Fröhlich halte ich Taehyungs Hand und schwinge unsere Arme hin und her, während wir zusammen zur Eisdiele laufen. Die ganzen Passanten schauen uns schon dumm an, weil ich breit lächle und Taehyung komplett emotionslos durch die Gegend schaut. Er zwingt sich wohl, die Klappe zu halten, da ich es mit dem Schwingen total übertreibe. Ich will herausfinden, wie lange er seine freundliche Fassade aufrecht erhalten kann.
Vor der Eisdiele lasse ich seine Hand los und stelle ich mich vor den Tresen, um die ganzen Eissorten zu betrachten. Taehyung stellt sich neben mich und ich sehe aus dem Augenwinkel, wie er mich anschaut. Meine Augen fangen an zu leuchten, als ich sehe, dass die Kinderschokolade, Nutella und Oreoeis da haben. Taehyung wird mir doch bestimmt drei Eiskugeln kaufen oder? Grinsend drehe ich mich zu ihm um und klammere mich an seinen Arm.
"Taehyung~.. Darf ich drei Eiskugeln haben?", schmolle ich und sehe ihn mit großen Augen an.
"Von mir aus", gibt er von sich und ist noch recht entspannt.
Teilweise zufrieden wende ich mich wieder ab und sehe auch schon eine Frau auf uns zu kommen, die uns freundlich begrüßt. Ich begrüße sie genauso freundlich und bestelle die drei Eissorten in einer Waffel, auf die ich schon die ganze Zeit geier. Sie reicht mir anschließend das Eis und ich nehme es sofort entgegen, um es zu vernaschen. Taehyung bestellt sich auch irgendein Eis und bezahlt dann.
"Schönen Tag euch noch, ihr süßen Turteltauben", wünscht uns die Frau und lächelt mich an, als ich wieder hochschaue.
"Oh, Dankeschön. Ihnen auch", erwidere ich und setze mein bestes Lächeln auf, was sie noch mehr zum Strahlen bringt.
Taehyung und ich gehen dann weiter und ich sehe ihn mit einem Schmunzeln im Gesicht an. Jedoch leckt er seelenruhig an seinem Eis und beachtet mich keine einzige Sekunde.
"Hast du gehört, was sie gesagt hat? Man könnte denken, dass wir zusammen sind. Wieso sind wir nicht wirklich zusammen?", meine ich und lecke mein Eis ab, da es schon wegen der Hitze beginnt zu schmelzen.
"Weil ich dich nicht liebe und du deine Besessenheit mit Liebe verwechselst", entgegnet er total herzlos.
Okay, autsch. Angepisst wende ich mich von ihm ab und antworte nicht darauf.. Warum bin ich jetzt derjenige, der genervt ist? Anscheinend ist er doch nicht so nett zu mir, wie ich gedacht habe. Egal, ich kriege noch meine Chance, ihn richtig zu provozieren. Kurz schaue ich mich um und merke, dass wir nicht weit weg vom Park sind.
"Lass uns den in Park gehen", murmle ich und biege einfach in die Straße ein, die zum Park führt.
Ich höre Taehyung mit der Zunge schnalzen, aber er folgt mir ohne Widerrede. Nach fünf Minuten sind wir im Park und ich setze mich auf die nächstbeste Bank, die etwas abgelegen vom Spielplatz ist, der sich auch noch hier befindet. Der Ältere schenkt mir gar keine Aufmerksamkeit und hat sogar seinen Blick in die andere Richtung gerichtet. Wie bekomme ich wohl seine Aufmerksamkeit?
Meine Augen wandern sofort zu seinem Oberschenkel und dann zu seinem Schritt. Ein fieses und perverses Grinsen bildet sich in meinem Gesicht und ich sehe kurz zum abgelenkten Taehyung, bevor ich meine Hand auf seinen Oberschenkel lege und langsam mit ihr nach oben zu seiner Mitte streiche. Taehyung packt nach nicht mal zwei Sekunden meine Hand und entfernt sie von seinem Bein.
"Lass das", warnt er mich und lässt meine Hand los.
"Ich weiß nicht, was du meinst", gebe ich gespielt unschuldig von mir und lecke mein Eis ab.
"Tu doch nicht so. Fass mich gefälligst nicht an", sagt er und wendet sich schon wieder von mir ab.
Hm, das war nicht die Reaktion, die ich haben wollte. Ich lege meine Hand wieder auf seinen Oberschenkel, aber deutlich näher an seinem Schritt. Sein Blick schellt wieder zu mir und er schlägt mir auf einmal mein Eis aus der Hand. Ich nehme ruckartig meine Hand von ihm weg und versuche mein Eis zu retten, aber es fällt gnadenlos auf die Erde.
"Du Arsch! Wie kannst du das meinem Eis antun? Das war Kinderschokolade!", maule ich Taehyung an und haue ihm auf die Schulter.
"Ich hab dir gesagt, du sollst mich nicht anfassen! Wer nicht hören will, muss fühlen!", knurrt er mich an.
"Penner! Dann kauf mir ein neues Eis oder gib mir deins!", rufe ich schmollend und will nach seinem Eis greifen, doch Taehoe schlägt meine Hand weg.
"Vergiss es! Du kriegst mein Eis nicht!", sagt er und ich verdrehe die Augen.
"Dann lass mich an etwas anderem lecken", lächle ich ihn dreckig an.
Taehyung weitet seine Augen und ist scheinbar etwas sprachlos. Das nutze ich direkt aus und komme ihm etwas näher. Er scheint wohl darüber nachzudenken, wie er mich gegen eine Wand klatschen kann und bemerkt nicht, wie nahe ich ihm jetzt bin. Ich grinse bei der Erkenntnis und stelle fest, dass sein Eis anfängt zu schmelzen und ihm über die Hand läuft. Es schleicht sich eine Idee in meinen Kopf, die Taehyung in weniger als einer Minute von hier wegrennen lässt. Ich umfasse seine Hand mit meiner und halte sie fest.
Er sieht mich verwirrt an und will seine Hand wegziehen, aber ich verstärke den Griff um seine Hand und ziehe sie zu meinem Mund, bevor ich die Eiscreme, die an seiner Hand runter läuft, ablecke und anschließend das Eis abschlecke. Taehyung schaut mich einfach nur mit aufgerissen Augen an und lässt das Eis schlagartig los, sodass auch dieses auf die Erde trifft. Ich lecke mir grinsend über mein Lippenpiercing und sehe in Taehyungs Augen, jedoch bereue ich es in der nächsten Sekunde, da er seine Finger schmerzhaft fest in meinen Oberarm bohrt und mich mit einem Todesblick anschaut.
"Treib es verdammt nochmal nicht so weit, Jungkook", zischt er mich an und der mir bekannte aggressive Gesichtsausdruck ist wieder da.
Ich ignoriere die Schmerzen an meinen Oberarm und lache herzhaft auf, was ihn noch mehr provoziert und seinen Griff nochmal verstärken lässt. Das tut echt weh, aber ich gönne ihm diese Genugtuung nicht. Ich kenne schlimmere Schmerzen als das.
"Wir wissen beide, dass es dir gefallen hat. Ich sehe es dir doch an, dass du mich attraktiv findest, sonst hättest du mich nicht in deinem Bett schlafen oder meinen Namen auf deinen Hals tätowieren lassen", erwidere ich lachend.
"Projiziere deine Träume nicht in die Realität, Kleiner. Ich habe kein Interesse daran, eine Beziehung mit dir zu führen oder mit dir zu schlafen. Ich habe besseres zu tun, als mich von dir belästigen zu lassen", knurrt er mich an und wartet nicht mal auf meine Antwort, als er plötzlich aufsteht und geht.
"Du hast nicht verleugnet, dass du mich attraktiv findest! Wir werden ja sehen, ob du dich wirklich nicht auf mich einlässt", rufe ich ihm lachend hinter her.
"Fresse, Jungkook!", brüllt er zurück und dreht sich kein einziges Mal um.
Mein Lächeln fällt augenblicklich, als ich ihn nicht mehr sehe. Deprimiert lasse ich meinen Kopf hängen und schaue direkt auf meine rechte Hand, die ich umdrehe, damit ich die scheiß Buchstaben nicht sehen muss. Ich wusste doch selbst, dass seine Freundlichkeit nur gespielt war. Wieso bin ich überhaupt so traurig? Naja, es wird auch mal Zeit mich bei Jin Hyung wieder blicken zu lassen. Vielleicht kann er mir ein neues Handy geben, weil Taehyung hat meins ja geklaut. Darauf wird er nichts finden, weil ich mir da nichts eingespeichert habe und nur von meinen Brüdern angerufen wurde.
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Revenge | Taekook
FanfictionTaehyungs Eltern starben als er dreizehn Jahre alt war. Er hat dem Mörder seiner Eltern jahrelang ins Gesicht gelächelt und schwor sich am Todestag seiner Eltern, Rache an ihm zu nehmen. Dies stellte sich als schwierig heraus, da der Mörder spurlos...