Kapitel 3

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Ich starrte einfach nur geradeaus,bewegte mich nicht mehr,zwinkerte nicht mehr ja sogar atmete ich nicht mehr. Ich war wie festgefroren, traute mich weder vor noch zurück zu gehen aus Angst, er würde mich bemerken. Dann setzte mein Herz aus, denn das hatte er schon. Seine katzen artigen Augen flackerten grün auf. Seine Nüstern flatterten als würde er meinen Angstschweiß riechen können, so wie man es von Hunden behauptete. Der Drache saß rücklings auf dem weichen Uferboden, seine Ohren zuckten um jedes fremde oder bedrohliche Geräusch aufzuschnappen. Sein langer Schwanz war um ihn gerollt und seine Vorderbeine endeten in großen ,bedrohlichen Pranken, die den weichen Boden einkerbten. Er hatte kräftige Schulterknochen die sich bewegten, wenn er sich wieder vorbeugte um mit der langen Zunge  eine Heidelbeere von den Büschen zu frimeln, die um einiges  kleiner als er selbst waren. Ich musste schmunzeln und riss mich direkt wieder zusammen. Der Drache schien meine Nähe zu spüren und rutschte aufgewühlt auf seinem Hinterteil hin und her. Ich betrachtete seine schwarzen, glatten Flügel die sich an seinen muskulösen Körper anschmiegten. Sie waren prachtvoll und vollendeten das Gesamtbild. Der Drache war atemberaubend und wunderschön, wodurch ich einen Moment die Gefahr vergaß in der ich mich befand. Dann erhob er sich und wirkte noch viel angsteinflößender als zu vor. Ich sog scharf die Luft ein, als er sich auf alle Viere fallen ließ. Er bewegte sich geradewegs auf mich zu , ich begann langsam rückwärts zu gehen und stolperte über eine Wurzel die hinter mir aus dem Boden ragte. Der Drache wandte ruckartig seinen Kopf und knurrte während er aufgebeumt immer näher kam. Ich krabbelte rückwärts und zog mein Schwert, welches nun schwer und kalt, wie ein Gewicht in meiner Hand lag. Dann stand ich auf richtete das Schwert auf den Drachen und begann am ganzen Körper zu zittern . Dieser drehte knurren den Kopf zur Seite um das Schwert besser betrachten zu können, mit dem ich ihn bedrohte. Urplötzlich löste ich mich aus meiner Starre, ging einen Schritt auf ihn zu und schrie den Drachen aus vollem Hals an. Seine Ohren zuckten und er ließ sich zurück auf die Vorderbeine sinken. Jetzt war er nur noch drei Köpfe größer als ich. Ich bereuhte was ich getan hatte, als der Drache seinen Kopf senkte und mir genau in die Augen schaute. Aus seiner Kehle drang ein tiefes, dumpfes grollen. Ich erwartete das schlimmste aber ich wusste ,dass ich keine Angst zeigen durfte und funkelte ihn mit meinen eisblauen Augen an. Dann sah ich wage eine Bewegung im Augenwinkel, es war sein Schwanz, der ausholte um eine Sekunde später mein Schwert aus meiner Umklammerung zu schleudern. Es landete klirrend an einem großen Findling, der ein paar Meter von uns entfernt stand. Für einen Moment hielten wir beide inne bis ich meine trockene Lippen für einen Spalt öffnete :"Los töte mich Drache! Ich bin machtlos.."schrie ich ihm entgegen. Es klang mehr

nach einem Befehl als nach einer Aufforderung aber der Drache reagierte nicht. Im Gegenteil, er wandte sich ab und entfernte sich ein Stück von mir um mit einer flachen Flamme eine Linie in das Nasse Moos zu brennen. Die glühende Linie verlief genau zwischen uns. Der bedrohliche Gesichtsausdruck , wich einem zufriedenen Funkeln in seinen Augen. Ein Blick genügte und ich erkannte dass sich mein Schwert noch auf der anderen Seite der Linie befand. Mein Herz raste, alles in mir schien "Lauf weg!" Zu schreien. Der Drache machte Anstalten zu verschwinden und meine Füße gehorchten mir nicht und ich lief in Richtung meines Schwertes , wobei ich die schwarze Linie überschritt. Augenblicklich hielt der Drache inne, das Geräusch das jetzt aus seinem Rachen kam war noch bedrohlicher als das was ich vorhin gehört hatte. Auch ich blieb stehen, ein Schrei zerriss die unangenehme Stille. Selbst die Vögel schienen zu schweigen. Ich bemerkte das der Schrei meinem Mund enfleucht war und schrie gleich nocheinmal:" Hilfeeee!" nichts tat sich. Meine Stimme war rau und brüchig geworden. Aus meinem Augenwinkel rann(?) eine Träne. Ich wusste nicht ob sie der Angst oder der Wut auf mich selbst galt. Warum war ich überhaupt erst hier hergekommen? Hätte ich doch lieber auf den Rat des Wächters gehört und wäre Zuhause geblieben oder zumindest vorsichtiger gewesen. Immer musste ich so neugierig sein, immer musste mir so eine Sch**** passieren.Der Drache knurrte immer noch aus vollem Hals und ich ging bedächtig zurück hinter die Linie. Darauf drehte er sich um, kam so nah es ging an die Linie gelaufen und setzte sich mit einem dumpfen Laut auf den steinigen Waldboden.Er reckte seinen Hals so weit er konnte, bis seine Nüstern nur noch Zentimeter von meiner Stirn entfernt waren. Mir stockte der Atem und ich versuchte so gut wie keine hektischen Bewegungen zu machen.Dann schloss ich die Augen und wartete. Nach gefühlten Stunden fand ich mich selbst, auf dem Waldboden  liegend wieder. Es war schon dunkel geworden und der Drache war fort.Ich rannte los um mein Schwert zu holen und zu verschwinden , als ich bemerkte , dass die äscherne Linie ebenfalls verschwunden war.Das war mir im Moment aber ziemlich egal. Dann rannte ich einfach drauflos.

DrachenmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt