12. Kapitel

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1 Woche später:

Ich war schon sechs Tage in Spanien. Aktuell hielt ich mich in Málaga auf, aber ich wollte in den nächsten Tagen weiter nach Sevilla und dann mal schauen. Ich wusste noch nicht genau wo ich mich in Spanien niederlassen wollte oder ob Spanien nicht nur ein Zwischenstopp war. Ich wusste nur das ich nicht nach Deutschland zurück konnte .

Nachdem ich meine Entscheidung getroffen hatte, war ich direkt am nächsten Tag abgereist. Ich wusste erst gar nicht wohin, doch dann hatte ich einen günstigen Flug von Berlin nach Madrid gesehen und den spontan gebucht. Wincent hatte ich eine WhatsApp geschickt, aber erst von Spanien aus, denn ich hatte Angst dass ich nicht gehen würde, wenn er mich bitten würde zu bleiben. Ich hatte ihm geschrieben das er mir Leid tat das ich abgereist war ohne mich zu verabschieden, aber ich hatte festgestellt, dass ich nicht in Deutschland bleiben kann und deshalb erstmal nach Spanien gereist bin. Wincent war sehr überrascht gewesen, besonders das ich mich so plötzlich entschieden hatte das Land zu verlassen. Er fand es schade, aber er bestärkte mich das ich auf mein Gefühl hören sollte und meinte, dass sein Gästezimmer immer für mich bereit stehen würde, egal wie lange ich nach Hause kommen wollte. Ich konnte ihm zwar nicht sagen das Berlin für mich nicht Zuhause war, aber ich war froh das Wincent mir die Möglichkeit anbot ihn jederzeit zu besuchen, das würde ich sicher machen.

Ich saß auf der Terrasse eines Cafés und genoss die Sonne, es hatte angenehme 16 Grad. ˋIn Neuseeland würd ich heute wahrscheinlich am Strand liegen und die letzten Sommertage genießen, während ich mir in Deutschland den A* abfrieren würde bei -5 Grad’ ich musste schmunzeln, irgendwie war es schon eigenartig wie unterschiedlich es zur selben Zeit an den verschiedenen Orten war.
Das klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken, ich hatte eine Nachricht von meiner Mutter erhalten. Nachdem ich abgereist war, hatte ich ihr geschrieben dass ich nun in Spanien sei. Es kam keine Rückmeldung, bis heute. In der Nachricht stand nur ein Satz: “Wovor läufst du weg Leila?” ‚Das war alles was sie zu sagen hatte?‘, dachte ich. Wütend tippte ich: “Vor dir!” Doch bevor ich auf senden drückte hielt ich nochmal inne, war es wirklich so dass ich vor meiner Mutter weg lief? Ich schüttelte den Kopf, nein jedenfalls nicht mehr. Ich löschte die Nachricht und schrieb: “Ich lauf vor nichts weg, ich will nur nicht in Deutschland bleiben, ich fühl mich dort nicht mehr wohl!” “belüg dich doch nicht selbst!”, kam einen Augenblick später zurück. Ich antwortete nicht, sondern packte nur mein Handy weg. ‘Was erlaubte sie sich, sie kannte mich gar nicht mehr und dann besaß sie doch wirklich die Frechheit mir zu sagen was meine Beweggründe waren das ich nach Spanien gereist war!’ Ich war mittlerweile stink wütend und damit hatte sie mir den ganzen schönen Nachmittag versaut. Da ich nun zu aufgewühlt war um noch länger in der Sonne zu sitzen, bezahlte ich meinen Kaffee und ging durch die Stadt. Ich hatte das Bedürfnis Wincent anzurufen und mit ihm über meine Mutter zu sprechen, aber ich wusste das er gerade im Studio war um an neue Songs zu arbeiten , dort wollte ich ihn nicht stören. Als hätte er wieder einmal meine Gedanken gelesen, rief er mich eine halbe Stunde später selber an. “Hallo Leila! Wie geht’s dir?”, fragte er gut gelaunt. “Hey Wiwi! Mir geht’s gut, aber bei dem tollen Wetter hier auch kein Wunder! Wie geht’s dir? Wie kommt ihr mit die Songs voran?”, versuchte ich mit guter Laune zu sagen, doch Winc ließ sich nicht täuschen. “Läuft gut! Jetzt aber Ernsthaft, was ist bei dir los?”, fragte er mit Nachdruck und ich wusste das er nicht locker lassen würde. Ich war immer wieder erstaunt, wie gut wir uns noch kannten, obwohl wir uns so lange nicht gesehen hatten. “Ach ich ärgere mich nur mal wieder über meine Mutter!”, winkte ich genervt ab, doch die Antwort ließ er nicht gelten, also erzählte ich ihm was sie geschrieben hatte. “Wincent, bist du noch da?”, fragte ich irgendwann skeptisch, da seinerseits keine Reaktion kam. “Ja! Leila bitte sei mit nicht böse, du weißt das ich immer ehrlich zu dir sein will!”, fing er vorsichtig an. Ich sagte nichts. “Vielleicht hat deine Mutter recht und du läufst vor etwas oder jemanden davon!”, sagte er so leise das ich Mühe hatte ihn zu verstehen. “Nein Wincent, ich fühl mich nur in Deutschland nicht wohl!”, sagte ich entschieden und wurde wieder sauer, warum stimmte er ihr zu, er sollte mich doch eigentlich besser kennen. “Ich will mich nicht mit dir streiten, denk einfach darüber nach!”, sagte er ganz ruhig und ich wurde auch gleich wieder ruhiger. “Bist du den noch in Málaga?", fragte er kurz darauf um das Thema zu wechseln. "Ja aktuell schon noch, aber ich werde die nächsten Tage weiterfahren nach Sevilla!". Wir redeten noch ein bisschen über Wincents neue Songs und dann musste er auch schon wieder auflegen.  Ich ging noch ein bisschen durch die Stadt und dann Abendessen, bevor ich mich ziemlich bald in mein kleines Pensionszimmer verzog und schlafen ging.
Als ich vor ein paar Jahre alleine durch Südamerika gereist war, war ich Abends oft ausgegangen und hatte neue Leute in Bars kennen gelernt, mit einigen hatte ich dann die Tage darauf einen Ausflug gemacht. Doch aktuell hatte ich keine Lust mich alleine in die Bar zu setzten.

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Nach drei Wochen in Spanien, hatte sich an meiner Stimmung nicht viel geändert, deshalb entschied ich das ich mich hier auch nicht wohl fühlte. Es war kein unbeschwertes Reisen, ich fühlte mich einsam, ich vermisste es mit jemanden am Abend auf der Couch zu sitzen und über den Tag zu sprechen und die Worte von Wincent und meiner Mutter gingen mir nicht mehr aus dem Kopf - wovor lief ich weg? Lief ich überhaupt vor etwas davon?

Oft lag ich Nachts wach und dachte nach und wenn ich doch mal in den Schlaf fand träumte ich von Nico. Sobald ich jedoch wach war, versuchte ich jeden Gedanken an ihn zu verdrängen.

Nach längerem nachdenken, kam ich zu dem Entschluss, dass Spanien einfach nicht weit genug weg war von Deutschland. Es würde mir sich besser gehen, wenn mehr Kilometer dazwischen liegen würden. Also entschied ich mich Spanien zu verlassen und wo anders mein Glück zu versuchen.

Mein Ziel stand auch relativ schnell fest – ich wollte nach Südafrika.

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