Kapitel 48

66 8 2
                                    

Ich wurde unsanft aus dem Schlaf gerüttelt. Nur schwer ließen sich meine Lieder öffnen. Das grelle Tageslicht blendete mich und ich stöhnte auf. "Miranda! " wieder dieses nervige Rütteln. Diesesmal stöhnte ich lauter auf. Dann spürte ich etwas nasses , das über mein Gesicht glitt. Zarkans Zunge! Jetzt war ich hell wach und richtete mich langsam auf. Mit meinem verschwommenen Blick konnte ich Andre ausmachen , der vor mir am Boden Kniete. "Was ist denn los?" Müde rieb ich mir die Augen und starrte den verschrockenen Jungen mit meinen eisblauen Augen an. "Ihr müsst hier weg!" Ich-ch meine du und die Drachen!" Langsam wuchs meine Besorgnis und ich rappelte mich auf. Andre half mir hoch und stand zwischen den beiden Drachen. "Wächter! Mindestens fünfzig! Sie ,sie durchkämmen das Gebiet , angeblich zur allgemeinen Sicherheit" Er atmete flüchtig ein."Sie suchen dich Miranda!" Mir blieb kurz das Herz stehen und ich konnte seine Worte noch nicht ganz verarbeiten. Er schien es sehr eilig zu haben und auch ernst zu meinen ,da er plötzlich meine Arme packte und mir eindringlich in die Augen sah. "Ihr müsst hier weg! Und nicht erst heute mittag!" Bei seinen Worten überfiel mich ein kalter Schauer. "Wann? Wann sind Sie hier?" Er lockerte seinen Griff und schien angestrengt zu überlegen. "Nachhause..."  Jetzt fiel mir wieder der Plan von Gestern ein. Ich lächelte Andre an. "Kommst du mit....mit mir?" fragte ich den immernoch nachdenklichen Jungen. "Was?" Er horchte auf. "Ob du mich begleitest". Ich lächelte und er antwortete mit einem zögerlichen Lächeln, das aber schnell verflog. "Wohin ? Ich kann meine Mutter nicht alleine lassen , sie braucht meine Unterstützung, sie Arbeitet ja den ganzen Tag beim Baron." Niedergeschlagen senkte er den Blick. "Kein Problem , ich werde wiederkommen....nachdem ich Zuhause war , bei meiner Mutter." Er sah mich fragend an. Dann lächelte Andre schwach :" sie hat dich bestimmt sehr vermisst." Ich nickte bloß. "Dann ....danke für alles." Erst verstand ich nicht ganz doch dann umarmte ich ihn einfach. "Sehen wir uns wieder?" fragte er in die Umarmung. Ich nickte nur und sagte als wir uns wieder voneinander lösten "Ich hoffe". Dann machte ich kehrt und pfiff die Drachen zu mir. Sofort waren sie da. Ich sah noch einmal zu Andre und dann stieg ich entschlossen und mit festem Blick auf Zarkans Rücken. Als wir abgehoben waren wurde der Wald schnell kleiner und Andre war schon bald nur noch als kleiner Punkt auszumachen. Ich lächelte und freute mich auf den Heimweg. "Nachhause." Flüsterte ich in Zarkans Ohren.

Endlich hatten wir das Moor hinter uns gelassen und am Horizont erkannte ich den schwachen umriss einer Stadt. Meinem Zuhause. Burningborough! Die Sonne war schon fast untergegangen und die letzten Zirpen waren verstummt.  Als wir näher kamen konnte ich schon langsam den großen Glockenturm ausmachen. Im schwachen Licht der Dämmerung sah ich auch den Wald immer näher rücken. Ein tolles Gefühl machte sich in mir breit , ein Gefühl der Heimat. Ich ließ diesen Augenblick kurz auf mich wirken bevor ich Zarkan anstupste , damit er tiefer flog. Da sah ich schon unser Haus , und das von David und Hanc. Ich verzog das Gesicht als ich an meinen "Freund" und den Mann aus meinem Alptraum dachte , seinem Vater. Schnell Vertrieb ich den Gedanken und dachte darüber nach was ich sagen sollte. Ich konnte ja schlecht einfach reinspazieren und sagen :"da bin ich!" Was sollte ich bloß sagen...was würde meine Mutter von mir denken? Egal , ich würde es einfach auf mich zukommen lassen. Die Entscheidung wurde mir so oder so abgenommen , da Zarkan in unserer sperrlich beleuchteten Straße landete. Er gurrte mich an , und ich stieg ab und kraulte ihn kurz an dem Wulst zwischen seinen Augen. Aufmunternd brummte er ich an und Melody stieß mich von der Seite an. Dann lief ich zu unserer Eingangstür. Und dann sah ich es , die Tür war offen und ich erstarrte augenblicklich. Niemals würde meine Mutter Nachts die Tür auflassen. Irgendetwas war hier sehr falsch. Mit einem ungutem Gefühl betrat ich das Haus. Alles war dunkel und sonst hörte ich auch nichts. "Maaam!" Keine Antwort. Etwas histerischer rief ich noch einmal , aber wieder antwortete niemand. Schnell rannte ich in den ersten Stock und in mein Zimmer. Es war durch wühlt und meine Mutter war wie vom Erdboden verschluckt. Mir der Kraft einer Lawine überollte mich die bittere Wahrheit.

DrachenmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt