Kapitel 88

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Taehyungs Sicht:

Schwer atmend schaue ich Jungkook hinterher, der von seinem Bruder zum Auto gezerrt wird und seinen Blick keine Sekunde von mir abwendet. Als würde ich wieder zu Sinnen kommen, blinzle ich mehrere Male und schüttle den Kopf. Mein Herz verkrampft auf Knopfdruck, als ich die Enttäuschung, Wut und Trauer in seinen Augen sehe. Aus seiner Nase läuft Blut und ich schaue auf meine Fäuste, die vor wenigen Sekunden auf ihn eingeschlagen haben. Scheiße, was habe ich getan? Sein Kopf ist auch noch auf dem Boden geknallt, als ich ihn zu Boden gerissen habe. Wieso zur Hölle hat er so einen Scheiß von sich gegeben, um mich zu provozieren? Mein Vater hätte meiner Mutter niemals etwas antun können. Er hat sie geliebt. Warum erzählt mir solche Lügen? Wollte er mich genauso fühlen lassen wie ich ihn? Ich bohre meine Fingernägel in meine Handinnenflächen und beiße mir auf die Lippen. Meine Beine fühlen sich taub an, obwohl ich zu Jungkook rennen und ihm erklären möchte, dass ich das alles nicht wollte. Verdammt, ich hätte mich einmal nicht von meiner Wut leiten lassen sollen.

"JUNGKOOK!", schreie ich nach ihm, jedoch fahren sie im selben Moment weg.

Schockiert reiße ich die Augen auf und weiß, was das verdammt nochmal bedeutet. Ich werde Jungkook niemals wiederfinden, wenn er mich nicht für seine Rache aufsucht.

"Was zur Hölle sollte die Scheiße?! Es ist schon schlimm genug, dass du seinen Bruder umgebracht hast. Aber dass du auch noch auf ihn einschlägst und zu Boden reißt, obwohl er Gehirnerkrankung hat, ist unter aller Sau, du dummes Arschloch!", knurrt mich Yoongi an, der plötzlich vor mir steht und an den Schultern zu Boden schubst.

Ich knalle mit meinem Hinterkopf auf die Erde und spüre wie ein Schmerz meinen Kopf durchfährt. Wenn das schon weh tut, wie fühlt es sich wohl für Jungkook an? Tränen bilden sich in meinen Augen und mein ganzer Körper wird eiskalt und beginnt zu zittern. Ich habe einen riesigen Fehler begangen, den ich niemals wieder gut machen kann. Wie zum Teufel soll ich ihn finden, wenn ich bei seinem ersten Verschwinden ihn in drei Wochen nicht alleine gefunden habe?

"Merkst du erst jetzt, dass du Scheiße gebaut hast, oder was? Ich sagte dir von Anfang an, dass du ihm direkt sagen sollst, was passiert ist! Sieh dir nur an, was du durch dein Verheimlichen angerichtet hast! Er denkt, dass du mit ihm gespielt hast und ihn kein bisschen liebst! GUCK DICH DOCH MAL AN! DU LIEGST IM DRECK UND HEULST, WEIL DU EIN DUMMER MENSCH BIST UND DIE EINZIGE PERSON, DIE DICH VOM GANZEN HERZEN LIEBT UND FÜR DICH STERBEN WÜRDE, VERLOREN HAST! DU WARST GLÜCKLICH MIT IHM! Wieso konntest du dich verdammt nochmal nicht beherrschen?!", schreit Yoongi mich weiter an und will auf mich losgehen, aber Hoseok schmeißt sich rechtzeitig auf ihn und fällt mit ihm auf den Boden.

"Es reicht! Ihm ist schon bewusst, was er getan hat! Du musst es nicht noch schlimmer machen", ruft Hoseok wütend und hält Yoongi zu Boden.

Verzweifelt fahre ich mir mit beiden Händen in die Haare und ziehe an ihnen, während mir haufenweise Tränen aus den Augenwinkeln fließen. Ich bin der dümmste Mensch der Welt. Ich wollte ihnen doch nichts antun. Diese blöde Fotze Myunghee hat mich dazu getrieben. Wieso werde ich dann als Einziger bestraft? Was eine Hure! Sie hat sich jahrelang nicht bei ihrem Sohn blicken lassen und denkt dann, dass er ihr verzeihen würde, wenn sie eine seiner Stiefmütter umbringt?!

"Ich muss sie finden… Sie ist daran schuld, dass ich das tun musste! ICH WOLLTE IHN DOCH NUR VOR SEINEM VATER BESCHÜTZEN! ICH LIEBE IHN SO SEHR, DASS ES SCHON WEH TUT! WIESO DARF SIE SO EINFACH DAVON KOMMEN UND ICH VERLIERE ALLES?!", kreische ich los und bohre meine Finger in meine Wangen, um fest über diese zu kratzen.

Hektisch schnappe ich nach Luft und setze mich auf, während mein ganzes Gesicht wie die Hölle brennt. Ich presse die Hände auf meine Augen und schluchze wie ein kleines Kind auf. Mein ganzer Körper schmerzt und zum ersten Mal in meinem Leben spüre ich Reue. Es zerfrisst mich von Innen nach Außen. Yoongi und Hoseok wissen gar nicht, was das alles wirklich bedeutet. Jungkook wird durchdrehen. Komplett den Verstand verlieren. Ich weiß nicht, was er genau anrichten wird, aber sein inneres Monster wurde freigelassen. Sein Blick sprach Bände. Als hätte er im Stillen versprochen, dass er uns allen das Leben zur Hölle macht.

"Hey, Taehyung. Krieg dich gefälligst wieder ein! Du rappelst dich jetzt auf, gehst dich umziehen und kämpfst um seine Vergebung, kapiert? Wir müssen ihn so schnell wie möglich verfolgen, sonst kann das Wochen dauern bis wir ihn finden", packt mich Hoseok plötzlich an den Schultern und sieht mich ernst an.

"Denkst du wirklich, dass wir überhaupt eine Chance haben, ihn heute noch zu finden? Er bleibt ganz sicher nicht an einem Ort, wenn er zurück zu seiner Familie muss. Ich habe ihm eine Möglichkeit gegeben, sich von ihnen abzuschotten. Sie werden ihn wieder fertig machen und in den Wahnsinn treiben. So wie ich ihn kenne, holt er sich nicht mal seine Tabletten aus der Apotheke und kämpft ständig mit seinen Kopfschmerzen und Lachanfällen. Das wäre alles nie passiert, wenn wir Yunai und Sungjin nicht im Park getroffen hätten. Meine Fresse, er wird verrückt werden und das ist alles nur meine Schuld", erwidere ich hoffnungslos.

"Also willst du hier sitzen und heulen?", fragt er mich und wird eindeutig sauer.

"Nein, ich werde mich natürlich auf die Suche machen, obwohl es aussichtslos ist. Gib mir ein wenig Zeit, um runterzufahren", antworte ich und schließe erschöpft die Augen.

Ich werde alles dafür tun, um ihn wieder zurückzuholen.

Revenge | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt