Letzte Begegnung

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    Seine Schritte wurden gedämpft durch das feuchte Gras unter seinen Füßen. Als er auf den Kiesweg trat, knirschten die Steine unter seinen Füßen.
Ungeachtet des Weges lief er einfach weiter gerade aus. In den Wald hinein, der mehr sein zu Hause war, als die Burg hinter ihm es jemals gewesen war. Selbst als er die Augen schloss, um den Kieferngeruch noch intensiver zu riechen, fanden seine Füße mühelos den Weg über Wurzeln und Äste hinweg, bis sie schließlich wie von selbst auf einer Lichtung stehen blieben.
Er hielt die Augen weiter geschlossen, obwohl er wusste, dass sie hier war. Er wusste, sie saß genau 5 Schritte von ihm entfernt am Ufer des schmalen Baches, der quer über die Lichtung verlief. Und er wusste auch, dass sie gedankenverloren ins Wasser starrte und ihn weder gehört noch irgendwie anders bemerkt hatte. Denn heute war der Tag, den sie beide gleichermaßen gefürchtet und voller Ungeduld erwartet hatten.
Er öffnete die Augen. Das Licht, das auf die kleine Lichtung fiel, ließ ihn ein paar mal blinzeln, bevor er sich wieder in Bewegung setzte und leise anmerkte: "Du hast wohl nicht sehr viel Schlaf bekommen, wenn du noch früher hier warst als ich."
"Ich bin schon seit dem Morgengrauen hier", antwortete sie tonlos und zupfte einen Grashalm aus der Erde. Sie schien kein bisschen überrascht, dass er so plötzlich hinter ihr aufgetaucht war. Wie sollte sie auch? Das hier war ihr Platz, der Platz wo sie jede ihrer Geheimnisse miteinander geteilt hatten, wo sie hinkamen, egal ob sie glücklich, wütend oder wie jetzt traurig waren.
Er setzte sich neben sie. Das Moos unter seinen Händen, mit denen er sich seitlich abstützte, fühlte sich vertraut an. Weich und vom morgendlichen Tau noch feucht.
"Und ich hab kein bisschen Schlaf gehabt." Als sie den Blick hob und ihn aus blauen Augen ansah, sah er Tränen glitzern.
Ohne ein Wort zu sagen, legte er einen Arm um sie und zog sie zu sich. Sie war ihm vertraut wie kein anderer. Ihre Herzen schienen im selben Takt zu schlagen.
Nun war sie es die die Augen schloss. Er genoss den Moment, einfach nur sie beide, aneinander gekuschelt, auf ihrem Platz am Ufer.
Bis sie sich plötzlich aufrichtete. "Freust du dich auf die Erde?"
Er schaute sie einen Moment lang an und sie erwiderte seinen Blick aus klugen Augen. "Ich weiß nicht", seine Stimme war leise, belegt. "Ich schätze mal das kommt darauf an wo ich hin komme."
"Dein Vater würde doch nicht zulassen, dass du in einen schlimmen Haushalt kommen würdest." Ein kurzes Schweigen folgte. "Oder?"
"Er kann die Losung genauso wenig beeinflussen wie du oder ich", antwortete er.
Sie lehnte sich wieder an seine Brust, er zog sie noch ein wenig näher an sich heran. "Ich weiß einfach nicht, wie ich es hier ohne dich aushalten soll."
Seine Hand fuhr durch ihr Haar, las sich eine Strähne heraus und begann mit ihr herumzuspielen. Es dauerte eine Weile, bis er antwortete: "Es ist ja erstmal nur für ein Jahr."
Wieder hob sie den Blick: "Aber was ist wenn wir uns da unten gar nicht kennenlernen werden? Was ist wenn ich da unten mein Menschenleben lebe und du deins und wir zurück kommen und uns gar nicht mehr wieder erkennen? Wenn es uns vollkommen verändert?"
Seine Hand erstarrte. Sie wollte den Blick wieder senken, doch die Hand, die nicht immer noch die Strähne festhielt, umfasste sanft ihr Kinn und zwang sie somit ihn anzusehen. "Das werde ich nicht zulassen hörst du? Wenn wir nicht dazu bestimmt sind uns zu finden, werde ich eben mein Leben damit verbringen nach dir zu suchen. Ich lasse nicht zu, dass wir getrennt werden, okay? Wir schaffen das so, wie wir es immer geschafft haben. Zusammen."
Tatsächlich zogen sich ihre Mundwinkel ein wenig nach oben und sie nickte: „Okay. Zusammen."

Willkommen zum Prolog meiner Fanfiction :) Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung, ob das hier überhaupt irgendwer außer meiner besten Freundin lesen wird, aber falls ihr doch irgendwie hierher gefunden habt, wünsche ich euch viel Spaß beim lesen! Und da ich selber lange Autorentexte am Ende von Kapiteln hasse, lasse ich euch jetzt mal weiterlesen:)

AngelfootWo Geschichten leben. Entdecke jetzt