Kapitel 114

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Younghyun und Areum verstehen sich nach meinen Erwartungen sehr gut, sodass ich kurzerhand entschieden habe, dass ich sie für ein paar Stunden bei ihm lasse. Die junge Dame kann sich gut wehren, wenn sie etwas nicht möchte, also mache ich mir darum keine Sorgen. Immerhin konnte sie vor Vater flüchten, der sie ganz sicher zusammengeschlagen hätte.

Taehyung ist dagegen etwas unsicher, weil er befürchtet, dass sie ihm irgendetwas über Stella erzählt, aber so dumm ist Areum nicht. Sie weiß ganz genau, dass sie sich und Younghyun bloß in den Tod reißen würde, wenn sie mich verrät.

Im Moment sitzen Taehyung und ich in seinem Auto und fahren zu meinen Brüdern nach Hause, da ich einige Dinge in meinem Zimmer liegen habe, die ich gebrauchen könnte. Da er Kopfschmerzen hat, darf ich wieder fahren. Hin und wieder sehe ich in seine Richtung, aber er hat seinen Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt und hält die Augen geschlossen. An einer roten Ampel lege ich meine Hand auf seinen Oberschenkel und drücke etwas zu, wodurch er aus seinem Halbschlaf erwacht und mich müde ansieht.

"Hm?", brummt er und kann seine Augen nicht offenhalten.

"Sind die Schmerzen sehr schlimm?", frage ich ihn und streife sanft über seine Wange.

"Fühlt sich wie Migräne an", erwidert er und reibt sich über die Stirn, bevor er sich richtig hinsetzt.

Hinter uns hupt es, woraufhin ich wieder zur Ampel schaue, die grün aufleuchtet. Ich fahre augenblicklich weiter und schaue böse in den Rückspiegel, um die Fotze hinter uns mit meinen Blicken zu töten.

"Bestimmt habe ich in meinem Zimmer noch Ibuprofen 800 rumliegen. Vielleicht hilft es dir", sage ich ihm und höre ihn als Antwort erneut brummen.

In meiner Brust wird es deutlich schwerer und das schlechte Gewissen macht sich schon wieder bemerkbar, jedoch schüttle ich den Kopf und atme tief aus. Ich liebe ihn zwar abgöttisch, aber das ist seine gerechte Strafe. Er war am Anfang so eingebildet und hat mich wie Schmutz behandelt. Ich musste mich revanchieren. Ich hatte doch keine andere Wahl.

Nach zehn Minuten parke ich dann genau vor unserer Haustür und wecke Taehyung auf, der nach langem Kampf ins Land der Träume gefallen ist. Ich steige aus und laufe dann um das Auto herum, um die Beifahrertür zu öffnen. Dadurch wird Taehyung auch schon wach, da er langsam die Augen öffnet und mich kurz ansieht, bevor er sich abschnallt und sich aus dem Auto hievt. Wie ein kleines Kind reibt er sich über die Augen und zieht anschließend seine Kapuze über den Kopf. Ich fange an zu lächeln, weil er so süß ist und küsse seine Wange. Danach schnappe ich mir seine Hand und ziehe ihn mit mir zur Haustür. Meinen Schlüssel habe ich in meinem Zimmer gelassen, sodass ich klingeln muss.

Keinen Moment später wird die Tür aufgerissen und Jimin steht mit finsterer Miene vor uns. Augenblicklich verdrehe ich die Augen und würde am liebsten wieder gehen, aber ich brauche meine Sachen.

"Oh, der verlorene Bruder taucht mal wieder auf. Mir ist ja scheiß egal, was mit dir passiert, aber du hättest dich bei Hyung melden können!", kommt es verächtlich aus ihm.

"Halt doch deine verfickte Fresse, Jimin. Ich möchte bloß meine Sachen holen!", keife ich zurück und schubse ihn achtlos zur Seite, während ich Taehyung mit mir ins Haus zerre.

Jimin knallt ächzend gegen die Wand, aber er reißt sich schnell zusammen, da er mich gewaltsam an der Schulter packt. Ich lasse Taehyung sofort los, weil mich dieser verdammte Zwerg gegen die Wand schleudert. Ich presse die Lippen zusammen und starre meinen Bruder wütend an, der mich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Wand drückt und mich mit seinen Augen erdolcht.

"Sei nicht so frech, du elender Bastard! SO redest du nicht mit mir!", faucht er mich an.

Ich knirsche mit den Zähnen und balle meine Hände zu Fäusten, um ihm mit voller Kraft in den Bauch zu boxen, aber Jin Hyung kommt in den Flur gestürmt.

"JIMIN! Lass ihn sofort los!", schreit Jin ihn an und reißt Jimin von mir weg, weil ich ihm sonst die Fresse poliert hätte.

Schnaufend streiche ich mir die Kleidung glatt und sehe Jimin hasserfüllt an, der meinen Blick erwidert. Jin schiebt ihn hinter sich und schaut mich deutlich freundlicher und besorgter an. Dadurch beruhige ich mich auch etwas und stoße mich von der Wand ab. Taehyung stellt sich neben mich und hält meinen Arm fest, wodurch meine Brüder seine Verletzungen im Gesicht bemerken und die Augen aufreißen.

"Was zur Hölle ist mit dir passiert? Hattest du einen Unfall?", fragt Jin Hyung und geht auf ihn zu, um ihn genauer zu betrachten, aber Jimin hält ihn auf.

"Was denkst du denn? Das war bestimmt dein kleiner Bruder. Als wir Taehyung gestern Morgen noch gesehen haben, sah er vollkommen normal aus", gibt Jimin von sich und sieht mich giftig an.

"Jungkook, ist das wahr?", möchte Jin Hyung wissen.

"Was wenn es wahr wäre? So sehr ich ihn auch liebe, lasse ich ihn nicht ungeschoren davonkommen", erwidere ich eiskalt und sehe sie monoton an.

Jimin stoßt Jin plötzlich weg und stellt sich genau vor mich hin. Er schlägt mir gegen die Brust und lässt mich keine Sekunde aus dem Auge. Jin Hyung ist so schockiert, dass er uns einfach nur anstarrt und ihn nicht aufhält.

"Merkst du nicht, dass du dich in Vater verwandelst? Merkst du das wirklich nicht? Du tust Taehyung das gleiche an, was Vater dir angetan hat!", ruft Jimin aufgebracht und in seinen wütenden Augen schimmert ein Fünkchen Reue und Verzweiflung.

Für einen Moment betrachte ich ihn ausdruckslos, bevor ich meine Lippen zu einem Lächeln forme. In seinen Augen bilden sich Tränen, weil er ganz genau weiß, dass er die Mitschuld daran trägt, dass mich Vater so behandelt hat. Dieser erbärmliche Wichser. Der kann sein beschissenes Schauspiel mit Chanyeol oder Namjoon abziehen.

"Vielleicht waren seine Methoden nicht mal so schlecht. Ein paar Schläge hättet ihr auch vertragen können, dann wärt ihr nicht solche Schlappschwänze. Ich verwandle mich auch nicht zu Vater. Ich ficke nicht jede Person, die bei drei nicht auf dem Baum ist... Aber den Part übernimmst du, stimmt's?", gebe ich von mir und lächle ihn scheinheilig an.

"Was hast du gerade gesagt?", knurrt er mich an und packt mich am Kragen.

"Du bist ein kleines Flittchen, der für jeden gutaussehenden Kerl die Beine spreizt. Na? Stellst du dir vor wie Namjoon und Chanyeol dich gleichzeitig durch-...", spucke ich ihm ins Gesicht, aber Taehyung presst von hinten seine Hand auf meinen Mund.

"Jungkook, es reicht! Geh deine verdammten Sachen holen!", zischt er mich an und schubst mich in Richtung Treppen.

Genervt schnalze ich mit der Zunge und steige die Treppen nach oben, während Jimin mir die schlimmsten Beleidigungen hinterher kreischt. Jin versucht ihn zu beruhigen, aber gibt es nach wenigen Sekunden auf, sodass er ihn in einen anderen Raum bringt. Taehyung folgt und schließt die Tür, als wir mein Zimmer betreten.

"Was sollte das? Er macht sich doch bloß Sorgen um dich! So wie wir alle", stellt er mich ernsthaft zur Rede.

"Halt den Mund, Taehyung, sonst stopfe ich ihn dir. Ich habe schon zu Areum gesagt, dass sie mir nicht wie Jiminy Cricket im Nacken sitzen soll und dasselbe gilt für dich. Vielleicht habe ich dir verziehen, aber ihm werde ich nicht verzeihen. Fuck, ich kann nicht mal meiner Mutter verzeihen, obwohl sie mich aus ihrer Fotze gepresst hat", fauche ich ihn an und gehe auf ihn zu.

"Das ist deine Familie! Du kannst sie doch nicht einfach aufgeben", versucht er es trotzdem nochmal auf mich einzureden, jedoch packe ich mir sein Gesicht und bohre meine Finger in seine Wangen, wodurch er schmerzerfüllt aufschreit.

"Noch ein Wort und du wirst es bereuen. Ich möchte nichts mehr von diesem Unsinn hören. Im Nachttisch müssen die Schmerztabletten liegen. Such sie", drohe ich ihm und lasse ihn los.

Tränen laufen über seine Wangen und er hält sich eine Hand über den Mund, jedoch läuft er an mir vorbei und geht zu meinem Nachttisch, um nach den Tabletten zu suchen. Ich atme tief aus und laufe dann zu meinem Kleiderschrank, den ich öffne. Ich knie mich auf den Boden und schmeiße als erstes meine ganzen Klamotten aus dem Schrank, um die schwarze Kiste freizulegen, die ich unter ihnen versteckt habe. Diese finde ich auch nach wenigen Sekunden und ziehe sie aus dem Schrank. Ich stelle sie auf den Boden und nehme den Deckel ab. Meine wunderschöne Beretta 92 FS liegt darin und wartet bloß darauf erneut benutzt zu werden. Ich hole die schwarze Pistole aus der Kiste und fahre mit meinen Fingerspitzen über die Fassung.

"Bald kommst du wieder zum Einsatz", flüstere ich ihr zu und grinse breit los.

Revenge | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt