Kapitel 14

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Unauffällig versuche ich meine Hände aus den Handschellen zu befreien, während ich Taehyung im Auge behalte, der schweigend am Steuer sitzt und mich seit fünfzehn Minuten ignoriert. Ich muss gestehen, dass er echt zum Anbeißen aussieht, wenn er diesen ernsten Gesichtsausdruck drauf hat und mit einer Hand am Lenkrad fährt. Die Adern an seinen Unterarm und an seiner Hand stechen dabei heraus und verbessern dieses Bild noch mehr. 

Wohin fährt er überhaupt? Wir sind gerade auf einer Landstraße und es befindet sich weit und breit nichts als Kornfelder. Der will mich doch nicht umbringen und mich in diesen Feldern verstecken oder? Neiiin, bestimmt nicht. Hoffe ich mal.. Wie gesagt, ich will noch nicht sterben. Auch wenn es wundervoll wäre, wenn das Letzte, was ich vor meinem Tod sehe, Taehyung wäre. Bei dem Gedanken muss ich los kichern und würde eigentlich mein Gesicht verdecken, aber die Handschellen hindern mich daran. 

"Schön, dass du noch Lachen kannst", sagt Taehyung plötzlich todernst und wirft mir einen kurzen Seitenblick zu. 

Also langsam beunruhigt es mich, dass er so ruhig und ernst ist. Mir ist es lieber, wenn er mich wie der größte Psycho angrinst. Anscheinend ist er doch wütender, als ich dachte und so leicht komme ich wohl auch nicht davon. Das ist alles Jimins Schuld. Er hat mich gezwungen, dass Handy zu klauen und jetzt muss ich seine Fehlentscheidung ausbaden. 

"Ich finde das auch schön, aber könntest du mir mal verraten, wo du hin willst?", erwidere ich unbeschwert und ignoriere sein komisches Verhalten. 

"Das wirst du gleich erfahren", meint er und biegt daraufhin in eine Seitenstraße ein, sodass wir nun zwischen den großen Feldern fahren. 

Ruckartig legt er eine Vollbremsung hin, sodass ich mit dem Oberkörper volle Kanne auf das Armaturenbrett knalle. Ich stöhne vor Schmerzen auf und weiß ganz genau, dass er das extra gemacht hat, weil sich ein kleines Schmunzeln auf seinem Gesicht bildet. Ächzend setze ich mich wieder auf und schaue ihm dabei zu, wie er aus dem Auto steigt und dann zu mir auf die Beifahrerseite kommt. Er öffnet die Tür und packt mich an meinem Arm, um mich dann nicht sehr sanft aus dem Auto zu zerren. Beinahe falle ich ins Feld, jedoch hält mich Taehyung noch rechtzeitig fest. 

"Was zum Geier machen wir hier? Du setzt mich hier doch nicht aus oder?", frage ich ihn verwirrt.

Natürlich antwortet er nicht auf meine Frage, sondern zieht mich mitten ins Kornfeld. Die Pflanzen kratzen an meinen Knöcheln und meinen entblößten Armen, da ich nur ein schwarzes T-Shirt trage. Wenn ich danach rote Striemen am Körper habe, dann kann Taehyung was erleben. Als wir ungefähr in der Mitte des Feldes stehen, dreht er mich mit dem Rücken zu ihm und öffnet still die Handschellen. Erleichtert seufze ich auf und massiere mir die Handgelenke, da er sie echt eng geschnallt hat. Für einen kurzen Moment bin ich erleichtert, aber ich spanne meinen ganzen Körper an, als ich seine Pistole an meinem Hinterkopf spüre. 

"Da du unser kleines Spielchen angefangen hast und deinen Spaß hattest, darf ich nun auch meinen haben. Also dreh dich brav in meine Richtung und zieh deine Klamotten bis auf deine Unterwäsche aus", gibt er amüsiert von sich. 

Äh, wie bitte? Habe ich da gerade richtig verstanden? Ich soll mich vor ihm ausziehen? Ungläubig drehe ich mich zu ihm um und sehe nur sein breites Grinsen. 

"Wow, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Wir hatten nicht mal unseren ersten Kuss, aber wenn du diesen Schritt überspringen willst, dann bin ich gerne dabei. Ich habe es zwar noch nie in einem Kornfeld getan, aber es gibt immer das erste Mal", erwidere ich und zucke mit den Schultern, bevor ich meine Hosenstall öffne. 

Taehyung bricht in Gelächter aus und schüttelt heftig mit dem Kopf. Oh, Mann. Ich habe schon geahnt, dass er nicht darauf hinaus wollte. Er hält mir plötzlich die Pistole gegen die Brust und hört wie auf Knopfdruck auf zu lachen. Ich hasse dich, Jimin. Der kriegt sowas von eine Schelle, wenn ich Zuhause bin. 

"Auf was wartest du? Entweder du ziehst dich innerhalb einer Minute aus oder ich schieße dir für jede Minute, die du vergeudest, in ein Körperteil von dir", droht er mir und entsichert seine Waffe, die er in mein Gesicht hält. 

Seine Augen verraten mir, dass er bei der Drohung keinen Spaß macht und zu hundert Prozent irgendein Körperteil von mir mit einer Kugel durchbohrt, wenn ich nicht das tue, was er verlangt. Ich habe nicht wirklich Lust darauf, die doppelte Anzahl an Löchern in meinem Körper zu haben. Darum ziehe ich mir schweigend mein T-Shirt über den Kopf und drücke es Taehyung genervt in die Hand. Er mustert meinen Oberkörper und nickt beeindruckt, als er die Muskeln sieht, die ich unter meinem Oberteil versteckt habe. Ihm gefällt wohl, was er sieht. Danach ziehe ich meine Hose aus und stelle mich etwas umständlich an, da ich meine Schuhe nicht ausziehen will. Als ich es nach gefühlten Stunden geschafft habe, reiche Taehyung meine Hose und verschränke meine Arme vor der Brust. 

"Und was jetzt?", möchte ich wissen und verziehe das Gesicht, als die Pflanzen an meiner Haut kratzen. 

Es fühlt sich absolut widerlich an, halbnackt in einem scheiß Feld zu stehen. Er schmeißt meine Klamotten über seine Schulter und sieht mich zufrieden an. 

"Jetzt darfst du rennen", sagt er und schubst mich ohne zu zögern direkt ins Kornfeld. 

Ich falle auf den Hintern und werde unter dem Getreide begraben, während er los sprintet. Meine ganze Haut beginnt zu jucken und ich stehe so schnell wie möglich wieder auf, um diesem Arsch nach zu rennen. Wehe, der setzt mich halbnackt hier aus! Ich weiß nicht mal, wo ich bin! Taehyung reißt seine Autotür auf und steigt ein. Das ist doch nicht sein Ernst! 

"Taehyung, wenn du jetzt wegfährst, dann breche ich heute Nacht in dein verdammtes Haus ein und missbrauche dich im Schlaf!", brülle ich ihn an und schlage gegen seine Fensterscheibe, als ich bei seinem Auto ankomme. 

"Ich werde sehnsüchtig auf dich warten", ruft er lachend und fährt gnadenlos weg. 

Sprachlos schaue ich dem Auto hinter her und kann nicht fassen, dass er mich so verarscht hat. Wieso musste er mir auch noch die Klamotten mitnehmen, wenn er mich schon auf dem Land aussetzt? Ich schäme mich zwar nicht für meinen Körper, aber es ist übelst peinlich halbnackt durch die Straßen zu laufen. Wenn ich wieder zurück in die Stadt finde, dann bringe ich erstmal Jimin um. Wegen ihm hat mir mein Traumprinz sowas angetan. Seufzend laufe ich dann den Feldweg entlang und kann Taehyungs Jeep von weitem sehen. Arschloch.

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Ich finde diese Vorstellung irgendwie übelst witzig. 

Revenge | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt