Amber PoV.
Zwei Monate zuvor
Diese eine Verhängnisvolle Nacht an meinem 21. Geburtstag hat mein ganzes Leben verändert. Der Grund. Ich werde wahrscheinlich bis zum Ende meines Lebens nicht mehr richtig gesund. Auf der Heimfahrt vom Club zu mir nachhause hatten Daphne und ich einen Autounfall. Im Nachhinein verstehe ich nicht, warum ich überhaupt in das Auto eingestiegen bin, wo ich doch genau wusste, wie viel auch sie getrunken hatte. Aus Blödheit. Blindem Vertrauen. Oder aber wegen meiner Unzurechnungsfähigkeit. Immerhin hatte ich an dem Abend auch was getrunken. Auch wenn es nur zwei Radler und ein Shot Wodka waren. Der zugegeben mehr reingeballert hat als gedacht.
Deshalb bin ich gerade dabei unser Leben wieder in den Griff zu bekommen und mit den neuen Umständen klarzukommen. Mit uns sind ich und meine kleine Schwester Hailey gemeint. Das Sorgerecht für sie habe ich, seit ich 18 bin. Unsere Eltern kamen von ihrer Urlaubsreise nach Afrika, genauer gesagt Kenia, nie zurück. Sie stürzten auf dem Rückweg mit dem Flugzeug ab. Dabei kamen hunderte von Menschen ums Leben. Manchmal frage ich mich, warum sie unbedingt dorthin fliegen mussten oder warum sie nicht einfach zwei Tage länger bleiben konnten, denn dann wäre das wahrscheinlich nicht passiert. Wir beide hätten noch unsere Eltern und ich hätte nicht so einen Schwachsinn gemacht.
Zum Zeitpunkt des Unfalls meiner Eltern war ich gerade mal 17 und Hailey ein bisschen älter als ein Jahr. Die paar Monate bis zu meinem 18. Geburtstag lebten wir in einem Kinderheim. Die Mitarbeiter des Heims waren glücklicherweise so verständnisvoll unserer Situation gegenüber, dass ich mir mit einem anderen Mädchen ein Zimmer geteilt habe, in dem Hailey mit schlafen durfte. Daher kommt unsere enge Bindung. Uns beide gibt es nur im Doppelpack.
Egal wie aussichtslos meine Lage damals auch schien. Ich hätte Hailey niemals aufgegeben.
Natürlich war der Beginn unseres Lebens nach dem Heimaufenthalt schwierig. Dennoch habe ich es ganz gut gemeistert. Kurz nach meinem 18. Geburtstag zogen wir beide in eine Einrichtung für junge Mütter mit Kindern. Doch sobald meine kleine Schwester in den Kindergarten gehen konnte, suchte ich mir einen Job als Kellnerin. (Dort habe ich übrigens meine beste Freundin Chiara kennengelernt.) Man verdient zwar nicht die Welt, aber es reicht für uns zum Leben.
Mit dem vererbten Geld unserer Eltern und dem Hausverkauf finanziere ich unsere jetzige Drei-Zimmer Wohnung. Den größten Teil habe ich aber beiseitegelegt. Entweder für Notfälle oder für Haileys spätere Collegekosten, die ich sonst nicht allein stemmen könnte. Es hätte zu der Zeit ja noch keiner ahnen können, dass schon bald so ein Notfall eintreten würde. Denn die Krankenhauskosten, waren alles andere als billig und die anschließende Reha kam noch hinzu.
Denn die letzten zwei Monate habe ich nichts anderes gemacht. Nach dem Unfall wurde ich anscheinend gleich ins Krankenhaus eingeliefert. Wobei ich mich an diesen Teil nicht mehr erinnern kann. Genauso wie an den Autounfall an sich. Was genau passiert ist, weiß ich nur von den Erzählungen von Chiara. Es heißt, dass ein anderer Autofahrer an einer Kreuzung in uns reingefahren ist. Genauer gesagt in meine Seite. Beim Überqueren der Kreuzung, kam ein Auto von rechts und ist in die Beifahrerseite reingefahren.
Komischerweise hat Daphne keine bleibenden Verletzungen davongetragen. Auch wenn das egoistisch klingt, ist es dennoch eigenartig. Bis auf eine kleine Platzwunde am Kopf und einige blauen Flecken ist sie glimpflich davon-
gekommen. Ganz im Gegensatz zu mir. Bei dem Unfall habe ich mir ebenfalls eine Kopfplatzwunde zugezogen. Außerdem habe ich eine instabile Fraktur zweier Lendenwirbel. Das heißt, dass mein Rücken nie wieder so stabil sein wird, wie zuvor. Mit Schmerzen muss ich ebenfalls immer rechnen. Und damit, dass sie wahrscheinlich nie ganz weg gehen werden.Nach dem Unfall war ich zwei Wochen im Krankenhaus, da die Ärzte diesen Bruch nur durch eine Operation „heilen" konnten. Denn ganz geheilt ist er nicht und wird er auch nie sein. Das heißt, dass ich auch mein restliches Leben lang immer irgendwie eingeschränkt bleiben werde. Im Anschluss an den Krankenhaus-
aufenthalt folgten dann eineinhalb Monate in der Reha. In der Zeit habe ich zusammen mit den Therapeuten angefangen meine Rückenmuskulatur wieder aufzubauen. Denn durch die Operation und das viele Liegen hat diese sich in kürzester Zeit extrem zurückgebildet.In der Zeit, in der ich nicht zuhause war, hat sich Chiara liebevoll um meine kleine Schwester gekümmert. Die gesamte Zeit über, hat sie zusammen mit Hailey in unserer Wohnung gewohnt. Auch wegen meiner Sorge, bezüglich Hailey. Ich wollte vermeiden, dass sie aus ihrem gewöhnlichen Umfeld gerissen wird, denn das wäre noch schlimmer gewesen als meine Abwesenheit. Die sie auch kaum ertragen hat. Aller zwei Tage haben die beiden mich in der Reha besucht und mir somit den Tag versüßt. Denn neben meiner Therapie konnte ich nichts anderes machen.
Seit gut einer Woche bin ich wieder aus der Reha zurück. In der Zeit habe ich versucht unseren normalen Tagesablauf vor meinem Unfall und der OP wieder einzustellen. Das klappt aber noch nicht ganz so gut, wie ich mir das eigentlich vorgestellt habe. Chiara sagt immer, ich soll Geduld haben. Aber da ist sie bei mir bei solchen Dingen an der falschen Adresse. Ich habe es früher schon immer gehasst, wenn ich krank war, die ganze Zeit im Bett zu liegen, anstatt andere sinnvolle Dinge zu machen. Trotzdem muss ich es versuchen. Mit meiner besten Freundin und meiner kleinen Schwester. Die beiden geben mir Kraft für all das bevorstehende, was noch auf mich bzw. uns zukommt.
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Gegenwart
Geschafft lasse ich mich vorsichtig auf unser gemütliches Sofa sinken. Mir bleiben noch genau eineinhalb Stunden, bevor ich Hailey aus dem Kindergarten abholen muss. Diese Zeit nutze ich meistens zum Entspannen und Abschalten. Denn sobald Hails zuhause ist, gibt es davon nicht mehr viel. Chiara hat mir vor 7 Minuten eine Nachricht geschrieben. In dieser wollte sie wissen, ob ich gut zuhause angekommen bin und wie es mir geht. Obwohl wir uns vor 20 Minuten das letzte Mal gesehen haben. Vorhin habe ich meine Freundin in dem Cafe besucht, in dem wir beide arbeiten. Nur das ich aufgrund meiner Verletzung vorerst krankgeschrieben bin.
Ich sag immer sie ist sowas wie unsere zweite Mum. Chiara sorgt sich stets um das Wohlergehen von Hails und mir. Auch schon vor meinem Unfall. Glücklicherweise wohnt sie nicht allzu weit von uns entfernt. Sodass sie schnell hier ist, falls mal etwas ist. Mit ihrem älteren Bruder Ashton teilt sie sich eine große Loftwohnung. Ehrlichgesagt bin ich noch nicht oft dort gewesen. Meistens kommt meine Freundin zu uns. Ansonsten müsste ich Hailey mit dahinnehmen und ich weiß nicht, ob Ashton etwas dagegen hätte. Ihren Bruder selbst habe ich erst ein- oder maximal zweimal zu Gesicht bekommen. Sozusagen kenne ich ihn nicht persönlich, sondern mehr von Chiaras Erzählungen.
Ich beschließe die verbleibende Zeit mit Fernsehschauen zu verbringen. Gesagt getan. Natürlich kommt um diese Uhrzeit nichts Gescheites, sodass ich schließlich irgendeine Sitcom nur halbaufmerksam ansehe. In Momenten wie diesen wird mir bewusst, wie sehr ich meine Schwester vermisse. Hailey ist mein kleiner Sonnenschein, mein kleiner Wirbelwind. Sie kümmert sich, so gut es mit ihren vier Jahren eben geht, um mich. Ständig fragt sie mich, wie es mir heute geht und ob ich dolle Schmerzen habe. Was zuckersüß von ihr ist.
So in meinen Gedanken vertieft, habe ich am Ende keine Ahnung, worum es in dieser Sitcom eigentlich geht. Noch dazu habe ich komplett die Zeit vergessen. Ein Blick auf mein Handy bestätigt mir, dass es jetzt höchste Zeit ist meine kleine Schwester aus dem Kindergarten abzuholen. Deshalb ziehe ich mir zügig meine Winterjacke und Winterstiefel an. Dann schnappe ich als letztes meinen Schlüssel und verlasse die Wohnung.
_________________________________________Heute gibt es das erste richtige Kapitel.
Auch wenn wir beim Prolog keine 25 Reads geschafft haben, danke ich trotzdem allen, die diesen Teil gelesen und dafür gevotet haben.❤
Diesmal gibt es bei 10 Reads ein neues Kapitel.
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Amber
RomanceWas ist, wenn ein einziger Tag dein gesamtes Leben verändert. Das erfährt Amber am eigenen Leib. Eigentlich sahen ihre Pläne für die Zukunft anders aus. Doch auch wegen ihrer kleinen Schwester versucht sie alles dranzusetzen, ihr vorheriges Leben w...