Kapitel 60

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Ganz plötzlich löste ich mich von Andre , der mich nur undeutbar anstarrte. Seine Augen wanderten über mein Gesicht zu meinen Lippen und , dass war der Moment für mich um Aufzustehen und die ganze Sache nicht weiter zu vertiefen. Kurz war ich hin und her gerissen , doch mein Verstand siegte. So als wäre nichts zwischen uns passiert machte ich mich auf den Rückweg. Dabei würdigte ich Andre , der mittlerweile schweigend neben mir her lief , keines Blickes. An der Lichtung angekommen hatten sich alle schon wieder an ihre Plätze begeben und so setzte ich mich auch etwas missmutig neben Hanc. Er starrte mich kurz an , seine Augen verbargen alles. Ich verstand nicht wie jemand so lange eine Mauer um seine Person aufrecht erhalten konnte. Und es war gruselig. Dann starrte er ohne ein Wort gesagt zu haben zu Isabella. Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick und er funkelte zurück. Was war das bitte? "Nun gut" er räusperte sich. "Nach der kleinen Auseinandersetzung eben ist ja wohl klar , dass ich zuerst reden würde." Auseinandersetzung? Wir hatten wohl das wichtigste verpasst. Hanc wirkte irgendwie sauer. Als ich zu Isabella sah , war klar das sie die "Auseinandersetzung" gewonnen hatte , aber sie lächelte nicht einmal siegessicher. Sie starrte einfach nur genauso gefühlskalt wie Hanc auf den Boden. Was war hier los? "Als Junge wollte ich schon immer anders sein als die anderen , alle in meinem Alter gingen auf die Wächter Schule. Ich auch ,"sagte er zerknirscht. "Aber ich ging nur auf den Wunsch meines Vaters jeden Tag zur Ausbildung." Seine Augen spiegelten Hass , das erste Gefühl was ich ihn ihnen gelesen hatte. Sein Vater hatte ihn gezwungen dort hinzugehen."Ich wollte viel lieber in die Schule gehen , wie die Mädchen und die Schwachen , aber Vater sagte mir immer ich sei nicht schwach und trainirte mich. Und ich war es nicht ,ich gehörte zu den Besten Wächtern. Als mein Vater dann an Herzversagen starb , ließ ich die Wächter Karriere fallen. Doch ich war auch schon viel zu alt für die Schule. Durch meinen Austritt war ich sehr unbeliebt geworden , alle hielten mich für seelisch Krank. Ich wollte doch einfach nur anders sein. Um also nicht wirkliche in meiner Einsamkeit dumm zu werden , begann ich Bücher zu verschlingen. Ich hielt mich oft in der Bücherei oder im Wald auf. Baute eine Mauer zwischen mir und der Gesellschaft auf. Die Leute begannen hinter mir zu tuscheln , wenn ich mich überhaupt einmal tagsüber außerhalb meines Hauses blicken ließ." Hancs Blick hing während er erzählte trüb auf dem Boden. Und dann passierte das selbe wie bei dir ", er sah mich traurig an ," genau das selbe. Ich tat Dalgur nie etwas ,wir wurden Leib und Seele. Der einzige Unterschied war , das ich mich nicht verstecken wollte. Ich wollte mit ihm an die Öffentlichkeit, eine Wende hervorrufen. Ich wollte....Die Wende steht immer noch bevor..." bei diesen Worten starrte er mich hoffnungsvoll an und seine Augen begannen glasig zu glitzern. Mein Unbehagen wuchs stetig , ich war kein Mensch der Verantwortung tragen konnte. Zum Glück sprach Hanc weiter und blies meine Gedanken mit einem Streich fort. Stattdessen bemerkte ich das Andre zu mir hinüber sah und mich frech angrinste , als unsere Blicke uns kreuzten. Sofort merkte ich die Hitze in mir aufsteigen. Ich wurde wieder rot und drehte beschämt meinen Kopf zur Seite ,sodass er meine glühenden Wangen nicht sehen konnte. Aber als ich seine süßen Grübchen erneut sah , war ich enttarnt. Er wusste ganz genau was er mit mir angestellt hatte. --"tot" dieses Wort aus Hancs Mund ließ all meine Alarmglocken läuten und sofort galt meine Aufmerksamkeit wieder ihm. Andre quittierte das mit einem etwas zu lautem Seufzen , aber keiner ließ sich von Hanc ablenken. Alle Augen waren geweitet, außer die Meiner Mutter. Sie schien das alles nicht mehr zu erschrecken."Meine ganze Familie war mit einem Schlag ausgelöscht. Fast , bis ich den schlimmsten Fehler in meinem Leben begang. Ich tötete meinen letzten Halt , meinen Drachen Dalgur. "Zeitgleich stieg Hanc und mir die Tränen in die Augen. Er dachte an Dalgur und ich an Zarkan. Schon wieder entglitt ich der Realität, es war mir völlig egal was noch erzählt wurde. Auch das Isabella mittlerweile sprach interessierte mich kein wenig.Es war mir egal. Alles war mir egal. Und es tat gut meine eigenen Fingernägel in meinem Fleisch zu spüren. Plötzlich spürte ich etwas anderes , noch schöneres. Wärme um meine Taille , die zu meiner Hand wanderte und sie aus ihrer Verkrampfungen befreite. Ich ließ alles geschehen , obwohl ich wusste , dass es Andre war , der sich hinter mich gesetzt hatte. Die Gleichgültigkeit in mir begann sich langsam wieder aus ihrer Gestalt zu lösen. Meine Sinne waren geschärft und in mir glomm ein Gefühl des getröstet Seins auf. Es tat so gut Andre bei mir zu haben , jemanden zu haben der einen verstand. Jemanden der auch aufs tiefste Traurig war , und nur um dir bei zu stehen , seine Gefühle verbarg. Eine ungewollte Träne rollte über meine Wange , über meine Lippen und tropfte von meinem Kinn auf den laubgrünen Waldboden. Und es war das erste mal , dass ich nicht wusste wem die Träne galt. Nach dieser Träne begann ich mich besser zu fühlen , freier , leerer. Es gab noch mehr Menschen die so viel schreckliches erlebt haben wie ich. Ich war nicht allein. Das Gefühl war gut. Und ich beschloss glücklich zu werden und ich war es schon ein bisschen. Aber fürs erste hatte das Geschpräch wieder eine hohe Priorität für mich. Mein Kopf war wieder zu Isabella gewandert und ich verfolgte jede Bewegung ihrer Lippen als sie sprach. "Und ich begriff erst Wochen später das Dalgur nie Elyanor etwas angetan hätte." Selbst Hanc hatte mehr gelitten als ich , hatte eine Mauer um sich gebaut , und keiner durfte einen Blick über sie werfen. Er war ein gebrochener Mensch. Niemals durfte ich so werden, niemals. "Ab dem Tag wusste ich , dass ihm jemand mit Magie seine arme Drachenseele geraubt haben musste. Eine andere Erklärung konnte es nicht geben. Und da Hanc nicht mehr auffindbar war , behielt ich sein Baby. Er wusste ja nicht einmal davon das ich es hatte...das wusste ich ebenfalls nicht" sie sprach sehr leise "Er dachte sein Kind wäre ihm zusammen mit seiner Frau Elyanor geraubt worden. Aber nein ich behielt es bei mir aus Angst es sollte auch noch getötet werden. Ich wechselte mehrmals meine Wohngegend." Sie sah auf den Boden. "Ich dachte Hanc würde mich irgendwann finden , aber wie sollte er wenn er doch nichts wusste. Ich....es tut mir leid." Das letzte Wort war nur ein flüstern gewesen. Doch ich war sicher , dass derjenige an den es gerichtet war es gehört hatte. Seine Augen waren anders , die Wut hatte sich komplett aufgelöst. "Irgendwann bekam ich dann Post." Hanc sah sie hoffnungsvoll an. "Er erkundigte sich nach dem Wohlbefinden meiner Schwester." Er? "Sag mir endlich wer der Mörder meiner Familie ist "Urplötzlich war Hanc aufgesprungen und hatte begonnen zu schreien. " Ich will ihn töten , ihn quälen , seine Familie auslöschen , ihn foltern , ihn leisen sehen." In Hancs Augen funkelte unbändiger Zorn. "Ich suchte mir bei ihm eine Arbeit , wollte mehr über ihn herausfinden , und da hab ich. Er ist ein Wandler. Ihr hört alle richtig , diese Rasse war nach dem Krieg eigentlich komplett ausgelöscht , aber er....war noch am leben. Deshalb kann er auch in Menschengestalt mit Magie umgehen. Leider weiß ich nicht wie die Tiergeatalt des Barons aussieht." Meine Augen weiteten sich...

DrachenmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt