Die zwei Spasten sind endlich abgehauen und ich habe auch nicht mehr den Drang jemanden zu verletzen. Aber jetzt redet Jane kein einziges Wort mehr mit mir, während wir den Raum wieder aufräumen. Aus dem Augenwinkel kann ich jedoch erkennen, dass ihr vereinzelte Tränen über die Wangen fließen und ihre Hände immer noch etwas zittern. Hat sie etwa Angst? Ich sammle die letzten Handschuhe vom Boden auf, bevor ich sie in den Müll schmeiße und langsam auf Jane zu gehe, die sich auf den Hocker gesetzt hat.
"Es tut mir leid..", murmle ich und setze mich auf die Liege vor ihr.
Sie erwidert nichts darauf und wischt sich die Tränen von den Wangen. Ich beiße mir auf die Lippen und kriege so langsam ein schlechtes Gewissen. Meine beste Freundin sollte keine Angst vor mir haben.
"Was war gerade mit dir los? Ich habe dich noch nie so gesehen. Deine Gesichtszüge waren total monoton, als hättest du nichts gefühlt, während du sie verletzt hast. Wenn du wenigstens wütend ausgesehen hättest, hätte mich das weniger verängstigt. Ich dachte, dass du auch auf mich losgehen würdest", erwidert sie weinerlich und steht ruckartig auf, um ihre dünnen Arme um meinen Hals zu schlingen.
Fest drücke ich sie an mich und streichle beruhigend über ihren Rücken, während sie sich an meiner Schulter ausheult. Ich sage ihr lieber nicht, dass ich rein gar nichts in diesem Moment gefühlt habe, außer diesen Drang die Beiden zu verletzen. Mein armes Baby hatte totale Angst und das nur wegen diesen Arschlöchern. Ich hätte ihnen noch mehr weh tun sollen, dann hätte sich das wenigstens gelohnt.
"Bist du nicht froh, dass die endlich weg sind?", grinse ich und drücke sie etwas von mir weg, um ihr die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
"Doch, die haben mich genervt und ich habe auch gehört, was sie über mich gesagt haben. Aber ich habe mich lange an sowas gewöhnt. Wenn die mich anfassen würden, kann ich mich auch, wie du weißt, wehren", erwidert sie und schnieft etwas.
"Sind viele Typen so drauf wie die?", frage ich nach.
"Nein, auf keinen Fall. Die meisten Männer, die hier her kommen, haben entweder ihre Freundin oder Frau dabei oder sind schwul. Aber es gibt immer solche Arschlöcher wie die Beiden. Mein Gott, das hat mir gerade zu viele Nerven gekostet. Zum Glück ist der nächste Termin in fünf Stunden", verneint sie sofort und seufzt zum Ende hin erleichtert auf.
"Geil, können wir dann Pizza bestellen oder so? Ich habe Hunger", gebe ich von mir und sehe sie hoffnungsvoll an.
"Wie kannst du denn so schnell wieder normal sein?", fragt sie mich entsetzt.
"Keine Ahnung. Ich hatte vorhin einfach den Drang ihnen weh zu tun und war sauer", zucke ich mit den Schultern.
"Bitte geh diesem Drang nicht in diesem Gebäude nach. Ich musste Daehyun sogar Schmerzensgeld geben, damit er die Schnauze hält und nicht zur Polizei geht", meint sie und massiert sich die Schläfen.
Mein Mund klappt automatisch nach ihren Worten auf und ich sehe sie mit weit aufgerissenen Augen an, während sie mich so anschaut, als hätte sie keine andere Wahl gehabt. Alter, wenn ich das mitbekommen hätte, dann hätte ich den verfolgt und erstmal zusammengeschlagen, um ihr Geld zurückzuholen.
"Bist du eigentlich auf den Kopf gefallen? Warum gibst du ihm Geld?", maule ich los und sie schlägt mir mit beiden Händen auf die Wangen.
"Schätzchen, ich verdiene hiermit mein Geld, um nicht von dem Geld deines Vaters angewiesen zu sein. Ich habe keine Lust, dass die Polizei hier aufkreuzt. Das schadet meinen Bewertungen", erklärt sie mir.
"Kann ich absolut nicht verstehen. Du sagst doch selbst, dass mein Vater genügend Geld hat, um dir ein Leben zu finanzieren. Jimin und Jin sind genauso komisch drauf und gehen arbeiten. Wieso sollte ich meine kostbare Lebenszeit so verschwenden?", gebe ich verständnislos von mir, wodurch sie mich genauso verständnislos anschaut.
"Bist du nicht derjenige, der seine ganze Jugend damit verbracht hat, einem Kerl hinterher zu laufen, der nicht mal wusste, dass du existierst? Ich will irgendwann aus dem Geschäft deines Vaters aussteigen, Jungkookie. Ich bin ihm dankbar, dass ich mit euch anderen meine Kindheit verbringen durfte, aber ich möchte ein normales Leben führen", versucht sie mir zu erklären, aber ich verstehe es immer noch nicht.
"Was ist denn so toll daran ein normales Leben zu führen? Es ist langweilig und du arbeitest solange bis du alt und schrumplig bist. Wie kann man das Leben nennen? Mir macht die Arbeit bei Vater mehr Spaß, da kann ich machen, was ich will und werde wenn der alte Sack stirbt, das Geschäft übernehmen. Jimin und Jin wollen ja nicht", meine ich und lege meinen Kopf etwas schief, weil sich ein normales Leben schrecklich anhört.
Seit meiner Kindheit sehe ich nur, dass Leute, die ein normales Leben führen, total unglücklich und so gestresst sind. Sie heulen schon herum, wenn sie dem neuestem Trend nicht nachgehen können. Ich habe nicht mal die leiseste Ahnung, was die neusten Trends sind, weil ich kein Fernsehen schaue und noch nie ein richtiges Smartphone hatte. Jane schüttelt auf meine Worte hin den Kopf und sieht mich auf einmal total traurig an.
"Dein Vater hat dich im Gegensatz zu deinen anderen Geschwistern in dieses Geschäft eingeprügelt. Du warst sogar als Kind bei mehreren Jobs dabei und musstest dabei zusehen, wie andere Kinder mitgenommen werden. Du kennst ja gar nichts anderes", murmelt sie und hat wohl Mitleid mit mir.
"Mein Vater hat gefühlt zwanzig weitere Kinder, die einfach nur nutzlos sind. Vor allem meine Schwestern gehen mir bei Familientreffen auf die Nerven, weil sie meine Piercings im Gesicht kritisieren. Die tun so, als wären die älter als ich... Wieso denkst du eigentlich, dass ich darunter leiden würde? Dadurch habe ich doch Taehyung zum ersten Mal gesehen und mich mit meinen zarten 12 Jahren in ihn verliebt", erwidere ich erst etwas angepisst, aber grinse sie im Nachhinein verspielt an und lege eine Hand auf meine Brust.
"An dem Tag hat dein Lover sich auch geschworen, Rache an deinem Vater zu nehmen. Schon vergessen? Was wirst du denn tun, wenn Taehyung deinen Vater umbringen oder deinen Brüdern etwas antun würde? Wenn er wüsste, dass du dann das Geschäft weiterführst, kann ich mir vorstellen, dass er dann jagt auf dich macht", erinnert mich Jane an den unangenehmen Teil dieser ganzen Geschichte.
Für einige Sekunde schweige ich und starre ihr in die Augen. Ich weiß wirklich nicht, ob es mich interessieren würde, wenn Taehyung meinen Vater umbringt, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass er es jemals schaffen wird. Manchmal kriege ich ihn selbst für mehrere Monate nicht zu Gesicht und eines Tages steht er vor unserer Haustür, um nach uns (explizit nach mir) zu schauen.
"Wenn er meinen Vater umbringt, kriege ich zwar dann das ganze Erbe, aber ich würde den alten Sack schon etwas vermissen. Zwar war er fast nie da oder hat mich meistens verprügelt, wenn ich ihn gesehen habe, jedoch mag ich ihn trotzdem irgendwo. Aber wenn er Jin oder Jimin.. Naja bei Jimin muss ich mir das zweimal überlegen, weil er gemein zu mir war. Aber ich würde Taehyung das Leben zur Hölle machen und ihn, ohne eine Sekunde zu zögern, umbringen", antworte ich ihr schließlich und meine das vollkommen ernst.
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Man kriegt immer mehr über Jungkook heraus, aber wie sieht es bloß mit Taehyung aus?
DAS ERFAHREN SIE IN DER NÄCHSTEN FOLGE VON:
"WAS ZUR HÖLLE ZIEHT SICH DIE AUTORIN FÜR KRANKE SACHEN AUS DEM KOPF? 🤩
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Revenge | Taekook
FanfictionTaehyungs Eltern starben als er dreizehn Jahre alt war. Er hat dem Mörder seiner Eltern jahrelang ins Gesicht gelächelt und schwor sich am Todestag seiner Eltern, Rache an ihm zu nehmen. Dies stellte sich als schwierig heraus, da der Mörder spurlos...