Taehyungs Sicht:
Am nächsten Morgen wache ich um fünf Uhr auf und stelle direkt fest, dass Jungkook nicht neben mir liegt. Ruckartig setze ich mich aufrecht hin und schaue mich im Zimmer um, aber es sieht alles unverändert aus. Nur die Nachttischlampe auf seiner Seite ist angeschaltet. Ich reibe mir über das Gesicht und steige dann aus dem Bett. Ist er etwa nach Hause gegangen? Leise verlasse ich mein Zimmer und gehe die Treppen runter, da die Vollidioten noch pennen und mich anmeckern, wenn ich so früh schon krach mache. Unten im Flur rieche ich schon den penetranten Geruch von Zigaretten und runzle die Stirn. Mit schnellen Schritten laufe ich in die Küche und sehe Jungkook mit dem Rücken in meine Richtung gerichtet und er raucht.
"Warum bist du schon wach?", frage ich ihn und gehe um den Tisch herum, um ihm ins Gesicht zu schauen.
Gleichgültig sieht er mich an und zieht an der Zigarette zwischen seinen Fingern. Meine Augen wandern zu der Packung auf der Tisch und nach wenigen Sekunden realisiere ich, dass das meine ist. Ich reiße sie an mich und öffne die Packung, um festzustellen, dass sie fast leer ist. Gestern Abend war sie noch voll.
"Keine Sorge, ich kauf dir eine neue", meint er und drückt die Zigarette im Aschenbecher aus.
"Wie lange sitzt du schon hier?", möchte ich wissen und mustere sein ernstes Gesicht.
Es ist komisch, ihn nicht wie ein Vollidiot grinsen zu sehen. Irgendwas scheint ihn extrem auf den Geist zu gehen, aber er wird mir sicherlich nicht verraten, was ihn beschäftigt.
"Seit drei Stunden? Ich weiß es nicht genau", zuckt er mit den Schultern und steht von seinem Stuhl auf, um sich genau vor mich zu stellen.
Er stützt sich mit seiner linken Hand auf dem Tisch ab und legt seine rechte Hand unter mein Kinn. Schweigend mustere ich ihn, während er seine Augen erst über mein Gesicht wandern lässt und anschließend runter zu meinem Hals. Sanft hebt er meinen Kopf an und dreht ihn leicht nach links. Er streichelt mit seiner anderen Hand über eine Stelle auf meinem Hals und beginnt zu lächeln. Danach lässt er mich los und schaut mir direkt in die Augen.
"Ich habe heute schon unseren Tagesplan geplant. Als erstes gehen wir heute zu einer alten Bekannten von mir, die als Tätowiererin arbeitet und ich lasse mir deinen Namen auf die Finger tätowieren. Aber du musst dir meinen Namen auf seinen wunderschönen Hals tätowieren lassen. Es ist doch sonst unfair und du musst diese scheiß Aktion von gestern wieder gut machen", teilt er mir mit und wartet auf meine Reaktion ab.
Augenblicklich bildet sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht und mich freut es natürlich sehr, dass er unsere kleine Wette nicht vergessen hat. Meine Reaktion gefällt ihm und er schmunzelt etwas, bevor er sich von mir entfernt.
"Also heißt es, dass du damit einverstanden bist?", fragt er nach und grinst mich süß an.
"Ja, das heißt es. Wann möchtest du los gehen?", bestätige ich.
"Meistens ist sie um sechs Uhr morgens schon wach. Ich schlage mal vor, dass wir um die Uhrzeit losfahren. Könnte ich vielleicht bei euch duschen?", antwortet er und sieht mich dann fragend an.
"Tu was du nicht lassen kannst. Du hast bestimmt schon im ganzen Haus herumgestöbert, also mach was du willst", meine ich desinteressiert und setze mich an den Tisch, um selbst eine Zigarette zu rauchen.
"Dann können wir zusammen duschen?", fragt er und erntet einen genervten Blick von mir.
Amüsiert zwinkert er mir zu und verlässt die Küche. Jungkook hat sehr viele verschiedene Seiten. In der einen Sekunden redet er völligen Blödsinn und lacht die ganze Zeit und in der anderen möchte er mich am liebsten umbringen. Ich frage mich, wie er aussieht, wenn er weint.. Es wäre irrsinnig witzig, ihn mal weinen zu sehen. Was könnte ihn wohl traurig machen? Ich muss mir wirklich überlegen, wie ich seine Nerven zur Probe stellen kann. Ich will, dass er komplett ausrastet und mir sein volles Potential zeigt. Ich nehmen einen tiefen Zug und muss mich zusammen reißen bei dem Gedanken, ihn weinen zu sehen, nicht loszulachen.
Leicht schüttle ich den Kopf und habe keine Lust mehr dieses stinkende Teil zu rauchen und drücke die Zigarette im Aschenbecher aus, bevor ich wieder nach oben in mein Zimmer gehe und für Jungkook Klamotten raushole, damit er nicht schon wieder in meinem Kleiderschrank herumwühlt. Ist es aber nicht merkwürdig, dass er drei Stunden in der Küche gesessen und geraucht hat, anstatt in meinem Zimmer nach irgendwelchen Sachen zu stöbern, die er mitgehen lassen kann?
Nachdenklich schaue ich mich in meinem Zimmer um und finde keine Anzeichen davon, dass er irgendwas angefasst hat. Ich drehe mich ganz von meinem Kleiderschrank weg und sehe plötzlich aus dem Augenwinkel, dass die unterste Schublade meiner Kommode nicht richtig geschlossen ist. Aha, also hat er doch gestöbert. Ich gehe auf meine Kommode zu und öffne die Schublade, in der mein Familienalbum liegt. Erleichtert atme ich auf, als es immer noch dort liegt. Wenn es weg gewesen wäre, dann hätte ich Jungkook getötet.
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Revenge | Taekook
FanfictionTaehyungs Eltern starben als er dreizehn Jahre alt war. Er hat dem Mörder seiner Eltern jahrelang ins Gesicht gelächelt und schwor sich am Todestag seiner Eltern, Rache an ihm zu nehmen. Dies stellte sich als schwierig heraus, da der Mörder spurlos...