26. Kapitel

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    Laute Stimmen drangen durch die Türen zu den Wachen. Der eine warf seinem Kameraden einen beunruhigten Blick zu. Die Frau war vor 20 Minuten hier aufgetaucht und war ohne etwas zu ihnen zu sagen durch die Türen gestürmt. Das brauchte sie auch gar nicht. Die Prinzessin durfte sich aufhalten wo sie wollte, wann sie wollte. Sie war ihnen keine Rechenschaft schuldig. Drinnen hatte sie lautstark nach ihm verlangt. Die Wache hätte jetzt nicht gerne in der Haut desjenigen gesteckt, nach dem sie verlangte. Dann endlich, vor wenigen Minuten war er hier aufgetaucht. Mit gemessenen, ruhigen Schritten. Er wusste, was ihn erwartete. Und so hatte es nicht lange gedauert, bis die Stimmen so laut geworden war, dass man es selbst durch das Tor hören konnte:
    „... also hör auf dich in meine Angelegenheiten einzumischen." „Das ist nicht nur deine Angelegenheit", hatte er geantwortet. „Ich habe alles unter Kontrolle", fauchte sie. „Aber wenn du so weiter machst, merkt er was."  Spöttisches Lachen drang nach draußen. „Du hast gar nichts unter Kontrolle. Jeder Tag den er weiter da hoben hockt, wird es schlimmer." Etwas knallte. Die Wache zuckte zusammen. „Denkst du das weiß ich nicht?", die Wut in ihrer Stimme war fast greifbar. „Aber so wie du das angehst bringt es gar nichts. Du verstehst ihn nicht." „Und du tust das?" „Ich weiß wie er denkt", die Stimme der Prinzessin wurde ruhiger und leiser, ein gefährliches Anzeichen. Auch der andere antwortete wieder, doch dieses Mal verstand die Wache nicht, was er sagte. Dann verstummten beide und eine Gänsehaut lief über seine Schultern. Der König sprach. Ein frustrierter Schrei erklang aus dem Inneren der Halle: „Das ist ein Fehler. Das werdet ihr schon noch sehen." Gleich darauf kam er aus der Halle gestürmt, dieses Mal waren seine Schritte nicht ruhig und gemessen. Die Tore ließ er weit offen stehen und so konnte die Wache ganz genau das Gespräch zwischen Vater und Tochter verstehen:
    „Ich hoffe wirklich, er irrt sich." „Ich werde dich nicht enttäuschen. Ich schaffe das."

    Vier Tage nach dem Spiel saß Flo auf seinem Sofa im Wohnzimmer, als er angerufen wurde. „Hey na", begrüßte er seinen kleinen Bruder. „Huhu", antwortete dieser. „Was geht so zu Hause ab?", fragte Flo und wischte einen Krümel von seinem Wohnzimmertisch. „Nicht viel", antwortete Niki. „Hier ist alles beim alten. Und wie läuft es so mit deinem Training?" „Ziemlich gut", antwortete Flo. Er lachte leise: „Ich hab schon eine Anfrage bekommen, ob ich nicht mal als Experte bei einem Gladbach-Spiel vorher kommentieren will." „Und machst du's?" Flo zuckte mit den Schultern, obwohl Niki es nicht sehen konnte. „Mal schauen. Im Moment eher weniger. Ich will mich auf das Training konzentrieren." „Versteh ich", antwortete sein kleiner Bruder. „Weißt du schon, wie lange du noch brauchst, bis du wieder spielen darfst?" „2, 3 Monate. Wahrscheinlich mindestens 2, bis ich wieder mit ins Teamtraining einsteigen kann." Er gähnte. „Ist trotzdem verdammt anstrengend." Nikis Lachen drang durch den Hörer zu ihm. „Glaub ich dir." Eine kurze Pause folgte. Dann fragte Niki, diesmal mit ernsterer Stimme: „Hast du denn nochmal... so eine Nachricht bekommen?"
    Flo seufzte. Eigentlich hatte er seiner Familie gar nichts davon erzählen wollen. Das Problem war nur, dass seine Mutter sofort merkte, wenn etwas nicht stimmte. Und dass sie verdammt hartnäckig war. Daraufhin hatte sie es seinem Vater erzählt, Niki hatte zugehört und es Dani berichtet und dann wussten es alle.
    „Nein", antwortete er. „Ich hab die Nummer blockiert und gut ist. Da kommt schon nichts mehr." „Na gut", Niki hörte sich nicht sehr erleichtert an, wechselte aber trotzdem das Thema. „Ich hab nachher meine theoretische Prüfung für den Roller Führerschein." „Ooooh", rief Flo mit einem Grinsen im Gesicht. Niki stöhnte: „Ich schaff das nicht. Ich hatte ja noch nicht mal eine richtige Fahrstunde." „Klar", antwortete Flo. „Du kriegst das hin." „Mal sehen", erwiderte Niki. „Ich muss Schluss machen, Mum hat grade gerufen." „Alles klar. Meld dich mal, wie's gelaufen ist", verabschiedete sich Flo. „Mach ich. Tschau." „Tschau", antwortete Flo, doch da drang schon ein Tuten durch sein Handy. Niki hatte bereits aufgelegt.
    Flo ließ sein Handy sinken und starrte für einen Moment darauf. Er hatte Niki angelogen. Nicht darauf bezogen, dass er keine Nachricht mehr bekommen hatte, sondern darauf, dass er die Nummer blockiert hatte. Er hatte nie geantwortet, aber er hatte wissen wollen, was damit gemeint war, was er getan hatte. Niemand in seinem Umfeld wusste auch nur von der kleinsten Sache, die jemanden so dermaßen wütend auf ihn machen würde. Er hatte sogar mit Linda darüber gesprochen, doch die hatte ihm schlussendlich einfach nur geraten zur Polizei zu gehen und die Sache danach zu vergessen. Nach langem Zögern hatte er jedoch abgewartet, was kommen würde und als sich der Unbekannte nach mehreren Tagen immer noch nicht wieder meldete, mit der Sache abgeschlossen. Er war Profi, berühmt und da war es wohl nicht so ungewöhnlich Hassnachrichten zu bekommen, so traurig diese Tatsache auch war. Die einzige Sache, die ihm wirklich Sorgen bereitete, war wie der Fremde an seine Nummer gekommen war. Aber vermutlich konnte man die, wenn man wusste wie, auch irgendwie herausfinden.
    Nun öffnete er den Chat noch einmal, starrte für einen Moment auf die Wörter und blockierte dann die Nummer dieses Mal wirklich. Er würde sich keine Gedanken mehr darüber machen.

AngelfootWo Geschichten leben. Entdecke jetzt