"Unglaublich, du siehst genauso aus wie mein Vater, als er so alt war wie du jetzt. Aber die Augen hast du von mir" sagt sie dann und lächelt dabei leicht.
Ich bekomme irgendwie keinen Ton raus... eher gesagt, ich hab keine Ahnung, was ich sagen soll.
"Ähm... Was machst du so, also Hobbys, andere Interessen?"
"Äh ich spiele richtig gerne Fussball, allgemein bin ich gerne draussen, vor allem mit meinen Geschwistern und unserem Hund oder auch mit Freunden."
"Wie viele Kinder seid ihr?"
"Mit mir zusammen fünf. Zwei Mädchen und drei Jungs."
"Wow, alle adoptiert?"
"Nein, nur ich."
"Ah... Wie kam das?" richtet sie sich jetzt an meine Mum.
"Mein Mann und ich hatten versucht schwanger zu werden, nur hatte ich schon eine anstrengende und ziemlich lange Geburt hinter mir. Die Ärzte meinten, dass es unwahrscheinlich wäre, dass ich nochmal schwanger werde. Wir waren wegen des Jobs im Kinderkrankenhaus und da haben wir Joel kennengelernt, als er 4 Monate alt war, und es war einfach Liebe auf den ersten Blick. Auch die beiden Älteren waren sofort hin und weg."
"Dann wurden Sie doch noch schwanger?"
"Ja, noch zwei Mal."
"Wow..."
Irgendwie ist ihr Blick voll komisch.
"Hast du Geschwister? Also hab ich irgendwo noch Onkel oder Tanten?"
"Nein, leider nicht, ich bin Einzelkind."
"Was ist mit Halbgeschwistern?"
"Nein, ich habe keine Kinder mehr bekommen. Vor ein paar Jahren hatte ich eine Operation, seitdem kann ich keine Kinder mehr bekommen."
"Und väterlicherseits?"
"Ähm... Er hat einen Bruder, der drei Kinder hat, er selbst hat aber keine, soweit ich weiss... Aber ehrlich gesagt, hatten wir seit 15 Jahren keinen Kontakt mehr."
"Weiss er, dass es mich gibt?"
"Nein... er hatte mich verlassen... aber glaub mir, du hast mit Sicherheit einen tausendmal besseren Vater, als er jemals hätte sein können."
"Mein Papa ist wirklich toll, durch ihn bin ich aufs Skateboardfahren gekommen."
"Skateboard?"
"Ja, früher, als ich noch klein war, stand ich immer auf seinem Board und er hat mich gezogen."
Eine Weile lang herrscht eine ziemlich komische Stille, bis Janett diese bricht.
"Ähm... Darf ich fragen, wie lange du weisst, dass du adoptiert bist?"
"Irgendwie wusste ich es immer. Naja, ich sehe meinen Geschwistern halt nicht wirklich krass ähnlich. Sie haben alle braune Haare und braune Augen und ich schwarze Haare und graue Augen. Aber das Gespräch mit Mama und Papa hatte ich vor 9 Jahren ungefähr, also mit 5 Jahren. Aber wir sind immer alle sehr offen mit dem Thema umgegangen."
"Woher kam das Interesse genau jetzt? Also versteh mich bitte nicht falsch, ich freu mich wirklich sehr, aber du wusstest es ja schon was länger... Als ich Victorias Nachricht gelesen habe, musste ich mich erstmal setzen, weil ich damit nicht so wirklich gerechnet hatte."
"Ja, ähm... keine Ahnung, also ich war und bin immer super glücklich mit meiner Familie, ich liebe mein Leben, aber die Neugierde kam erst vor ein paar Monaten so richtig. Wenn ich zwischendurch mal eine Frage hatte, hab ich halt Mama oder Papa gefragt und die haben mir geantwortet. Damit war ich immer sehr zufrieden, also habe ich nie tiefer nachgefragt, bis vor ein paar Wochen eben."
Wir unterhalten uns einfach weiter, wobei sich das alles doch sehr komisch anfühlt, bis Mamas Handy klingelt.
"Hm... das ist Papa, ich komm gleich wieder" lächelt sie mich an, streicht mir kurz durchs Haar und geht dann kurz raus.
"Joel, ich will dass du weisst, dass ich dich nie weggeben wollte. Ich war nur der Meinung, dass du bei mir nicht das Leben haben könntest, dass du verdienst, ich war nicht viel älter als du jetzt, als ich schwanger wurde."
"Ja, dass hab ich schon mehrmals gehört und glaub mir, mehr Glück hätte ich nicht haben können. Ich liebe meine Eltern und meine Geschwister."
"Fühlst du dich nie fehl am Platz, wenn du das einzige nicht leibliche Kind bist?"
Was soll die Frage bitte schön jetzt?
"Nein, nie. Mama und Papa haben mir nie nur im Ansatz das Gefühl gegeben, als würden sie mich mehr oder weniger lieben. Sie sind meine Eltern, sie waren immer für mich da."
"Glaub mir, ich wollte für dich da sein."
"Ist doch alles gut, du wolltest das Beste für mich, ich hab das Beste bekommen."
"Okay... Ähm... willst du noch irgendwas wissen?"
"Äh... bist du kirchlich?"
Hä? Was ist das denn jetzt bitte für ne Frage? Wie komm ich da drauf?
"Nein, gar nicht" lacht sie leicht "Ich bin Atheistin. Seid ihr denn kirchlich?"
"Ja, ich bin auch getauft und hatte letztes Jahr meine Konfirmation."
"Das klingt schön... Äh... wie sieht es mit der Schule aus? Wenn ich fragen darf"
"Na klar... ich hasse sie natürlich manchmal echt, aber im es macht mir wirklich Spass Neues zu lernen."
"Bist du gut in der Schule?"
"Ja, so ziemlich. Warst du?"
"Nein, überhaupt nicht. Ich bin gerade so durchgekommen und hab dann eine Ausbildung gemacht."
Mum kommt dann wieder zu uns und lächelt mich leicht an.
"Alles okay?" frage ich sofort "Was wollte Papa?"
"Ach, nichts Wichtiges. Er hat nur ein paar Unterlagen nicht gefunden, die er unbedingt braucht, und Zoe hat sich dann auch kurz sein Handy geschnappt, weil sie nen Problem hatte. Nichts dramatisches."
"Ach so..."
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Auf ganzem Weg
Fiksi PenggemarDies ist der 3. und letzte Teil der Buchreihe rund um Mira und Wincent. Im Grunde genommen gibt es hier nicht gross etwas zu erklären. Der 1. und 2. Teil sollte definitiv zuerst einmal gelesen werden, da die Handlungen zusammenhängen. Vor allem vom...