13. Kapitel

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Also plante ich meine Weiterreise nach Südafrika und schaute nach günstigen Flügen. Ich würde dort bald einen Job brauchen, denn meine Geldreserven waren nicht mehr sehr groß.
Beim Flug wurde ich schnell fündig, in fünf Tagen würde von Madrid nach Johannesburg ein Flieger gehen und der Preis war wirklich ok. Also buchte ich das Ticket und organisierte dann den Rest.
Wincent erzählte ich noch nichts davon, das wollte ich erst machen wenn ich schon am Weg war. 

Nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, fühlte ich mich gleich viel besser. Ich war überzeugt davon, dass es mir dort gut gefallen würde und ich diese negativen Gedanken der letzten Tage wieder los werden würde.
Gut gelaunt genoss ich die letzten drei Tage in Barcelona. Am letzten Abend besuchte ich noch eine sehr gute Tapasbar in meiner Nähe - es war eine kleine Tapasbar, die Stühle und Tische waren wild zusammengewürfelte Terrassenmöbel, nicht überbequem, aber das Essen war einfach fantastisch und der selbstgemachte Sangria noch viel besser. Ich war so gut gelaunt, dass ich mich an die Bar setzte und hoffte das sich jemand neben mich setzen würde und es dauerte auch nicht lange, da bekam ich eine Gesprächspartnerin aus England. Wir unterhielten uns wirklich gut und tranken ziemlich viel Sangria, bis uns die Herren von der Tapasbar mehr oder weniger "rausschmissen". Draußen verabschiedeten wir uns noch voneinander und wünschten uns alles Gute für die Weiterreise, dann fiel ich glücklich und fix und fertig in mein Bett. Es war ein toller letzter Abend in Barcelona.

Am nächsten Tag ging es mit dem Zug nach Madrid und von dort einen Tag später nach Johannesburg. Ich genoss es sehr wieder im Flugzeug zu sitzen, auch wenn mir während des Fluges klar wurde, das ein spontaner Besuch bei Wincent nun viel schwieriger war. Doch ich war froh Europa wieder hinter mir zu lassen.

Da ich mitten in der Nacht in Johannesburg landete, entschied ich mich Wincent erst am nächsten Morgen anzurufen und ging zu meinem gebuchten Apartment.
Als ich etwas schlaf nachgeholt hatte, rief ich endlich Wincent an.
"Hey Leila!", begrüßte er mich fröhlich. "Hey Wiwi! Rate mal wo ich jetzt bin?", sagte ich und musste dabei grinsen. Kurz war es still. "Keine Ahnung!" "Ich bin in Johannesburg!", sagte ich ziemlich überdreht. "Was in Südafrika?", kam es vom hörbar geschocktem Wincent. "Ja in Südafrika! Ich hab mich in Spanien nicht wohl gefühlt, deshalb dachte ich, ich probiere mal Südafrika! Ich weiß ist ziemlich weit weg von Deutschland, aber ich denke das es mir hier gefallen könnte!", fing ich gleich an zu erklären. Plötzlich war ich gar nicht mehr so überdreht, denn die geschockte Stimme von Wincent gab mir einen ziemlichen Dämpfer. Sie klang nicht nur überrascht, sondern fast Vorwurfsvoll. "Wow, ich bin gerade etwas überfordert! Damit hab ich nicht gerechnet!", stammelte er. "Ja ich weiß, ich bin auch noch nicht so richtig angekommen! Bin auch gerade erst vor sieben Stunden gelandet - deshalb werde ich jetzt gleich mal eine Runde die Gegend erkunden!" "Eh ja mach das, ich bin gerade mit Kevin im Studio und muss eh auch weitermachen! Schick mir ein paar Fotos!", sagte er mit einer ziemlich eigenartigen Stimme. "Ja mach ich!", sagte ich nur darauf und legte wieder auf. Ich konnte seine Stimme gar nicht zuordnen, aber ok ich hatte ihn damit auch ziemlich überrumpelt. Südafrika war schon nochmal eine ganze Ecke weiter als Spanien.

Schnell schob ich alle Gedanken beiseite und ging auf Erkundungstour. Es war traumhaft und so schön warm. Ich schlenderte den ganzen Tag durch die Stadt und wie versprochen schickte ich ein paar Fotos an Wincent.
Auch die nächsten zwei Tage erkundete ich Johannesburg und entschied dann aber weiterzuziehen.
Eigentlich wollte ich nach Kapstadt, da der Weg aber doch ziemlich weit war, machte ich  Zwischenstopps und sah mir so ein bisschen mehr vom Land an.
Fünf Tage später kam ich in Kapstadt an, mittlerweile war der 3. März und mein Abflug von Deutschland lag über einen Monat zurück. Da mir das Reisen in Südafrika aber wieder mehr Spaß machte als in Spanien, dachte ich kaum daran.
Südafrika war ein wunderschönes Land und  es gab viel zu Entdecken und jeden Tag war ich mir sicherer, das ich hier irgendwo erstmal bleiben würde - ich wusste nur noch nicht genau wo.

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2 Tage später:

Ich saß auf meinem Hotelbett und konnte es nicht fassen. Ich starte auf den Test in meiner Hand, das konnte doch nicht wahr sein. Entsetzen, Verwirrung, Angst,... all diese Gefühle schlugen auf mich ein.
Der stimmt nicht - entschied ich nach ein paar Minuten und verließ nochmal das Hotel um mir neue Tests zu kaufen. Eine Stunde später saß ich mit vier Tests, die ich alle vor mich gelegt hatte, auf dem Bett und fing an zu heulen. Es waren vier eindeutig positive Tests: Ich war schwanger. Meine Welt brach zusammen.

Eigentlich war der Kauf des Testes ein Impulskauf, mir war die letzten Tage oft schlecht gewesen und obwohl ich es auf das ungewohnte essen geschoben hatte, hab ich beim letzten Einkauf zum Schwangerschafstest gegriffen. Ich wollte es eigentlich nur 100% ausschließen- doch genau das Gegenteil war eingetreten. Statt das sie mir anzeigten das ich mir keine Sorgen machen muss, waren sie positiv. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und schon gar nicht ruhig sitzen. Also stand ich auf und verließ das Zimmer um eine Runde durch die Stadt zu laufen.
"Wie konnte das passieren?", fragte ich mich als ich durch die Straßen lief. Ich dachte über alles und nichts nach, so viele Gedanken prasselten auf mich ein. Als ich nach einer Ewigkeiten wieder im Hotel ankam, wusste ich nur eines sicher - ich musste dringend zum Arzt um mir eine Bestätigung zu holen und zu erfragen, wie weit ich eigentlich war, denn ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal meine Regel hatte. Ohne zu wissen wie weit ich war, kamen zwei Herren als Väter in Frage und eigentlich wollte ich bei beiden nicht das sie es sind.
Erschöpft lies ich mich in mein Bett sinken, doch ich brauchte ewig, um einzuschlafen.

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