14. Kapitel

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Als ich am nächsten Tag aufwachte, dachte ich als erstes an das Baby. Ich brauchte dringend Klarheit, also suchte ich online nach einer Frauenarztpraxis und nur zwei Stunden später saß ich im Warteraum von Frau Dr. Kurk - einer deutschen Gynäkologin. Ich war ziemlich aufgeregt, aber auch sehr froh, dass ich ihr alles auf deutsch erklären konnte. Nachdem ich hinein gerufen wurde, erklärte ich ihr das ich gestern vier mal positiv getestet hatte und gar keine Ahnung hatte, wie weit ich sein könnte. Sie lächelte mich freundlich an und bat mich auf den Untersuchungsstuhl um einen Ultraschall zu machen. Zuerst versuchte sie es über den Bauch, aber da konnte man noch nicht viel erkennen - sie konnte jedoch erkennen, das die Tests wohl richtig lagen. Beim Vaginalultraschall erkannte man deutlich mehr und mein Herz blieb kurz stehen. Man sah deutlich den Kopf und auch den Rumpf, Arme und Beine konnte man nur im  Ansatz erahnen und sie erklärte mir das der Zwerg uns aktuell den Rücken zudrehte.
Dann deutete sie auf einen kleinen pulsierenden Fleck auf dem Bildschirm. "Da schlägt das Herz ihres Babys!". Ich sah sie kurz erstaunt an und dann überkam mich ein Gefühl das ich kaum in Worte fassen kann, ich glaub man kann sagen es war pures Glück das durch meinen Körper rauschte. Ich war so überwältigt - ich trug ein Kind in mir - mein Kind.
Obwohl es absolut nicht geplant war und ich ne heiden Angst vor der Veränderung hatte, wusste ich, das egal was passieren würde, ich diesen kleinen Zwerg bedingungslos lieben würde.
Sie druckte mir ein Ultraschallbild aus, während ich mich wieder anzog und wir setzten uns an den Tisch.
"Also laut den Werten sind Sie jetzt bei 8+1, also in der 9 Schwangerschaftswoche und es sieht soweit alles gut aus!", erklärte sie mir. Sofort begann mein Hirn zu rechnen.
"Vor 8 Wochen hatte ich aber definitv keinen Sex!", sagte ich verwirrt, ich stand total am Schlauch. Sie lächelte mich an. "Oh nein, der Tag der Empfängnis liegt ca. 2 Wochen später. Man rechnet vom ersten Tag der letzten Regel weg und der Eisprung erfolgt dann ca. 10 - 14 Tage später!", erklärte sie mir sehr freundlich. "Oh Gott!", antwortete ich nur entsetzt und schlug mir die Hand auf den Mund, es kam  also nur einer in Frage. "Nico!", flüsterte ich und die Ärztin sah mich fragend an. "Wie bitte?". "Oh nichts!", sagte ich und versuchte zu lächeln. Sie fragte mich noch ob ich hier leben würde und ob wir einen nächsten Termin vereinbaren sollten, doch da ich noch nicht wusste wie es weiter gehen würde, vereinbarten wir das ich mich melden würde, sollte ich einen nächsten Termin benötigen.

Verwirrt und doch immer noch total fasziniert vom Ultraschall verlies ich die Praxis. Ich brauchte jetzt dringend einen Plan wie es weiter gehen sollte - denn ich war nun nicht mehr nur für mich selbst verantwortlich.

Es war der 9. März: heute würde ich zurück nach Deutschland fliegen.

Nachdem ich beim Arzt gewesen war, hatte ich ziemlich schnell entschieden das ich nicht in Südafrika bleiben konnte. Ich musste zurück nach Deutschland, denn da hatte ich wenigstens meine Mutter die mir helfen konnte und ich war abgesichert. In Südafrika wäre ich auf mich allein gestellt, ohne Job, ohne Geld und bald auch ohne Krankenversicherung, den meine lief demnächst aus.
Zusätzlich hatte ich in den Nachrichten von einer Epidemie gehört, die sich gerade weltweit auszubreiten schien. Es ging wohl von China aus, ein neuartiger Virus der auf die Lunge ging.
 Also suchte ich schweren Herzens einen Flug von Kapstadt nach Deutschland, schnell wurde ich fündig. Morgens um 7 Uhr ging der Flug von Kapstadt nach München und wir würden noch am selben Tag um halb 7 landen. Wincent hatte sich bereit erklärt mich abzuholen und ich konnte zumindest die ersten Nächte bei ihm in der WG schlafen.

Ich wartete am Gate auf den Einstieg, als eine Gruppe an mir vorbei lief. Erst beachtete ich sie nicht, aber die Stimmen ließen mich aufschrecken. Das war jetzt nicht wahr oder? Ich war so weit weg von Deutschland und dann lief er mir gerade hier über den Weg?

 Alles in mir zog sich zusammen und ich hoffte nur, dass er mich nicht sehen würde, was er anscheinend auch erstmal nicht tat. Da er mit dem Rücken zu mir saß, sah ich mir die Gruppe genauer an und erkannte zwei weitere Gesichter. Der eine hieß glaub ich Max und neben ihm saß Lea oder so ähnlich - sie waren jedenfalls auch auf Wincents Geburtstag. Da Nico aufstand, versteckte ich mich hinter meiner Zeitschrift und blieb da, bis die ersten Passagiere zum Einsteigen aufgerufen wurden -  ich war nicht dabei, aber die Gruppe um Nico bewegte sich und ich war froh, dass damit die Wahrscheinlichkeit dass er mich entdeckte geringer wurden. Das Flugzeug war nämlich eine Boeing 777 mit Ober - und Unterdeck und da sie am Anfang eingestiegen waren, saßen sie definitiv oben und ich hatte einen Platz im Unterdeck. So konnte ich mich wieder entspannen und die fast zwölf Stunden Flugzeit unbeschwert verbringen.
Mir war klar das ich irgendwann mit ihm sprechen musste und ihm auch erzählen sollte, dass ich ein Kind von ihm erwartete, aber sicher nicht heute und sicher nicht bevor ich es nicht Wincent erzählt hatte. Außerdem war ich mir noch gar nicht sicher, ob ich es ihm wirklich sagen wollte.

Während des Fluges fiel mir ein, warum ich überhaupt auf Südafrika gekommen war und wie es sein konnte, das ich ausgerechnet hier auf Nico traf. Er hatte mir bei der Party erzählt, dass er für ein Filmprojekt nach Südafrika fliegen würde und anscheinend hatte sich mein Unterbewusstsein das gemerkt.

Naja war ja auch egal, im Flugzeug würde ich ihn nicht treffen und am Flughafen in München würd ich ihm auch aus den Weg gehen - das konnte ja nicht so schwer sein.

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