PoV Alice
Angespannt saß ich nun in einem Gebüsch und starrte nervös auf das Haus meines Bruders, welches nicht so groß ist wie es mir als kleines Mädchen immer vorgekommen ist, eigentlich war es eher schlicht. Ein schlichtes weißes Haus mit einem braunen Dach. Früher kam es mir wie ein Palast vor und Jack und ich waren König und Prinzessin, früher wo alles noch in Ordnung war und ich meinem Bruder über alles geliebt habe.
Ein kleines stechen durchzog meine Brust, woraufhin ich meine Hand in den Stoff meines Pullovers vergrub und meine Augen zusammenkniff. Ich atmete einmal tief ein und aus, vor mir erstreckte sich der kleine Kiesweg welcher zu dem Haus führte. Wir hatten uns vorher besprochen, wie wir am besten vorgehen. Am Ende entschlossen wir uns dazu das jemand bei dem Haus Wache hält und wenn Jack raus geht holt diese Person dann die anderen um unbemerkt Luna aus dem Haus zu schaffen. Ich habe mich freiwillig fürs Bewachen gemeldet, doch da alle sich darin einig waren das es für mich alleine zu gefährlich ist, entschied sich Hoseok sich mir anzuschließen.
Wenn man vom Teufel spricht bemerke ich das der Busch neben meinem sich auffällig bewegt und Hobi leise zischt. Ich musste leicht schmunzeln doch erstarrte sofort als ich eine Bewegung in meinem Augenwinkel bemerkte. Blitzschnell verfinsterte sich mein Gesichtsausdruck und ich sah zur Tür, aus welcher wie erwartet ein gelangweilt aussehender Jack heraustritt. „Wurde aber auch mal Zeit.“, murmelte ich zu mir selbst. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen, möge sie noch so klein sein. Mein Hass auf ihn war unbeschreiblich, ich wusste nicht einmal das man eine Person so sehr hassen kann und dann auch noch seinen Bruder, doch ich tat es, ich hasse ihn mehr als alles andere auf dieser gottverdammten Welt. Wenn ich könnt würde ich ihn jetzt einfach anspringen und seine Kehle aufschlitzen, sein erbärmliches Leben beenden. Viele wären dann glücklich, viele würden sich freuen.
Ich riss mich zusammen und blieb weiterhin in meinem Versteck. Angespannt beobachtete ich wie er den Kiesweg entlang gang, der Kies knirschte unter seinen Schuhen und seine Schlüssel klimperten bei jedem Schritt den er machte, jedes kleinste Geräusch machte mich grade verrückt. Ich hörte es leise neben mich rascheln, Hoseok scheint sich aus versehen bewegt zu haben. Ich würde nervös und hoffte das Jack nichts mitbekommen hat, aber das Glück war nicht auf unserer Seite. Jack's Blick wurde misstrauisch und er starrte auf den Busch, hinter welchen sich Hoseok versteckt hielt. Ich wusste nicht was ich machen soll und so blieb ich einfach stumm sitzen. Mein ganzer Körper spannte sich an als mein Bruder sich dem Busch näherte. Ich betete zu allen Göttern die ich kannte, dass sie Hoseok verschonen sollen. Ich fühlte mich grade unendlich nutzlos, Hoseok wird vielleicht gleich erwischt und ich hocke hier nur in meinem Versteck und tue nichts was ihm ansatzweise helfen würde, dafür sind wir doch extra zu zweit hier.
Ich kratzte all meinen letzten Mut zusammen und versuchte die Laute eines Vogels nachzustellen. Jack hielt inne und sah nun zu meinem Busch, mein Herz begann schneller zu schlagen und mein Magen drehte sich um. Ich schluckte, mir wurde übel und ich beobachtete nervös wie Jack meinem Busch immer näher kam. Schritt für Schritt kam er mir immer näher, jeden Schritt den er weiter nach vorne trat brachte mich mehr um den Verstand. Ich versuchte meinen schnappenden Atem zu beruhigen und kniff die Augen zusammen. Ich konnte es nicht mehr sehen, wie diese Bestie mir näher und näher kommt und seine Augen mich förmlich erstechen wollen.
Ich musste an all die schönen Momente mit meinem Bruder denken, wodurch ein trauriges Lächeln sich auf meine Lippen schleicht. Dieses Lächeln hielt jedoch nicht lange und ich spürte eine kleine heiße Träne meine eiskalte Wange runterlaufen. Es blieb nicht bei dieser einzelnen, es kamen immer mehr bis die salzige Flüssigkeit in Strömen aus meinen Augen floh. Ich Biss mir auf die Unterlippe um keinen laut zu machen. Ich krallte mich in den weichen Stoff meines Pullovers und versuchte diese Schmerzen zu verdrängen. Ich versuchte meine Furcht zu verdrängen. Ich versuchte alles zu verdrängen. Ich wollte in diesen Moment nichts sehnlicher als nichts zu sein und einfach mit dem Wind weit wegzutreiben.
Mir kam es so vor als würde ich schon seit Ewigkeiten hier sitzen und weinen. Meine Unterlippe war inzwischen blutig, was mich jedoch nicht aufhielt nur noch fester auf sie zu beißen. In mir herrschte die pure Verzweiflung, ich wusste nicht mehr was ich tun soll. Ich hatte Angst. Angst davor was jetzt gleich mit mir passieren würde. Angst davor wieder in diesen stickigen dunklen Keller gesperrt zu werden. Angst davor wieder misshandelt zu werden. Ich schüttelte leicht den Kopf bei der Erinnerung an den Keller und gab ein leises Wimmern von mir, wofür ich noch ein wenig fester zubiss. Ich kniff meine Augen vor Schmerz stärker zusammen und krallte mich noch mehr in meinen Pullover.
Plötzlich ertönte das Geräusch von raschelnden Blättern und ich erstarrte. Ich öffnete vorsichtig meine Augen, doch kniff sie sofort zischend wieder zu. Diese Helligkeit ist unerträglich für meine Augen. „Oh mein Gott, was ist denn mit dir passiert Alice?“, fragte eine mir bekannte Stimme besorgt. Nur sehr langsam gewöhnte sich meine Augen an die Helligkeit und ich erkannte endlich mein gegenüber. „Namjoon…“, sagte ich leise und mit krächzender Stimme. Namjoon half mir langsam auf, ich fühlte mich unglaublich träge. Als ich mich kurz umsah, bemerkte ich das Jack gar nicht mehr da war. „Wo ist Hoseok?“, fragte ich heiser. Namjoon sah mich leicht traurig an, was mich etwas verwirrte. „Ich hatte gehofft du könntest mir diese Frage beantworten.“, meinte er schließlich seufzend und fuhr sich nervös einmal durch die Haare.
Ich riss die Augen auf und starrte in die Leere. Kann es sein…dass…er sich für mich geopfert hat? Und ich habe es nicht mal bemerkt, da ich zu sehr in meinen Gedanken versunken war? Betrübt senkte ich meinen Blick und starrte auf meine Schuhe. Wie konnte mir das nur passieren? Wie konnte ich alles um mich rum nicht mehr mitkriegen? Wegen mir ist Hoseok jetzt in Gefahr. Es ist meine Schuld, daran gibt es nichts zu leugnen. „Jack hat uns bemerkt, wahrscheinlich hat er Hoseok.“, murmelte ich monoton. Ich spüre eine warme Hand auf meiner Schulter und sah vorsichtig hoch. Namjoon lächelte mich mitfühlend an. „Alles gut Alice, es ist nicht deine Schuld. Wir werden schon eine Lösung finden um beide zu retten.“, sprach er ruhig, doch ich war alles andere als ruhig. In meinen Augen sammelten sich erneut Tränen und ich brach zusammen.
„Nichts ist gut! Es ist meine Schuld! Allein meine Schuld! Hätte ich doch nur eine bessere Idee gehabt!“, schrie ich unter Tränen. Ich vergrub mein Gesicht in meine Knie und schluchzte leise. Ich hätte ihm helfen sollen doch stattdessen hatte ich so einen dummen Anfall. Wegen mir wurde er von Jack entdeckt. Wieder einmal flossen Tränen meine Wangen runter und wieder einmal hatte ich Angst. Angst davor was Hoseok wegen meiner Dummheit passieren würde. „Alice beruhig dich, es ist nicht deine Schuld und Hoseok lässt sich nicht so leicht unterkriegen also mach dir nicht allzu viele Sorgen.“, sprach er sanft auf mich ein, „Jetzt lass erstmal zu den anderen zurück und dann überlegen wir uns etwas.“. Ich sah mit tränenüberströmtem Gesicht hoch, sein Blick war mitfühlend und sanft. Ich wischte mir die Tränen so gut es ging mit meinem Ärmel weg und nahm die Hand von Namjoon, welche er mir hinstreckt.
Innerlich hatte ich mich zwar noch immer nicht beruhigt, allerdings wollte ich nicht, dass er sich noch mehr sorgen machte, weshalb ich mich zusammenriss. Ich erwiderte Namjoon’s Lächeln zaghaft. Ein letztes mal sah ich zu Jacks Haus, ehe ich Namjoon folgte. Die anderen warteten in einem Hotel, mein Apartment war zu gefährlich und außerdem auch zu klein für 9 Personen. Auf dem Weg zum besagten Hotel dachte ich die ganze Zeit nur an die Situation von vorhin. Wie konnte ich es nicht bemerken, dass Jack Hoseok erwischt hat? Wie lange saß ich da, zusammengekauert und weinerlich? Ich seufzte frustriert über mich selbst. Wenn ich nicht so einen plötzlichen Gefühlsausbruch gehabt hätte, wäre Hoseok jetzt mit uns auf den Weg zum Hotel. Warum sind meine Nerven so durchgebrannt? Ich muss stärker werden, sowohl innerlich als auch äußerlich.
-Nach langer Zeit endlich wieder ein Kapitel. Ich habe gestern Nacht die letzten Kapitel geschrieben und werde sie jeden Tag oder alle zwei Tage veröffentlichen.
Es werden noch 4 Kapitel und ein Epilog kommen. Das Ende ist nah.
Ich hoffe das die wenigen, die sich noch für diese FF interessieren, diese letzten Kapitel gefallen.-
Schönen Tag/schöne Nacht noch
~Katze :3
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Smile? Impossible.《BTS FF》
Fanfiction15 Jahre ist es nun her. 15 Jahre voller Trauer und Selbsthass. 15 Jahre voller Tränen und schlafloser Nächte. 15 Jahre voller Stille. 15 Jahre wo man nur das leise schluchzen hörte. 15 Jahre wo ich vergessen habe was Glück und freude ist und wie es...