Kapitel 35

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Der Mann hatte sein ganzes Haus nach dem Einbrecher abgesucht , aber nichts als eine selenruhig schlafende Katze gefunden. Was ihm komischer vorkam war das halb geöffnete Fenster im Schlafzimmer. Die Katze hatte sich genüsslich den Wind durchs Fell streichen lassen und hatte ihn angefaucht , als er das Fenster schloss. Mit der Zeit kam es ihm nicht mehr ganz so ungewöhnlich vor. In seinem Alter passierte es eben ab und an , dass etwas vergessen wurde. Damit hatte er sich zufrieden gegeben und ist in den Garten gegangen. Den spaltbreit geöffneten Wandschrank hatte er übersehen.

Im Garten begann er erst die Erde in den Gemüsefeldern umzugraben. Wenn er auf einen Stein stieß musste er sich ächzend bücken um ihn darauf in seinen Eimer sinken zu lassen. Er hatte heute schon ziemlich viele Steine gesammelt. Später würde er die schönsten aussortieren um mit ihnen seine Blumentöpfe zu schmücken. Den Rest würde er entsorgen. Gemächlich ging er zurück zum Haus und stellte den Eimer vor die Tür. Dann ging er hinters Haus um drei große Gießkannen zu füllen. Einen Wasserschlauch besaß er nicht. Also nahm er eine Gießkanne nach der anderen um die frisch aufgewühlte Erde zu gießen. Als er fertig war ging er ins Haus zurück um sich die Hände zu waschen und sofort fiel ihm die fliderfarbene Hostensie (?) ein , die er gestern für seinen Garten gekauft hatte. "Vergesslicher alter Mann bist du geworden." Sagte er seufzend zu sich selbst und trug die schöne Pflanze in den Garten. Als er sie endlich eingepflanzt hatte rieb er sich glücklich die Hände. Doch etwas stimmte nicht mit seinem sonst so schönen Garten. Er musterte den Gartenzaun kurz mit scharfem Blick und da fiel es ihm auf. Ein Blumentopf fehlte. Nachdenklich strich er sich über Stirn und Haare wobei er den ganzen Schmutz an seine Stirn schmierte. Achselzuckend begab er sich zurück auf seine Felder um den Sonnenuntergang zu genießen. Er blickte blinzelnd in Richtung Horizont und ließ seinen Blick schweifen. Seine Aschblonden Haare waren mittlerweile fast ganz von einem Grauschimmer überzogen. Silbrig glitzerten seine Haare in der Sonne. Aus aufkeimender Langeweile zog er eine seiner Steckrüben aus der Erde. Es war schlimm für ihn , wenn er nichts zu tun hatte und so lief er langsam schlendernd zum naheliegenden Bach um die Rübe im seiner Hand zu waschen. Er sah das kristallklare Wasser schon von
Weitem. Es türmte sich zu Wellen und formten kleine Strudel. Der Wind wurde Stärker und das Wasser zischte in feinem Nebel über die Wasseroberfläche. Die grauen Haare wurden ihm ins Gesicht geblasen und er erhob seinen Blick gen Himmel. Dieser eine Blick genügte und er wusste das es schon sehr bald regnen würde. Und zwar nicht sehr wenig. Der Sturm der sich anbahnte veranlasste den Mann aber nicht zu gehen. Im Gegenteil, er wusch sich seelenruhig die Hände. Die dreckige Knolle lag in seinem Schoß. Er wusste , dass er es nicht rechtzeitig nachhause schaffen würde und tatsächlich spürte er auch schon die ersten Tropfen in seinem Gesicht. Schon bald wurde der Regen stärker , aber auch dies schien ihm nichts auszumachen. Er griff nach der Steckrübe und wusch auch diese. Er wusste nicht wie lange er im Regen gesessen hatte , aber langsam wurde es dunkler und Dr Bach immer voller. Er hatte sich schon fast in Einen reißenden Fluss verwandelt. Selbst das Ufer begann sich zu lösen , und der Mann ging langsam auf Abstand. Er hob den Kopf und ließ sich den vom Wind getriebenen Regen ins Gesicht prasseln. Er kam sich in seiner Situation , mitten im schüttenden Regen , unwirklich vor. Er konnte gerademal ein paar Meter weit sehen. Und trotzdem nahm er die Bewegung hinter dem nächsten Baum war. Etwas kam auf ihn und somit auch auf den Bach zu. Der Regen erschwerte ihm dir Sicht und er erhob sich und kniff die Augen zusammen , Was allerdings nichts brachte. Doch dadurch das das Ding immer näher kam , konnte er so langsam dessen Umrisse erkennen. Zumindest war es nicht klein. Er wollte schon abhauen , weil er glaubte es sei ein Wildschwein , aber dem war nicht so. Als das Tier schließlich vor ihm im Bach stand uns seine Augen auf ihn richtete , bekam der alte Mann fast einen Herzinfarkt. Stauchelnd wirbelte er herum und rannte um sein Leben. Als er Matschbeschmiert an seinem Haus ankam und sich umdrehte , war der Drache nicht mehr zu sehen. Keuchend lief er zum Feldweg und suchte sein Fahrrad um den Wächtern Alarm zu schlagen. Doch das Fahrrad war spurlos verschwunden. Völlig entkräftet ging er also zu Fuß.

DrachenmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt