprechen, dass wir nur einige wenige Konzerte spielen werden.
Als Mira ins Zimmer kommt und erstmal irgendwas kramt, fällt mein Blick automatisch auf ihren Bauch. Sie kommt dann zu mir ins Bett gekrabbelt. Ich kuschle mich an ihren Rücken und schiebe meine Hand unter ihr Shirt, um sie an ihren Bauch zu legen.

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