Chapter 15

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-SICHT MIRA-
Den Tag über haben wir hauptsächlich mit Hausarbeit verbracht und unsere Taschen gepackt.
Jetzt heisst es aber wieder umziehen und dann zu Angela und Shay fahren, um dort zusammen zu essen.
Ich wechsele meine Leggins und den Hoodie gegen eine hellblaue Jeans und eine schwarze Bluse, welche ich in die Hose stecke. Meine Haare binde ich einfach nach hinten und schminke mich dann leicht.
Unten im Flur ziehen wir uns noch unsere Schuhe und Jacken an und fahren dann mit Wincents Auto die zwanzig Minuten zu Angela und Shay.
Dort angekommen öffnet uns eine leicht gestresste Shay die Tür, die direkt wieder nach oben rennt.
"Ich wünsche dir auch einen guten Tag, Schwesterherz" ruft Wincent ihr hinterher und nimmt mir meine Jacke ab, um sie an den Haken zu hängen.
"Macht euch nichts draus" kommt Angela dann lachend aus der Küche "Sie ist schon den ganzen Tag im Packstress."
"Schon irgendwie süss" schmunzle ich.
"Am Anfang fand ich es auch noch süss, aber nach fast zehn Stunden hab ich schon echt die Schnauze voll."
"Was ist denn am Packen überhaupt so schwer?" fragt Wincent "Koffer auf, Klamotten rein, Koffer zu, fertig."
"Sagt der, dessen Koffer immer ich packen muss."
"Ausserdem hab ich keine Ahnung, was ich alles mitnehmen muss" kommt Shay dann zu uns und lässt sich erschöpft auf dem Sofa fallen.
"Hat die Prinzessin jetzt mal alles fertig und kann die letzten paar Stunden im Jahr, die sie noch hier ist, mit ihrer Familie geniessen?"
"Nein! Ich hab keine Ahnung, was ich alles mitnehmen muss. Mein Koffer ist leer!... Henri schweigt ja auch."
Ein Blick zwischen Angela und mir reicht, sodass ich mir Shay schnappe und mit ihr nach oben gehe.
"Und jetzt? Henri wird einfach nicht genau."
"Der Trick, wenn du keinen richtigen Plan hast, was ihr macht, ist, ein Zwischending zu finden. Jeans geht immer, also packen wir einfach mal zwei oder drei ein."
"Dann die drei hier. Die trag ich am liebsten."
Sie zieht drei Jeans aus einem Haufen, welche ich auch ziemlich oft an ihr sehe.
"Die sind doch perfekt. Oberteile. Wie lange seid ihr in Paris?"
"Also wir fahren am Samstag Abend zurück hier her. Also sechs Tage bleiben wir."
"Okay, dann würde ich mal sagen, sechs stinknormale Oberteile und vielleicht zwei etwas schickere."
"Ehm... Drei Hoodies, drei Pullover und vielleicht zwei Blusen?"
"Klingt doch super. Dann haben wir es doch, oder?"
"Ja... Wieso hab ich das jetzt nicht hinbekommen?"
"Ach, das brauch seine Übung. Ich hab es am Anfang auch gehasst, aber inzwischen hab ich mich dran gewöhnt."
Wir packen alles ordentlich ein, räumen nochmal ein wenig auf und gehen dann wieder nach unten.
"Alles geregelt?" lächelt Angela dann.
"Jap" grinse ich und setze mich mit Shay schonmal zu Wincent an den Tisch.
"Und warum hat das jetzt so schnell geklappt, wenn du den ganzen Tag nicht zurecht gekommen bist" grinst Wincent leicht.
"Weil ich inzwischen Übung darin habe, wenn der wehrte Herr nichts sagen will."
"Das muss ich eindeutig noch üben" meint Shay.
"Keinen Stress, irgendwann plant ihr die Urlaube dann mehr zusammen und das Packen wird entspannter."
"Hört sich langweilig an" verzieht sie leicht das Gesicht.
"Was heisst denn hier langwelig?" kommt es von Wincent.
"Das bedeutet, dass ihr ja schon fast ein altes Ehepaar seid."
"Ehepaar, ja... Alt... Aber definitiv nicht, mein Fräulein."
"Du bist fast dreissig" erwidert Shay.
Wincent funkelt seine kleine Schwester einfach nur böse an.
"Was ist denn jetzt los" lacht Angela leicht.
"Wincent ist seit neustem irgendwie sehr empfindlich, was sein Alter angeht."
"Stimmt doch gar nicht!" protestiert mein Mann.
"Ah, fast vergessen. Er ist gerade zusätzlich auch noch ziemlich empfindlich, was seinen Bartwuchs angeht."
"Noch empfindlicher als sonst?" fragt Shay.
"Okay, jetzt reicht es! Wer will zuerst bestraft werden?"
"Nett, dass du noch fragst, aber ich weiss gar nicht, wen du hier für irgendwas bestrafen solltest" meint Shay unschuldig.
"Damit hätten wir die Antwort! Meine kleine Schwester erwischt es!"
Beide springen auf und Wincent fängt Shay natürlich ziemlich schnell. Er wirft sie über seine Schulter und befördert sie zum Sofa, wo er sie gekonnt auskitzelt.
"Winnie!" lacht sie schwer atmend "Hör auf!"
"Nope!"
"Hilfe!"
"Hach, das wird wohl nie aufhören" seufzt Angela neben mir.
"Niemals" grinse ich leicht und fasse mir an den Bauch.
"Die beiden werden einen tollen Vater haben... Und nicht zu vergessen eine Mutter, die der Wahnsinn ist" schmunzelt meine Schwiegermutter.
Schmunzelnd sehe ich zu ihr und wir müssen anfangen richtig zu lachen.
"Und was lacht ihr da drüben?" fragt er dann und kommt auf mich zu.
"Schatz? Was wird das?"
"Du bekommst auch noch deine Bestrafung" grinst er und kommt immer näher.
"Wincent, nein!"
"Dein Glück, dass ich dich auch noch zuhause bestrafen kann" raunt er mir fast schon stumm ins Ohr.
"Wincent, nicht" flüstre ich.
"Da fängt sie an zu betteln... Mal sehen, ob das etwas bringt."
Dicht vor mir stehend mustert er mich einmal kurz durch.
Ich drücke mich dann an ihm vorbei und helfe erstmal Angela mit dem Abendessen.

Wieder zuhause angekommen, ziehe ich mich erstmal wieder um.
Als ich dann in Leggins und Hoodie wieder nach unten komme, sitzt Wincent auch schon komplett entspannt auf dem Sofa. Seine Füsse hat er auf dem Couchtisch abgelegt und hat auf Netflix einen Film geöffnet.
Ich kuschle mich also in seine Arme und konzentriere mich auf den Film.
Wincent ist irgendwie ziemlich abwesend. Das lasse ich aber erstmal einfach unkommentiert. Komisch ist er mir trotzdem. Er ist nicht nur abwesend und unkonzentriert, sondern auch leicht angespannt. Vorsichtig beginne ich, ihm über den Oberschenkel zu streicheln. Helfen tut das aber auch kaum.
"Okay" murmle ich dann und schnappe mir die Fernbedienung, um den Film zu pausieren "Schatz, was ist los mit dir? Irgendwas beschäftigt dich doch. Immer noch die Sache mit Shay?"
"Ich weiss nicht... Vielleicht... Auch... Ach man, keine Ahnung!"
"Hey, rede mit mir."
Beruhigend massiere ich ihn leicht im Nacken und warte einfach, bis er redet. Das wird er tun.

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