Kapitel 36

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Etwas verwundert schaue ich abwechselnd auf den Zettel mit der Adresse in meiner Hand und zu dem riesen Anwesen, vor dem ich stehe. Bin ich hier wirklich richtig? Die Leute, die hier wohnen müssen, doch stinkreich sein, wenn die so ein riesiges Grundstück haben. Naja, muss mich nicht interessieren. Schulter zuckend packe ich den Zettel wieder in meine Hosentasche und stecke den Schlüssel, den mir Vater zugeschickt hat, in das Schloss. Ich will nur meine Arbeit erledigen, sonst nichts. Ich schließe das Tor auf und betrete den großen Vorgarten. Das ist echt komisch nicht in eine runtergekommene Wohnung einbrechen zu müssen. Okay, ich breche ja nicht wirklich ein, weil die Besitzer uns die Schlüssel geben. 

Gut gelaunt gehe ich auf die Haustür zu und will diese ebenfalls aufschließen, jedoch wird sie plötzlich geöffnet und ein Typ im schwarzen Anzug steht vor mir. Überrumpelt schaue ich ihn an, da ich dachte, dass um diese Uhrzeit noch niemand wach ist, aber da habe ich mich wohl getäuscht. 

"Guten Morgen, ich nehme mal an, dass Sie hier sind, um Sofia mitzunehmen. Frau und Herr Sang sind momentan auf Geschäftsreise und haben mich beauftragt, ihnen das Geld zu überreichen", begrüßt er mich monoton und geht zur Seite, um mich eintreten zu lassen. 

"Jap, mein Vater hat mich geschickt, um Sofia zu holen. Wo ist sie denn? Ich würde das gerne schnell hinter mich bringen", nicke ich und betrete die große Eingangshalle.

Heilige Scheiße, diese Leute müssen echt viel Geld haben. Die haben einen Kronleuchter aus Diamanten an der Decke hängen und der komplette Boden ist aus weißen Marmor. Es ist ein Wunder, dass ich das Haus mit meinen Straßenschuhen betreten darf, ohne einen Schadensersatz bezahlen zu müssen. Hoffentlich hat mein Vater bei der Familie mehr Geld verlangt, als wir eigentlich nehmen. Diese Chance können wir uns doch nicht entgehen lassen!

"Folgen Sie mir. Das Teufels-.. Sofia ist in ihrem Zimmer und spielt mit ihren Fischen", sagt er und räuspert sich, bevor er sich verbessert und die Treppen hoch läuft. 

Der wird bestimmt einen Freudentanz machen, wenn er sich nicht mehr um das Kind kümmern muss. Belustigt folge ich dem Butler und schaue mich im Haus um, damit ich irgendwas mitgehen lassen kann. In der nächsten Sekunde finde ich auch schon etwas und laufe unauffällig zu einer antiken Kommode, während ich den Butler im Auge behalte und stecke mir ein paar Süßigkeiten ein. Danach folge ich ihm normal weiter, bis er vor einer Zimmertür stehen bleibt und sich zu mir dreht. 

"Viel Spaß sie dazu zu bringen, mit Ihnen zu gehen. Ich hole das Geld", wünscht er mir und verschwindet eilig. 

Dann machen wir uns wohl an die Arbeit, Kook. Ohne zu zögern, reiße ich die Tür auf und gehe einfach in das Zimmer von dem sieben jährigen Mädchen, welches auf einem Stuhl steht und den Deckel ihres Aquariums geöffnet hat. Ihr ganzes Zimmer ist in einem sterilen Weiß gehalten und keine andere Farbe befindet sich in diesem Raum. Sogar ihr Schlafanzug ist komplett weiß. Ist dieses Haus eine Psychiatrie oder so? Hier ist es überall weiß.

"Wer bist du?", fragt sie mich und schaut mich aus ihrem Augenwinkel an, ohne sich zu mir umzudrehen. 

"Ich bin Jungkook. Deine Eltern haben mich darum gebeten, dich abzuholen. Du heißt doch Sofia, richtig?", sage ich ihr die Wahrheit und gehe langsam auf sie zu. 

Sofia nickt leicht, aber schaut mich nicht an, sondern steckt ihren Arm einfach ins Wasser und rührt darin herum, sodass die Fische im Wasser herumgeschleudert werden. Ein Fisch knallt gegen die Scheibe und sie fängt an zu lachen. Ich presse die Lippen aufeinander, weil ich auch fast mitgelacht hätte. Ich stelle mich neben sie und schaue ebenfalls in das Aquarium, welches nur mit Goldfischen gefüllt wurde.

"Was hast du da in der Hand? Ich mag die Farbe nicht", fragt sie und sieht ruckartig auf meine rechte Hand, die den rosa Elefanten festhält. 

"Das ist eigentlich ein Geschenk für dich gewesen. Aber wenn die Farbe nicht magst, dann kannst du dir bei mir im Auto ein neues Kuscheltier aussuchen", antworte ich ihr und betrachte den Elefanten kurz. 

"Nein, du kannst mir den Elefanten ruhig schenken. Ich gebe ihn einfach den Fischen. Die werden ihn bestimmt mögen", erwidert sie und schaut mir unerwartet direkt in die Augen. 

"Von mir aus", zucke ich mit den Schultern und halte ihr den Elefanten hin. 

Sie nimmt ihn mir vorsichtig aus der Hand und schaut ihn sich von allen Seiten an, bevor sie ihn erbarmungslos in das Aquarium tunkt und so tut, als würde sie ihn mit beiden Händen erwürgen. Ich lege mir eine Hand über den Mund und schaue ihr schweigend dabei zu, wie sie ihn immer wieder in das Wasser taucht. Ich beiße mir auf mein Lippenpiercing und muss mich zusammenreißen nicht laut los zu lachen, als ich ihren hasserfüllten Blick sehe. Doch in der nächsten Sekunde vergeht mir das Lachen, als sie mir das scheiß Plüschtier auf die Schuhe schmeißt, sodass diese komplett nass werden. Wütend kicke ich das scheiß Ding weg und sehe in ihr lachendes Gesicht. 

"Ha HA! Deine Schuhe sind jetzt nass!", ruft sie und zeigt lachend mit ihrem Zeigefinger auf meine Schuhe. 

Ich hasse Kinder. Angepisst schubse ich sie einfach von ihrem dummen Stuhl, damit sie auf den Hintern fällt. Sie schreit schrill auf und sieht mich entsetzt an, doch ich stecke meine Hand in das Aquarium und greife nach einem Goldfisch, um diesen herauszuholen und ihr dann ins Gesicht zu werfen. Der knallt genau gegen ihre Stirn und sie schließt angeekelt die Augen. 

"Ha Ha! Du hast jetzt ein Fischgesicht!", rufe ich und zeige genauso wie sie lachend mit meinem Finger auf ihr Gesicht. 

Sauer steht sie auf und der Goldfisch klatscht auf den Boden. Ihr ganzer Körper zittert vor Wut und sie starrt den Fisch auf den Boden an, der herumzappelt, bis sie gnadenlos auf diesen tritt. Zum Glück hatte sie noch ihre Hausschuhe an, sonst würde der Fisch an ihrem Fuß kleben.  

"Was fällt dir ein, huh?!", schreit sie mich an und kickt mir gegen das Schienbein. 

"Ach, halt die Klappe, du kleine Diva. Ich habe keine Zeit mit dir zu streiten. Komm jetzt einfach mit!", gebe ich gereizt von mir und packe sie am Handgelenk, um sie mit mir zu zerren. 

"NEIN! ICH WILL NICHT MIT DIR GEHEN!", brüllt sie los und kratzt mir über die Hand. 

"Wir gehen auf einen Spielplatz und du bekommst auch ein Eis, wenn du mitkommst!", lüge ich und bringe sie sofort zum Aufhören. 

"Wirklich? Mama und Papa haben mir nie erlaubt auf einen Spielplatz zu gehen", strahlt sie mich mit ihren Kulleraugen an. 

"Ja, wirklich. Aber wenn du nicht brav zu mir bist, dann gehen wir nirgendwo hin", meine ich und laufe ohne Probleme weiter. 

"Okay, ich bin brav!", erwidert sie und nickt einverstanden, während sie nun freiwillig meine Hand hält.

Kinder gehen mir so auf die Nerven. Das sind unberechenbare Tiere, die einfach eingesperrt gehören. Ich werde niemals Kinder haben. Ich kann verstehen, warum so viele Menschen ihre Kinder an meinen Vater verkaufen. Ich würde es auch machen. Ist ja nicht auszuhalten. 

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Jungkooks Lieblingslied, wenn er mit Kindern zu tun hat:

Revenge | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt