Desinteressiert schaue ich mich im Gesprächzimmer von Dr. Sang um, der mich mal wieder versucht zu überreden, meine Medikamente zu nehmen. Ich weiß ganz genau, dass meine Brüder ihn dazu zwingen mich vollzulabern, damit ich irgendwann nachgebe. Das können die aber vergessen. Dr. Sang kann sowieso nicht länger als eine Stunde mit mir herumsitzen. Er hat auch andere Patienten, die er behandeln oder nerven muss.
"Jungkook, es ist wirklich ernst. Dir geht es schlecht. Du hättest eigentlich schon kerngesund sein müssen, aber diese Lache schlägt den Heilungsprozess deines Gehirns immer wieder zurück. Es könnte deswegen noch mehr Schäden davontragen", spricht er einfühlsam auf mich ein und verschränkt seine Hände auf dem dunklen Holztisch.
Ich ignoriere ihn eiskalt und betrachte die Stifte im Becher, der genau vor mir steht. Leicht beuge ich mich vor und schnappe mir einen Kugelschreiber, um mir mit diesem ein kleines Herzchen auf die Hand zu malen. Dr. Sang atmet tief ein und dann sehr lange aus, bevor er sich mit der einen Hand über das Gesicht fährt. Belustigt hebe ich meinen Blick und muss grinsen, weil er nun derjenige ist, der genervt ist.
"Okay, ich habe es verstanden. Du willst die Tabletten nicht nehmen, weil du keine Schlaftablette werden willst. Wie wäre es, wenn ich dir andere Tabletten verschreibe, die aber die Nebenwirkungen haben, dass du aggressiver und aufbrausender wirst? Eigentlich wollte ich dir die nicht verschreiben, weil du von allein aus ein sehr aggressives Verhalten aufweist, aber wir müssen etwas gegen diese Lachanfälle tun", sagt er und beginnt irgendwas in den Computer zu tippen.
Ich fange an noch breiter zu grinsen, was Dr. Sang die Augen verdrehen lässt. Ich lege den Stift auf den Tisch und sehe ihm zum ersten Mal in dieser Stunde richtig ins Gesicht.
"Jetzt sprechen wir endlich dieselbe Sprache, Herr Doktor. Ich konnte dich die ganze Zeit gar nicht verstehen", erwidere ich gespielt erleichtert und lege meine Hand auf meine Brust.
Dr. Sang mustert mich schweigend, bevor er mich schief anlächelt und den Kopf schüttelt. Er druckt dann das Rezept aus und unterschreibt auf dem kleinen rosa Zettel. Danach schiebt er ihn mir rüber und ich will ihn sofort an mich reißen, aber er zieht ihn ruckartig wieder zurück.
"Du musst auch daran denken, dass du diese Tabletten durchnehmen musst, damit die Nebenwirkungen irgendwann nachlassen können. Wenn du die nicht regelmäßig einnimmst, setzt du deinen Körper ständig auf Entzug und das bestärkt die Aggressionen und dieses hysterische Gelächter", meint er und sieht mich vollkommen ernst an.
"Jaja, schon verstanden. Ich muss mir dieses Geleier seit fünf Jahren antun", nicke ich und reiße ihm den Zettel aus der Hand, um so schnell wie möglich aus diesem Raum zu flüchten.
"Pass auf dich auf, Jungkook!", ruft Dr. Sang mir noch hinter her, während ich den Raum verlasse und mich flüchtig von ihm verabschiede.
Diese Termine mit Dr. Sang sind wirklich die Hölle für mich, weil er mich jedes Mal mit der gleichen Scheiße volllabert. Ich gehe da nur hin, weil mir meine Brüder sonst auf den Sack gehen würden. Eilig gehe ich durch den Flur und rufe Eunha an der Anmeldung noch ein lautes "Tschüss" zu, bevor ich die Tür aufreiße, damit ich verschwinden kann.
"Hey! Warte doch mal! Du hast mir gar nicht erzählt, dass du dich verlobt oder generell einen Freund hast! Wolltest du mir das erst erzählen, wenn ihr seit fünf Jahren verheiratet seid oder was? Komm her, Kleiner. Ich freue mich so für dich!", ruft sie und steht von ihrem Stuhl auf, um zu mir rüber zu kommen und mich fest in eine Umarmung zu ziehen.
"Hä, was?", kommt es nur doof aus mir und ich erwidere ihre Umarmung halbherzig.
"Hast du etwa deinen eigenen Verlobten vergessen? Taehyung ist nach dir in die Praxis gekommen und hat sich bei mir vorgestellt. Du hast dir ja einen richtig hübschen Kerl geangelt", erwidert sie und lacht vergnügt auf.
Augenblicklich rutscht mir das Herz in die Hose und mir weicht die Farbe aus dem Gesicht, als sie seinen Namen sagt. Warum ist er hier? Woher weiß er überhaupt, wo ich bin? Hat er mich etwa verfolgt? Er darf mich doch nicht so hässlich sehen! Das ist so peinlich.
"Oh, sorry. Ich bin momentan nicht wirklich klar bei Sinnen. Wo ist er denn im Moment?", frage ich sie und merke, wie nervös ich mit jeder Minute werde.
Die Kopfschmerzen werden auf Knopfdruck wieder stärker und ich spüre es wie es an meiner Kehle beginnt zu kribbeln. Gestresst sehe ich Eunha an und würde am liebsten einfach wegrennen, sodass mich Taehyung nicht sehen kann. Jedoch hasst mich das Schicksal gerade, weil Taehyung aus dem Wartezimmer kommt und mich breit angrinst. Zu meinem Glück werden meine Kopfschmerzen so stark, dass ich los lache und mir die Hand vor den Mund schlagen muss, weil ich viel zu laut bin. Taehyung hält in seinen Bewegungen inne und weitet seine Augen überrascht. Vor Scham steigen mir Tränen in die Augen und ich könnte einfach losheulen, weil mir das alles so peinlich ist.
"Oh, nein. Es fängt schon wieder an", sagt Eunha deprimiert und schaut rüber zu Taehyung, der sich wieder fasst und auf mich zu kommt.
Als er vor mir steht, starrt er mir penetrant in die Augen und seine Mundwinkel zucken für einen kurzen Moment nach oben. Danach stellt er sich neben mich und legt seinen Arm um meine Hüfte. Zum ersten Mal fühlt es sich beschissen an von Taehyung berührt zu werden oder ihn vor mir stehen zu haben.
"Können wir gehen, Schatz?", fragt er mich und ich nicke, wobei ich angestrengt versuche diese Lache unter Kontrolle zu bekommen.
"Kommt gut nach Hause, meine Süßen. Ich muss jetzt auch weiterarbeiten", lacht Eunha und läuft zurück zu ihrem Arbeitsplatz.
Taehyung verabschiedet sich freundlich von ihr und führt mich dann nach draußen, während ich vom ganzen Lachen anfange zu husten, da mein Hals staubtrocken und total gereizt ist. Nachdem die Eingangstür der Praxis ins Schloss fällt, lässt er meine Hüfte los und packt sich meinen Unterarm, um mich erbarmungslos zu seinem Auto mitzuzerren.
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Revenge | Taekook
FanfictionTaehyungs Eltern starben als er dreizehn Jahre alt war. Er hat dem Mörder seiner Eltern jahrelang ins Gesicht gelächelt und schwor sich am Todestag seiner Eltern, Rache an ihm zu nehmen. Dies stellte sich als schwierig heraus, da der Mörder spurlos...