15. Kapitel

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Ein paar Tage später wachte Flo auf und wollte seine Augen am liebsten gleich wieder schließen und weiterschlafen. Er und Kai hatten gestern, nach dem Spiel von Kais Leverkusenern, die unentschieden gespielt hatten (Gladbach hatte verloren, aber daran wollte Flo jetzt nicht denken), noch lange zusammen gesessen und geredet, zu lange, wie Flo nun feststellen musste. Er hatte gerade mal ein paar Stunden geschlafen und war definitiv noch nicht bereit fürs aufstehen.
Trotzdem, der Wecker klingelte unbarmherzig weiter und so quälte er sich aus dem Bett und lief zu seinem Handy, das auf dem Tisch lag. Als er darauf schaute, stöhnte er auf. Es war gerade einmal viertel nach 6. Er hätte noch mindestens eine Viertelstunde länger schlafen können. Dann erinnerte er sich, dass er sich den Wecker gestern Abend absichtlich früher eingestellt hatte - und verfluchte sich selber.
Aber wenn er jetzt schon mal aus dem Bett war, konnte er sich auch gleich fertig machen, wahrscheinlich würde er sowieso länger brauchen. Schlecht gelaunt lief er ins Bad, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, um wach zu werden und schaute dann für einen Moment in den Spiegel. Mal von den Augenringen abgesehen, bekam ihm das Training sehr gut. Er schien schon jetzt kräftiger und es lagen immer noch ein paar Wochen vor ihm. Auch seine Haare waren ein wenig länger geworden und, obwohl er trotzdem mal wieder zum Friseur musste, fand er nicht unbedingt, dass es schlecht aussah.
Er gähnte einmal, drehte seinem Spiegelbild den Rücken zu und ging wieder zurück in sein Zimmer, um sich umzuziehen und danach nach draußen für seine Joggingrunde zu gehen. Dann würde er schnell einen Abstecher in die Mensa machen, etwas essen und danach sofort weiter zum Training gehen.
Ab und zu aß er zwar schon vorher, aber meistens hatte er, so wie jetzt, so früh noch keinen Hunger.

Er lief eine größere Runde als sonst, denn nun, wo er erstmal an der frischen Luft war, fühlte er sich doch frisch und, auch wenn er immer noch müde war, besser als die letzten Tage. Als er wieder zurück kam, war er schon spät dran, deshalb ging er eiligen Schrittes über den Parkplatz, als ihn eine Stimme zurückhielt: "Ey... Florian oder? Warte mal."
Flo drehte sich um und sah einen blonden Jungen auf sich zu joggen, der ein rotes Trikot trug. Die Sonne blendete ihn, deshalb schirmte er seine Augen ab und versuchte zu erkennen, wer da überhaupt auf ihn zukam. Als er es erkannte, lies er seine Hand wieder sinken.
"Was machst du denn hier?", das klang unfreundlicher als er es gemeint hatte.
"Wonach sieht's denn aus?", fragte Julian Brandt, der in diesem Moment bei ihm ankam und ihn regelrecht anstrahlte: "Kai hat mir alles erzählt und wir haben heute kein Training, deshalb hab ich gedacht ich komme mal vorbei." "Ok", sagte Flo, lächelte leicht und setzte sich wieder in Bewegung. Er hatte wirklich keine Lust zu spät zu kommen.
"Äh", sagte Julian und versuchte mit ihm Schritt zu halten: "Sag mal hast du vielleicht kurz Zeit mir den Weg zu Kais Zimmer zu zeigen? Ich würde ja an der Pforte fragen, aber ich hab den Orientierungssinn eines überfahrenen Eichhörnchens und ich garantiere dir ich würde mich drei mal verlaufen, selbst wenn ich eine Karte hätte."
Flo grinste und warf gleichzeitig einen Blick auf seine Uhr. Genau jetzt sollte eigentlich sein Training beginnen. "Ich muss jetzt eigentlich direkt los. Aber ich muss sowieso noch was aus meinem Zimmer holen, komm einfach mal mit."
Er würde sich oben eine kürzere Hose anziehen. Draußen war es zwar noch kalt, aber im Gym würde er leicht ins Schwitzen geraten und da trug er lieber kurze Sachen.
"Ich weiß aber nicht, ob er noch schläft", sagte Flo zu Julian, als sie in das Hauptgebäude eintraten. "Der Glückliche darf ja jetzt ausschlafen, weil er nichts anderes zu tun hat. Hier lang." Sie bogen nach rechts ab und gingen durch eine Tür in das Treppenhaus. "Ach das macht nichts", Julian grinste und bestieg mühelos die Treppen, die Flo in seiner ersten Woche so viele Probleme gemacht hatte. "Zur Not wecke ich ihn auf." Allein sein Grinsen sagte Flo schon, dass er diese Art von wach werden nicht unbedingt kennenlernen wollte.
Den Rest des Weges schwiegen sie. Als sie auf ihrer Etage angekommen waren, zeigte Flo den Flur entlang: "Da, das letzte Zimmer auf der rechten Seite. Findest du das oder muss ich dir dahin auch noch den Weg zeigen?" Julian lachte nur: "Danke, ich denke das geht grade noch so." Flo schaute ihm hinterher, damit er auch wirklich am richtigen Zimmer klopfte und öffnete dann seine eigene Tür, um sich umzuziehen.

AngelfootWo Geschichten leben. Entdecke jetzt