Jungkooks Sicht:
Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl dabei, dass Taehyung bei Sungjin und Yunai ist. Er hat mir zwar versprochen, ihnen nichts anzutun. Aber wir reden hier von Kim Taehyung, der im Kindesalter unschuldige Tiere umbrachte und ausweidete. Ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen. Ihm würde es mehr schaden als Vorteile bringen, den Beiden etwas anzutun. Ich hoffe, dass er nicht so dumm ist und meine Worte nicht ernst genommen hat. Sobald ich von irgendjemanden höre, dass Sungjin und Yunai verletzt worden sind, lasse ich Taehyung leiden. Mir geht es nicht um Yunai, aber Sungjin ist mein Bruder und hat sich mit seinen jungen Jahren immer für mich eingesetzt.
Ich schaue auf die Uhr unter der Tankanzeige und stelle fest, dass die Stunde fast vorbei ist. Darum starte ich den Motor und fahre aus der Parklücke vor dem Einkaufszentrum, um Taehyung bei Yunai abzuholen. Allein der Gedanke daran, ihn alleine dort gelassen zu haben, bereitet mir Kopfschmerzen.
Nach guten fünfzehn Minuten parke ich vor dem großen weißen Haus und sehe wie Taehyung auf den Treppenstufen vor der Haustür sitzt. Als er mich sieht, steht er auf und kommt mit einem neutralen Gesichtsausdruck auf das Auto zu. Er steigt auf den Beifahrersitz und zieht die Tür etwas fest zu.
"Wieso saßt du vor der Haustür?", frage ich ihn und kann nichts aus seinem Blick herauslesen.
"Niemand war da. Ich habe mich in dieser Stunde echt gelangweilt", antwortet er genervt.
"Natürlich hast du das. Wer mit mir seine Zeit verbringt, wird mich immer vermissen, wenn ich nicht da bin", meine ich und bin erleichtert, dass sie nicht Zuhause waren.
Unauffällig lasse ich mich entspannt in den Sitz sinken und atme tief ein und aus. Taehyung kneift mir grinsend in die Wange und stimmt mir zu, was mich erst zum Lachen bringt, jedoch kommt mir doch Geruch von angezündetem Papier in die Nase und verziehe das Gesicht.
"Hast du irgendwas angezündet?", möchte ich wissen.
"Ich habe doch gesagt, dass mir langweilig war. Darum habe ich angefangen meine Zigarettenschachtel anzukokeln, um die Zeit zu vertreiben. Können wir jetzt endlich nach Hause fahren?", erklärt er und holt die Schachtel heraus, die tatsächlich an manchen Stellen angezündet wurden.
Bei seiner Antwort schüttle ich nur den Kopf und fahre los. Ich bin froh, dass ich mir ohne Grund Sorgen gemacht habe. Man sollte Taehyung trotzdem nicht unterschätzen und ich zweifle seine Liebe zu mir immer noch etwas an. Muss ich mich aber wirklich darauf vorbereiten, dass er mir jemals so weh tut und meine Geschwister verletzen? Vor allem die Geschwister, die ich liebgewonnen habe? Kann ich ihm überhaupt vertrauen? Ich fühle mich unsicher, weil er immer mehr über mein Leben herausbekommt. Für eine lange Zeit hatte ich die Oberhand, da ich alles über ihn wusste und er nicht die leiseste Ahnung hatte, wer ich bin. Verdammt, ich will nicht, dass meine Brüder und mein Vater Recht haben, als sie mich davor gewarnt haben, mich Taehyung zu nähern.
"Geht es dir gut?", kommt es plötzlich von Taehyung, der mich wohl die ganze Zeit angestarrt hat.
"Ja, bin nur etwas müde", nicke ich und schaue angestrengt auf die Straße.
Ich bin tatsächlich müde von den ganzen Gedanken, die seit zwei Stunden in meinem Kopf herumschwirren und in denen ich dich nur noch anzweifle. Er wollte mich am Anfang loswerden und hat mich sogar auf einem Feld ausgesetzt. Ich durfte ihn nicht mal berühren und jetzt hat er mit mir geschlafen und will mich vor allem beschützen. Ist das doch eine Falle? Wickelt er mich um den Finger, um sich an meinen Vater zu rächen? Es kann einfach nicht sein, dass es ihn nicht mehr interessiert, dass mein Vater in der Todesnacht dabei war.
"Soll ich lieber nach Hause fahren? Du bist ganz schön blass im Gesicht", bietet er mir an und ich schüttle meinen Kopf, während ich ihm versichere, dass es noch geht.
Wieso mache ich mich eigentlich so verrückt? Wenn Taehyung wirklich so ein Bastard ist, dann mache ich ihn fertig. Ich brauche ihn nicht in meinem Leben. Ich kann auch ein Leben führen, in dem er nicht existiert. Also was bringt es mir, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, dass er mich verraten könnte und ich ihn verlassen müsste? Meine Mutter hat es doch damals auch geschafft, ihren Geliebten zu verlassen. Kann ich das auch? Wo soll ich dann hin? Meine Brüder wollen mich nicht sehen und Vater knechtet mich, wenn ich wieder angekrochen komme. Im Tresor gibt es genügend Geld, mit dem ich abhauen könnte.
"Jungkook!", schreit Taehyung aus heiterem Himmel und lässt mich zusammenzucken.
"WAS?!", kreische ich erschrocken zurück.
"Du bist eben über Rot gefahren! Fahr rechts ran und lass mich fahren! Denkst du immer noch daran, was im Park passiert ist oder was?", ruft er aufgebracht und atmet hektisch.
"Wie?", gebe ich nur blöd von mir und schaue nach hinten, jedoch packt Taehyung mein Kiefer und zwingt mich nach vorne zu sehen.
"Fahr. Sofort. Rechts. Ran", befehlt er mir und diesmal tue ich, was er sagt.
Ich parke auf dem Bürgersteig und bleibe erstmal perplex sitzen, wobei Taehyung aus dem Auto steigt und zu meiner Seite läuft. Er öffnet meine Tür und fordert mich auf, mich abzuschnallen und auszusteigen. Langsam drehe ich meinen Kopf in seine Richtung und schnalle mich dabei ab. Ohne irgendwas zu sagen, nimmt mich Taehyung in den Arm und presst mich fest an sich. Mir schießen Tränen in die Augen und mein Herz geht in Flammen auf. Bitte lass es mich nicht bereuen, dir näher gekommen zu sein. Bitte, Taehyung. Ich will dich nicht gehen lassen und dir auch nicht weh tun müssen.
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L'amore nasce con un sorriso, cresce con un bacio e finisce con una gocciola.
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Revenge | Taekook
FanfictionTaehyungs Eltern starben als er dreizehn Jahre alt war. Er hat dem Mörder seiner Eltern jahrelang ins Gesicht gelächelt und schwor sich am Todestag seiner Eltern, Rache an ihm zu nehmen. Dies stellte sich als schwierig heraus, da der Mörder spurlos...