Kapitel 15

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Angekommen suchten wir nach Bertholdt und den anderen. Sie saßen an einem Feuer und redeten über verschiedene Strategien, falls wir angegriffen werden.

Reiner: „Y/n?"

Y/n: „Hm?"

Reiner: „Könnten wir kurz reden? Unter vier Augen?"

Y/n: „Um was geht's?"

Reiner: „Alles mögliche."

Ich seufzte kurz, gab Pieck dann allerdings ein Zeichen, dass sie zu den anderen gehen kann.
Ich stand nun erwartungsvoll vor Reiner.

Y/n: „Ja? Was ist?"

Reiner: „Wegen Jean..also.."

Y/n: „Hör auf."

Ich wollte gehen. Diese Diskussionen geb ich mir nicht mehr. Ich entfernte mich einige Schritte von ihm, doch er zog mich zurück zu sich.

Reiner: „Hör mir doch erst mal zu! Bertholdt hat mit mir geredet. Er meinte, dass ich mich vielleicht etwas besser in deine Lage reinversetzen kann, wenn ich an Historia denke und das mal vergleiche. Ja, er hatte recht und ich hab eventuell etwas überreagiert. Dafür wollte ich mich entschuldigen."

Y/n: „Etwas übertrieben? Reiner du hast mir dadurch alles genommen? Was bringt mir deine heuchlerische Entschuldigung jetzt noch? Ich hab sowieso schon alles verloren!"

Reiner: „Das tut mir leid."

Y/n: „Hätte dir nicht früher einfallen können oder? Du hättest mich nicht meinen eigenen Weg gehen lassen können? Ich wär hinter den Mauern geblieben. Bei Jean! Im Aufklärungstrupp!"

Er schaute beschämt zur Seite. Ich atmete einmal tief durch um mich zu beruhigen. Ziemlich schnell überkam mir ein schlechtes Gewissen.

Y/n: „Tut mir leid."

Reiner: „Was?"

Y/n: „Dass ich eben so reagiert habe."

Reiner: „Nein, das muss es nicht. Das versteh ich. Ich hab nicht das richtige getan."

Ich musste an Jean denken. Scheiße! Ich vermisse ihn so sehr. Mir kamen Tränen hoch. Alles was die letzten Wochen passiert war. Die letzten Jahre, die ich mit Jean verbracht habe. Alles kam wieder hoch. Ich konnte nicht anders und drehte mich um und fing an zu weinen. Ich versuchte mich zusammen zu reißen. Stark zu sein. Aber es ging nicht. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Ich drehte mich wieder zurück zu Reiner, der mich bemitleidend ansah. Er zog mich zu sich und umarmte mich. Ich war verwirrt, da wir uns eigentlich nicht so gut verstehen. Trotzdem war ich froh, dass er es einsieht. Ich heulte sein ganzes Hemd voll, bis ich mich wieder gerafft habe.

Y/n: „Tut mir leid.", sagte ich lachend und zeigte auf sein nasses Hemd.

Reiner: „Schon gut."

Es war das erste mal, dass wir uns richtig gut verstanden. So ging es die nächsten 3 Monate weiter. Reiner und ich wurden ziemlich gute Freunde. Von der Militär-Polizei oder dem Aufklärungstrupp war keine Spur. Wir konnten uns das bis heute nicht erklären.
Als ich eines morgens aufwachte, machte ich mich auf den Weg nach draußen. Ich hatte Kleinigkeiten zu erledigen. Als ich über den Markt lief, lief ein Mann an mir vorbei. Er war groß und hatte einen Anzug und einen Hut an. Er erinnerte mich sehr an Jean. Ich lief einfach weiter und lies mich nicht ablenken. Ich erledigte das ein oder andere, bis der Tag auch schon wieder fast zu Ende war. Die Sonne war bereits untergegangen und ich beschloss meinen abendlichen Spaziergang zu machen. Ich lief wie immer meine Runde am Wald. Auf einmal hob jemand seine Hand vor meinen Mund und zog mich nach hinten. Ich zappelte, doch die Person lies nicht von mir ab. Als ich aufhörte zu zappeln lies mich die Person los. Ich saß nun auf dem Boden. Ich sprang auf und fing an zu schreien.

Y/n: „SAG MAL SPINNST DU!"

„Psssst! Schrei nicht so y/n."

Ich sah zu der Person auf. Ich erkannte nicht wer es war. Aufjedenfall männlich. Die Stimme kam mir auch bekannt vor.

Y/n: „Nein...du..was?"

Ich ging einen Schritt näher, in der Hoffnung, ihn nun eindeutig zu identifizieren.

Y/n: „Jean... was..was machst du hier?"

Jean: „Ziemlich lang nicht gesehen."

Y/n: „Du hättest dich auch sanfter wieder zeigen können."

Jean: „Ach, hätte ich das?"

Ich fühlte mich so schlecht.

Y/n: „Jean.. das alles..es tut mir so leid! Ich wollte das nicht, ich wollte das alles verdammt nochmal nicht!"

Jean: „Warum hast du es dann gemacht? Warum bist du einfach gegangen?"

Y/n: „Reiner hat mich mitgenommen..."

Jean: „Warum hast du mir nichts erzählt? Du wusstest es von Anfang an, oder?"

Y/n: „Nein! Ich wusste das nicht von Anfang an. Es tut mir so so leid!"

Jean: „Darüber reden wir nicht jetzt."

Ich blickte beschämt zur Seite. Ich konnte ihn nicht ansehen, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Mein Gewissen siegte und eine Träne floss meine Wange hinunter.

Jean: „Y/n...bitte hör auf zu weinen.."

Er legte seine Hand an meine Wange und wischte mit seinem Daumen meine Tränen weg. Er zog mich zu sich und schaute zu mir runter. Erst jetzt bemerkte ich, wie groß er geworden ist. Er sah anders aus. Er hatte einen Bart und längere Haare als damals. Ich habe seine Nähe so sehr vermisst. Er beugte sich zu mir runter und küsste mich. Ich spürte wie mein Herz gefühlt aus meiner Brust sprang. Ich war so erleichtert, doch ich hatte trotzdem ein schlechtes Gewissen. Als wir und lösten sah ich traurig zu ihm auf.

Jean: „Wie geht es dir eigentlich?"

Y/n: „Naja, mir ging es schon besser."

Er lächelte und nam mich in den Arm. So standen wir eine weile da. Ich vergrub meinen Kopf in seiner Brust, bis ich plötzlich etwas hörte. Es waren Schritte. Ich schubste ihn in den Busch und sprang hinterher. Wir saßen also in einem Busch und vor uns liefen Colt und Flaco. Verdammt, was machen die denn hier?

Ich gab Jean ein Zeichen, dass er leise sein sollte. Er nickte und sah Colt und Flaco hinterher. Als sie weg waren fing ich an zu reden.

Y/n: „Das war knapp."

Jean: „Ja, das stimmt."

„Y/n?!"

JEAN KIRSTEIN X READERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt